Three

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Möglichst leise verstaute ich den Einkauf in den kleinen Kühlschrank. Ich wusste nicht, ob Suela schlief oder mit anderen Dingen beschäftigt war, aber nur ungern wollte ich ihre Aufmerksamkeit auf mich ziehen, indem sie hörte, dass ich wieder zurück war.

Immerhin würde sie nachfragen, wieso das so lange gedauert habe und ob etwas passiert sei und ich hatte weder die Lust noch die Nerven dazu, ihr von dem Vorfall mit Cole zu erzählen. Denn das würde ganz bestimmt der Fall sein, zumal mir eine Ausrede nichts nützte.

Suela durchschaute einen nämlich sofort. Sie wusste, wann jemand die Wahrheit sagte und wann nicht. Das Mädchen besaß den Blick eines Adlers, ihr entging nichts. Nicht einmal ein Staubkorn. Demnach hoffte ich inständig, dass ich unbemerkt in meine Schlafkabine gelangte.

"Was machst du da?", ertönte hinter mir eine verschlafene Stimme. Zu meiner Erleichterung war es Venora, die offenbar eben erst aufwachte. "Wie geht's dir heute?", erkundigte ich mich, anstatt ihre Frage zu beantworten, und nahm sogleich einen besorgten Ausdruck an, als ich merkte, wie erschöpft sie schien

Trostlos zuckte sie mit den Schultern, schlürfte zur Kaffeemaschine und schaltete kurz daraufhin diese an. "Hat er sich bei dir gemeldet?", hakte ich nach. Wiederholt zuckte sie die Schultern. Wieder einmal wollte sie nicht über ihre Beziehung reden. Wie immer, wenn Reece Mist baute.

Ansonsten fand sie jedes Mal einen Weg, wie sie das Thema auf ihn lenken und uns eintrichtern konnte, dass Reece sie wie seine Prinzessin behandelte und der Allerbeste war. Laut ihr sei er ein Prinz, wie es im Buche stand. Dem war leider jedoch nicht so.

Meinetwegen sollte sie bei jeder Gelegenheit versuchen, für ihn ein gutes Wort einzulegen, trotzdem würde sie Suela und mich niemals umstimmen können. Unsere Meinung stand fest, wir hielten nichts von Reece.

Er war ein untreues Schwein, ließ meine beste Freundin oftmals leiden und manipulierte sie dermaßen, dass Nora ihm dennoch jedes seiner Fehler verzieh. Er war einfach nur widerwärtig.

Daher hörte sie nicht auf uns, wenn wir meinten, dass Reece sie nicht wie seine Prinzessin, sondern wie seine Königin behandeln solle. Stattdessen nahm sie ihn sofort in Schutz und sagte, dass wir ihn nicht kennen würden.

Nora sah eben nichts ein, wenn es um ihren Freund ging, was wirklich schade war. Sie verstand nicht, dass wir bloß das Beste für sie wollten. Aber irgendwann wird sie bestimmt selber begreifen, dass Reece ihr nicht zu ihrem Glück verhalf, sondern ihr in vielerlei Hinsicht schadete.

Glücklicherweise hinderten die Geräusche der Kaffeemaschine eine bedrückte Stille. Gedankenverloren wartete Venora auf ihren Cappuccino. Ich erkannte anhand ihres Gesichtsausdrucks, dass sie zweifelhaft über ihren festen Freund nachdachte.

"Dein Kaffee ist fertig", informierte ich sie im nächsten Moment kleinlaut. Wie als wäre sie aus einer Trance erwacht, zuckte die Spanierin unter meiner Stimme zusammen. Anschließend schien sie selbst zu merken, dass sie in Gedanken vertieft an Ort und Stelle stand.

Bevor sie sich die Tasse nahm, lächelte sie mir kurz zu und setzte sich hinterher an den mittelgroßen runden Tisch. Ich beobachtete sie, wie sie monoton das heiße Getränk mit einem Löffel rührte. Bedrückt musterte ich meine beste Freundin.

Wenn sie erfuhr, dass Reece ihr gegenüber scheinbar untreu wurde, gab es drei Phasen ihrer Reaktion darauf und ihren dies bezüglichen Gefühlen. Suela und ich kannten diese nur all zu gut. Diese Phasen konnten wir selbst wie eine auswendig gelernte Formel im Schlaf aufsagen.

In der ersten Phase ihrer Frustration weinte sie bitterlich durch, was gestern der Fall gewesen war. In der Zweiten war sie schweigsam und nachdenklich, versteckte vergeblich ihren Kummer hinter einer gleichgültigen Fassade- also heute, und war insbesondere lustlos.

CloverleafWo Geschichten leben. Entdecke jetzt