C O L E
Ich würde nicht behaupten, dass ich mein aktuelles Leben unter Kontrolle hatte. Es fühlte sich an, als wäre ich nicht mehr imstande, die Konsequenzen meiner Taten zu tragen. Aus diesem Grund saß ich nun in Grays Bar und wartete auf Amara, da das endgültig geklärt werden musste.
Mir wurde bewusst, dass ich nicht länger über diese Situation herrschte, in dem Moment, als mir Celias Augen verrieten, wie sehr ich sie enttäuscht hatte. Ich hatte viele Fehler begangen, aber am meisten bereute ich, ihr das Gefühl gegeben zu haben, dass sie mir nicht vertrauen konnte.
Ich wusste nämlich, wie schmerzhaft sich das anfühlte, die Person, die man liebte, kein Glauben schenken zu können. Wie es war, von Skepsis und Misstrauen erfüllt zu sein, obwohl man das doch gar nicht sein wollte. Und trotzdem hatte ich Celia kein bisschen davor bewahrt.
Stattdessen wurde ich unglaublich wütend auf sie und wurde aggressiv, sobald wieder Elijah in jeglicher Hinsicht in unserem Leben auftauchte. Mein Verstand war wie genebelt gewesen, dass mich erst im Nachhinein die Einsicht traf, wie unfair ich sie die ganze Zeit über behandelt hatte.
Celia hatte mir nie Gründe dafür gegeben, an ihr zu zweifeln. In den bedeutsamsten Momenten hatte ich das jedoch vergessen, wodurch sie mich jetzt nicht mehr sehen wollte. Sie entschied sich für die Distanz, und diesen Freiraum musste ich ihr geben. Obgleich mir das gefiel oder nicht.
Sie sagte zu mir, ich sollte erst dann zu ihr kommen, wenn ich mich wieder vollständig im Griff hätte. Wenn ich erwachsen wurde. Scheiße nochmal, sie hatte Recht, also tat ich auch, was sie von mir verlangte. Ich riss mich zusammen und stellte mich endlich meinen Problemen.
Amara brauchte das Gespräch, um sich mir zu erklären, während ich es brauchte, um das Lügennetz, das um meine Beziehung gesponnen wurden war, durchbrechen zu können. Mit ihr hatte es angefangen und mit ihr würde es auch enden. Alles, was danach folgte, betraf nur mich.
Sie hatte exakte zwei Minuten, bis sie zur abgemachten Zeit erscheinen musste. Amara wusste, wie sehr ich Unpünktlichkeit anderer verachtete und war zu aufgeregt gewesen, als ich sie anrief, somit ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie diese Tür eine Sekunde zu spät betrat.
Meine schwitzigen Hände umfassten das Glas. Daraus würde ich vermutlich nicht mehr trinken. Ich beobachtete Gray, wie er um sich herum sauber machte. Zuvor hatte er versucht, mich zu beruhigen, doch ich hatte ihm gar nicht zuhören können. Meine Gedanken kreisten um Celia.
Mir war klar geworden, dass mich nicht Amaras baldige Worte beängstigten, sondern Celias Reaktion, wenn sie von meiner Wahrheit erfuhr. Mir tat es zu sehr weh, wie sie die Nähe zu mir abblockte, dass ich keinen Tag länger warten wollte. Heute Abend würde ich mit ihr sprechen.
Amaras Duft erreichte mich schon, ehe sie dicht an mich heran getreten war. Etwas in mir versuchte gegen die Erinnerungen anzukämpfen, die dieser Geruch mit sich brachte. Ich sah sie nicht an, während sie sich mir gegenüber auf den Stuhl setzte. Sie war sogar zwanzig Sekunden zu früh.
"Der Verkehr war miserabel. Ich habe es nicht eher geschafft", murmelte sie und hing ihre Jacke an den Stuhl. Ich sagte nichts dazu, sondern bemerkte Gray, der mit einem letzten stärkenden Blick in einem der hinteren Räume verschwand. Keine Rückzieher mehr, ich war bereit dazu.
"Hoffentlich nicht so miserabel wie der in Schweden", entgegnete ich und lehnte mich zurück. Jetzt schaute ich ihr auch in die Augen. Ich wusste nicht, was ich sonst hätte erwidern können. "Schweden war ganz in Ordnung", meinte sie kleinlaut und zupfte am Ärmel ihres Pullovers.
Wäre ja auch jammerschade gewesen, wenn sie meinetwegen das verdammte Land verließ, nur um dann an einem Ort zu landen, wo sie sich nicht wie Zuhause fühlen konnte. Tja, da hatte sie wohl Glück gehabt. "Wie schön es dort auch war, es war nie England. Es blieb immer fremd."

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Cloverleaf
Storie d'amoreDie Begegnung an einem Schiffshafen sorgte bei Cole und Celia für ein Gefühlschaos, das beide zuvor noch nie verspürt hatten. Sie konnten das, was zwischen ihnen war, nicht definieren. Gar sahen sie ein, dass sich ihre Herzen nach einander sehnten...