Total erledigt schlenderte ich in das frisch geputzte Wohnzimmer, da dort mein Laptop lag. Suela wollte mich in Kürze per FaceTime anrufen, vor allem weil wir uns in letzter Zeit kaum persönlich treffen konnten. Entweder waren wir beide beschäftigt oder sie erkältete sich.
Aktuell lag sie nämlich mit Fieber und Halsschmerzen sowie einer tropfenden Nase im Bett, da sie am vergangenen Abend, als sie wieder mit Gray unterwegs war, Opfer des Platzregens wurde. Und so weit ich wusste, war er nun genauso krank, nur dass es ihn viel schlimmer erwischt hatte.
Gray hatte Cole aber erzählt, dass das trotzdem einer der besten Abende war, den er seit Langem wieder verbracht hatte. Cole hatte es wiederum mir erzählt, worauf ich ihm sagte, dass es Suela ebenfalls sehr gefallen hatte. Irgendwie war es spannender gewesen, über die Beiden zu reden.
Während ich auf dem Sofa saß und darüber nachdachte, ob unsere besten Freunde genauso über uns sprachen wie wir über sie, bekam ich auch schon Suelas erwarteten Anruf. "Oh mein Gott, Celia! Gestern konnte ich es dir nicht am Telefon erzählen, weil Gray da war, aber jetzt..."
Ich lehnte mich gemütlich zurück, griff nach dem erst besten Kissen, das mir in die Finger kam und presste es an mich, derweil ich erwartungsvoll meine beste Freundin anschaute. "Ich habe Venora im Lokal getroffen. Du hast nicht übertrieben, als du meintest, dass sie verändert wirkt."
"Nicht zu vergessen, dass sie wieder mit dem Ekel zusammen ist", erwiderte ich und rümpfte missbilligt die Nase, als ich mich zurück an ihr Auftreten als Paar erinnerte. "Das ist sowieso ein Mysterium an sich, aber das ist jetzt nicht der Punkt. Ihr Verhalten hat mich nämlich angekotzt."
Ich stöhnte genervt auf, zumal ich mir vorstellen konnte, wie ihre Begegnung abgelaufen war. "Lass mich raten. Sie hat sich groß aufgespielt und hatte eine freche Klappe, weil sie sich anders nicht zu schützen wusste. Das wäre nämlich eine klassische Venora Castro."
"Noch schlimmer", sagte Suela. Ich versuchte ruhig zu bleiben, denn der kleinsten Aufregung war sie nicht würdig genug. "Wir haben uns zuerst alleine unterhalten, wobei sie sich wirklich zurückhaltend und zögerlich verhalten hat. Ich wollte ihr da jedenfalls nicht an die Kehle springen."
Ein Husten unterbrach sie, der sich zum Glück nicht verschlimmerte. Sie trank lediglich ein Schluck Wasser, bevor sie sich mit ihrer Erzählung beeilte. "Dann kam aber Reece dazu. Großkotzig wie immer. Ab da hatte sie plötzlich den Mumm und wurde ziemlich respektlos."
Das war einfach nicht zu fassen. Ich konnte vollkommen nachvollziehen, wenn Nora sauer auf mich war und sich dementsprechend auch harsch äußerte, aber Suela hatte diese Frechheit nicht verdient. Mir passte das überhaupt nicht. "Undankbares Miststück", murmelte ich.
"Celia, sie ist nur ein undankbares Miststück, weil Reece sie zu einer macht. In seiner Gegenwart verschwindet das liebe Mädchen, das sie eigentlich ist", gab sie mir zu Bedenken. "Und ich glaube nicht, dass sie mit dir im Laden so gesprochen hätte, wenn sie alleine gewesen wäre."
Ich rief mir die Tage ins Gedächtnis, an denen wir während unserer Freundschaft gestritten hatten. Der Streitpunkt war immer Reece gewesen. "Es hat keinen Sinn mehr, weiter darüber zu sprechen. Wir sollten es einfach akzeptieren, Suela. Sie hat sich endgültig für ihn entschieden."
Ihre Mimik änderte sich, als auch sie diese Erkenntnis traf. Ich sah ihr ihre bittere Enttäuschung an. Vielleicht hatten wir beide die kleine Hoffnung, dass sich alles zum Alten wandeln würde, aber jetzt realisierten wir, dass Venora niemals wieder ein Teil dieser Freundschaft sein wollte.
Davon abgesehen war zu viel zwischen uns geschehen, das unverzeihlich schien und das Band zwischen uns, wovon wir glaubten, dass es jegliche Last aushalten würde, hatte sich entzweit. Die Chancen für eine Versöhnung, welche wir ohnehin nicht mehr wollten, standen sehr gering.

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Cloverleaf
RomanceDie Begegnung an einem Schiffshafen sorgte bei Cole und Celia für ein Gefühlschaos, das beide zuvor noch nie verspürt hatten. Sie konnten das, was zwischen ihnen war, nicht definieren. Gar sahen sie ein, dass sich ihre Herzen nach einander sehnten...