Mein Tag verlief himmlisch. Die Herbstferien standen endlich vor der Tür, während das Butterfly's wegen Renovierungsarbeiten erstmals geschlossen blieb, somit ich nicht arbeiten musste. Natürlich war es nun meine Pflicht, den befristeten Urlaub in vollen Zügen auszukosten.
Suela und ich fuhren heute in die Innenstadt. Wie ich die Straßen Londons vermisst hatte. Wir betraten die unterschiedlichsten Boutiquen, kauften unheimlich viel ein und setzten uns in ein herzliches Café, worin wir ungestört über alles plaudern konnten. Mir ging es wirklich gut.
Beim Anblick der zahlreich bunten Einkaufstüten verspürte ich ein wohliges Gefühl, wodurch ich ein weiteres Mal begriff, dass stets neue Kleidung und Schmuck wie Balsam für die Seele wirkte. Am meisten freute ich mich aber über das süße Haarband, das sie für mich ausgesucht hatte.
Ironischerweise kaufte ich ihr ebenfalls ein kleines Geschenk, weil ich sie überraschen wollte, weshalb es ziemlich witzig wurde, als wir uns plötzlich gegenseitig beschenkten. Ich bekam das Haarband und sie eine Handyhülle, da sie ihre gestern auf rätselhafter Weise geschrottet hatte.
Meine beste Freundin machte es sich auf meinem Bett bequem, während ich anfing, meine Tüten auszuleeren. "Der Tag war echt schön. Das haben wir seit unserer Bootsreise nicht mehr unternommen", sprach sie anschließend meinen Gedanken aus, wozu ich zustimmend nickte.
Der Einkaufstrip in London stand nicht in der Planung, weswegen sich alles ganz spontan ergab. Wir videochatteten und aßen nebenbei unser Frühstück, bis Suela einwarf, dass sie ewig nicht mehr in der Großstadt war, um sich so richtig zu amüsieren. Da schlug ich vor, dies nachzuholen.
Wir richteten uns her, stiegen ins Auto und trafen wohl die beste Entscheidung, die wir diesen Monat je hätten treffen könnten. Ausnahmsweise schalteten wir selbst unsere Handys aus, weil uns alles andere nicht mehr wichtig schien, außer die gemeinsame Zeit, die wir zusammen verbrachten.
Ich räumte zuerst die Accessoires ein, da das einfacher war und mich weniger Mühe und Aufwand kostete, als auf einmal meine beste Freundin einen lauten, gar frustrierten Seufzer ausstieß. Sofort blickte ich zu ihr auf. Sie hielt ihr Handy in der Hand und wirkte enttäuscht.
"Was ist passiert?", wollte ich besorgt wissen. Hoffentlich hatte sie keine schlechte Nachricht erhalten. Heute musste jede erdenkliche Negativität weiterhin von uns fernbleiben. "Rate mal, wer mir kein einziges Mal geschrieben hat, obwohl er meinte, er würde sich ganz sicher melden."
Es dauerte volle drei Sekunden, bis ich Grays Namen über die Lippen bringen konnte. Ach, daher wehte also der Wind. "Vielleicht ist er nur beschäftigt?", ergänzte ich aufmunternd, aber sie schüttelte verneinend den Kopf. "Komm schon, sei nicht sofort pessimistisch. Schreib du ihm!"
Suela verzog missfallend die Miene, was ich nochmals als ein klares Nein deutete. Durch ihre ekligen Zweifel glaubte sie pausenlos, dass sie ihn verschrecken würde, wenn sie ihm zu nahe trat. Dabei erkannte sie gar nicht, wie viel ihm an ihr lag. Gray war hoffnungslos verliebt in sie.
Dementsprechend pflegte ich immer zu sagen, dass all die Arschlöcher, die sie davor gedatet hatte, einen ordentlichen Schlag in ihre nichtsnutzigen Visagen verdienten. Ihre Unsicherheit ging schließlich auf ihre Konten. Hätte ich doch bloß die Jahre über weiterhin hier gewohnt.
"Baby, du machst dir umsonst Sorgen", versuchte ich sie zu besänftigen. Ich konnte das jedoch nicht weiter erläutern, denn alles, was ich sagen könnte, klang entweder wie ein Standard-Spruch, den kein Mädchen hören wollte oder sie würde mir ohnehin keinen Glauben schenken.
Während ich darüber nachdachte, dass sie verdammt nochmal so stur war wie ein Esel, kramte ich in der kleinen Tüte nach den Ringen. Anschließend nach meinem Mitbringsel, das für meinen Liebling bestimmt war. Hoffentlich würde es ihm gefallen. Ich konnte ihn nicht vergessen.
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Cloverleaf
RomanceDie Begegnung an einem Schiffshafen sorgte bei Cole und Celia für ein Gefühlschaos, das beide zuvor noch nie verspürt hatten. Sie konnten das, was zwischen ihnen war, nicht definieren. Gar sahen sie ein, dass sich ihre Herzen nach einander sehnten...