Fourty three

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C E L I A

Ich spürte, dass der heutige Abend ein bereichernder Abend werden würde. Ich würde mich nicht in Selbstmitleid und Kummer versenken. Es war an der Zeit wieder die Kontrolle über meine Gefühle zu ergreifen und die Celia zu werden, die nichts und niemand nieder kriegen konnte.

Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich ganz und gar bereit dazu war, heute Spaß zu haben, ohne mich dabei bremsen zu lassen. Mir gefiel, was ich sah. Ich hatte die dunklen Schatten unter meinen Augen erfolgreich kaschiert und meinen schönsten roten Lippenstift aufgetragen.

Man merkte mir nicht mehr an, dass ich seit Tagen jeden Abend, wenn ich endlich alleine war, nur mit geschlossenen Jalousien im Bett lag. Ich heulte mich in meinem Plüschkissen aus, weil ich mich innerlich so zerbrochen fühlte und sehnte mich nach Cole.

Er verursachte zwar mein Leiden, doch war gleichzeitig der einzige Mensch, der mich wieder vollkommen fühlen lassen würde. Ich vermisste ihn schrecklich, aber konnte auch nicht seine Nähe ertragen. Also stieß ich ihn von mir. Es erschien mir sehr paradox, wenn ich darüber nachdachte.

Immer wenn ich ihn sah, spukten fürchterliche Vorstellungen von ihm und Amara in meinem Kopf herum. Ich hatte Bilder vor Augen, die mich auseinanderrissen. Ich malte mir unweigerlich aus, wie er sie damals geküsst und berührt oder geliebt haben musste. Ich verglich mich mit ihr.

Und dann kamen die schmerzhaften Fragen auf. Ich fragte mich, ob er sie mit denselben liebevollen Blicken angesehen hatte, mit welchen er mich immer ansah. Oder ob er ihre Haare am Abend auch zu einem Zopf geflochten hatte, weil sie ihr nur störend im Gesicht klebten.

Cole flocht mir die Haare mit der Begründung, dass sie sonst meine schönen Augen verdecken würden. Eine Herausforderung hatte er es genannt, meine wilden Locken zu bändigen. Ich hatte nur gelacht und er säuselte mir all die Kleinigkeiten ins Ohr, die er an mir wie verrückt liebte. 

Ich ertrug den Gedanken nicht, dass er solche kleinen Momente auch mit Amara geteilt hatte. Bisher hatte ich es nicht über mich gebracht, meinen Frieden damit zu schließen. Solange sich daran nichts änderte, würde ich ihm nicht für seine Fehler und Lügen vergeben können.

Aber heute sollte es nur um mich gehen. Alec gab eine Party und lud jeden ein, einschließlich Cole, doch ich war fest entschlossen, mich nicht von seiner Anwesenheit irritieren zu lassen. Ich würde alles, was mir nicht gut tat, außen vor lassen und mich nur auf mich selbst konzentrieren.

Ich griff nach meiner Tasche und meinen Autoschlüssel, bevor ich mit einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel meine Komfortzone verließ. Ich würde Cole beweisen, dass es mir auch ohne ihn gut ging. Er sollte merken, dass es mich nicht interessierte, wie er sich fühlte.

Mir gefiel es nicht, wie verletzlich ich mich ihm gezeigt hatte, als ich zu betrunken war, um selbstständig nach Hause zu finden. Wir hatten nicht über diesen Abend gesprochen und ich erinnerte mich nicht, was ich zu ihm alles gesagt hatte, aber ich war wohl sehr ehrlich gewesen.

Ich wollte ihm nie zeigen, wie es in mir drinnen wirklich aussah, seit wir auseinander geraten waren und das hätte auch so bleiben sollen, bis wir uns wieder versöhnten, doch nun musste ich uns beide daran erinnern, dass ich auch alleine stark war. Ich war weder verloren noch einsam.

Als erstes bemerkte ich sein fehlendes Auto, nachdem ich aus der Haustür trat. Er musste schon losgefahren sein. Die kühle Brise wehte mir entgegen, während ich mein Auto entriegelte. Ich setzte mich ans Lenkrad und konnte mir nicht verkneifen, mich im Rückspiegel zu betrachten.

In mir machte sich eine leichte Nervosität bemerkbar, denn ich kaute auf meiner Unterlippe, aber ich ließ nicht zu, dass sie mich übermannte. Ich wollte mir nicht den Lippenstift ruinieren. Ich freute mich bereits auf den sehnsüchtigen Blick von Cole, wenn er mich sehen würde.

CloverleafWo Geschichten leben. Entdecke jetzt