Fourty

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Die Aussichtsplattform war mein Ort, den ich oft besuchen kam, wenn es mir total schlecht erging. Hier schien nämlich alles so klein und friedlich, dass es mir einfacher fiel, den Kopf zu befreien. Normalerweise half es mir wie einstig das Klavier, mich vollständig besser zu fühlen, aber nicht heute.

Mein Inneres tat weh. Ich war so erschöpft, dass ich allmählich glaubte, dass ich mich nicht länger auf den Beinen halten konnte. Ich wollte zurück unter meine Bettdecke kriechen und so tun, als hätte mich mein Freund nicht die ganze Zeit über belogen. So war es viel leichter, lästige Probleme wegzudenken.

Mir war jedoch klar, dass das genauso wenig in Frage kam. Abhauen war noch nie die beste Lösung gewesen. Vermutlich standen Cole und ich auch deswegen nahe am Abgrund. Wir beide ignorierten unsere Konflikte und spielten uns vor, dass alles in Ordnung wäre, bis wir darunter zusammenbrachen.

Hätte ich doch nur gewusst, dass neben den Verdrängungen auch diese Lügen zwischen uns existierten. Ich konnte nicht begreifen, aus welchem verdammten Grund er mir seine damalige Beziehung verschwiegen hatte. Scheiße nochmal, er hätte mit mir darüber sprechen müssen.

Ich hatte doch gemerkt, wie anders er sich benommen hatte, seit Amara angekommen war. Vielleicht bestand mein Fehler darin, dass ich trotz dessen nicht tiefer nachgehakt hatte, aber die größere Schuld trug in meinen Augen Cole, weil er mir von nichts erzählt hatte.

In der ganzen Zeit, während wir beide zusammen waren, hatte er nicht mal seine Exfreundin mit nur einem Wort erwähnt. Ich kannte Amara bloß als eine ehemalige Bekannte- dass sie sein Herz gebrochen und ihn verlassen hatte, war mir so fremd, dass ich unfassbar wütend darüber wurde.

Ich wäre schließlich für ihn da gewesen. Ich hätte alles dafür getan, um ihn vergessen zu lassen, was diese Furie ihm angetan hatte. Stattdessen fürchtete er sich vor meiner Reaktion. Das war so falsch. Seine Vergangenheit mit dieser Frau war nichts, wofür ich ihn verurteilen durfte.

Selten war ich mir so hintergangen vorgekommen wie jetzt in diesem Moment. Jeder Atemzug schmerzte. Das, was sich in den letzten Tagen an Gefühlen und Frustrationen angesammelt hatte, drohte mich zu übermannen. Ich hasste dieses Gefühl. Es passte nicht zu mir.

Hinter mir vernahm ich ein Auto. Cole war da. Ich hatte mich noch nicht entscheiden können, wie ich dieses Gespräch führen wollte, oder wie es künftig mit uns beiden weitergehen sollte. Meine Hände zitterten, während ich meine Kette fest mit meinen Fingern umklammerte.

Die Schritte auf dem Kies wurden immer lauter, bis sie verstummten. Daraufhin spürte ich ihn dicht bei mir. Im Augenwinkel sah ich, dass er mir gleich tat und sich neben mich an das Auto anlehnte. Es fiel mir schwer einzuschätzen, ob er begriffen hatte, dass ich nun die Wahrheit wusste.

"Wann hattest du vor, es mir zu sagen?" Meine Stimme klang stärker als ich es ihr zugetraut hätte. Ich weinte auch nicht mehr. Nein, in seiner Gegenwart würde ich deswegen keine einzige Träne mehr verlieren. "Heute Abend." Mir blieb für den Bruchteil einer Sekunde die Luft weg.

Cole atmete hörbar aus. Er wirkte nicht so, als würde er wissen, was er sagen musste. "Wart ihr damals sehr glücklich miteinander?", brachte ich hervor, verwundert, wieso ich ausgerechnet auf diese Frage eine Antwort erhalten wollte. Wir schafften es, uns dabei in die Augen zu sehen.

"Glücklich war ich erst richtig mit dir, Celia." Seine Worte schienen so süß und aufrichtig, dass ich zu jener Zeit, in der noch Vertrauen zwischen uns herrschte, ihnen wirklich geglaubt hätte. Jetzt konnte ich das nicht mehr. Es gelang mir einfach nicht und das tat unglaublich weh.

"Das zwischen Amara und mir war nichts, das so besonders war, wie es zwischen uns beiden ist, denn es war einseitig gewesen", setzte er an und schluckte sichtbar. Seine Stimme hatte etwas zittriges. "Sie war meine Kindheitsfreundin. Das erste Mädchen, in das ich mich verliebt habe."

CloverleafWo Geschichten leben. Entdecke jetzt