Seventeen

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Der Unterricht war spurlos an mir vorbeigezogen wie die Häuser und Bäume während einer Autofahrt. Ich hatte mich kaum auf die Worte meiner Politiklehrerin konzentrieren können. Viel zu sehr nagte das vorherige Gespräch mit Cole an mir.

Im Nachhinein bereute ich sogar, so offensichtlich reagiert zu haben. Er wusste nun nämlich, wobei ich empfindlich war, indem er gewiss mein Verhalten hintergefragt und angezweifelt hatte. So wie ich es bei ihm mit seiner Situation getan hatte. Ich konnte ihm nichts verübeln.

Obwohl Suela und ich schon bald im Musikgeschäft ankamen, hatte ich auf seine dies bezüglichen Fragen keine Antwort parat. Ich hoffte inständig, dass der Eindruck, den ich bei ihm hinterlassen hatte, nicht sonderlich Aufmerksamkeit weckend gewesen war.

Nach dem Gespräch war ich völlig aufgelöst bei ihr aufgekreuzt, also musste ich Suela auch den Grund dazu offenbaren. Glücklicherweise verstand sie die Situation mit nur wenigen Details. Seither hatte sie leider nicht einmal geschafft, mich wegen meines Unbehagens zu beruhigen.

Bis zum Butterfly's waren es nur noch wenige Meter. Ich wechselte die Spur, nachdem ich den Blinker betätigt hatte und bog an der Ampel rechts ab. Minuten später parkte ich meinen Audi perfekt an den Straßenrand und entzog den Autoschlüssel aus dem Zündloch.

Sie stieg bereits aus und schubste die Autotür wieder zu, während ich mir noch einen kurzen Augenblick gab, um mich fassen zu können. Anschließend griff ich nach meiner Handtasche, die auf der Rückbank gelegen hatte und tat meiner besten Freundin nach.

Cole stand an der Kasse, als wir den Laden betraten und schien wegen etwas genervt zu sein. Diesen Blick an ihm kannte ich mittlerweile äußerst gut. "Was ist denn mit dir los?", fragte die Blondine sogleich belustigt, womit sie auch seine Aufmerksamkeit auf uns zog.

Erst als er uns sah, erhellte sich wieder seine Miene. "Manche Kunden sind Arschgeigen. Das ist los", erklärte er und umrundete währenddessen den Tresen, bevor er vor uns zu Stehen kam. Suela nickte verstehend, derweil ich mit ihm regelrecht mitfühlte. Menschen waren so eigen.

Sie ging in den Mehrzweckraum, nachdem sie mir netterweise meine Sachen abgenommen hatte, weshalb Cole und ich uns nun aufeinander fixierten. Jetzt bestand die Gefahr, dass er auf unser letztes Gespräch zurückkommen würde. Auweia, was könnte ich denn dazu erwidern.

Zu meiner Erleichterung kam von ihm jedoch nichts dergleichen, stattdessen sprach er mich auf Suelas Anwesenheit an. Er wirkte dabei wie immer. Zwischen uns lag keinerlei Anspannung, zumindest wenn ich es von seiner Sicht aus versuchte zu betrachten.

"Sie hat ihren Hausschlüssel vergessen und weil bei ihr niemand zu Hause ist, habe ich sie einfach mitgenommen", erklärte ich, wofür er Verständnis zeigte, "du wirst sie aber kaum wahrnehmen, keine Sorge", schob ich rasch nach, da ich nicht wusste, wie Cole zu Suela stand.

Er winkte sofort ab. Mir wurde ganz warm, als ich seine nächsten Worte hörte. "Quatsch, ihre Gegenwart stört mich nicht. Sie ist cool." Er drückte sich zwar schlicht und einfach aus, aber trotzdem sorgte er dafür, dass ich mich endlich wieder entspannte. Es war wirklich alles gut.

Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Ich hätte nicht erwartet, wie sehr es mich freuen würde, dass sich die Beiden eine Chance zum Kennenlernen gaben. Solange sie sich als angenehm empfanden und ich nicht zwischen die Fronten geriet, war alles bestens.

"Was ist mit deinen Freunden?", erkundigte ich mich im nächsten Augenblick neugierig. Schließlich spielte auch sein Freundeskreis eine gewisse Rolle, wenn ich mehr über ihn erfahren wollte. Cole nahm einen verblüfften Ausdruck an. Sichtlich rechnete er wie schon so oft nicht mit meiner Frage.

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