C E L I A
Vor mir lag mein aufgeschlagenes Physikbuch, das mir meine letzten Nerven raubte. In drei Tagen schrieb ich die Prüfung, wofür ich erst heute zu Lernen begonnen hatte. Dabei wollte ich dieses Mal vor Wochen anfangen. Die Ferien sinnvoll nutzen, um mich vollständig vorzubereiten.
Ich war zu dumm für diese Scheiße. Mein Gehirn raffte nichts von dem, was in diesem Buch stand. Und dann hatte ich auch noch einen Ohrwurm von einem nervigen Song, der mir nun wirklich nicht diese Qual erleichterte. Ich wusste nicht einmal, wie es hieß. Es lief oft im Radio.
Mein Zimmer war nie zum Lernen oder Hausaufgaben machen optimal, weil ich mich dort ziemlich schnell ablenkte, weswegen ich mich immer ans Esstisch setzte. Dort fand ich jedes Mal meine Ruhe, aber heute meinten meine Eltern, mich jede Minute etwas fragen zu müssen.
Entweder das oder sie unterhielten sich so laut, dass ich allmählich die Krise bekam. So wie immer, wenn ich mich durch die Klausurenphase schlagen musste. Alec hatte mir Gott sei Dank freigegeben, bis ich die Prüfung hinter mich gebracht hatte. Er war die einzige Bereicherung.
Warum er Cole dagegen nie dieselbe Güte zeigte, verstand ich nicht, aber dieses raffinierte Arschloch hatte sowieso keine Schwierigkeiten mit Physik oder Mathe. Ich sah ihn nie lernen und trotzdem bekam er bessere Punkte als ich. Das war so unfair. Sein Können wollte ich auch.
In Naturwissenschaften war er zwar das Genie, aber in den anderen Fächern benötigte er die Hilfe von mir, zumal er für die anderen Fächer tatsächlich lernen musste, also glich sich das glücklicherweise wieder aus. Hätte es das nicht, hätte das vermutlich mein Ego nicht verkraftet.
Mein Blick wanderte erneut genervt zu meinen Eltern, die dicht beieinander standen und wegen irgendetwas lachten, woraufhin ich mich hörbar räusperte. Sie gaben mir die gewünschte Beachtung. "Ich versuche zu lernen", erinnerte ich sie. "Würdet ihr bitte woanders reden?"
Mein Vater grinste, während Mamá sich halbherzig bei mir entschuldigte. Unfassbar, sie nahmen mich nicht einmal ernst. Papá kam auf mich zu und legte seine Arme um meine Schultern, bevor er mir einen Kuss auf den Kopf drückte. "Du stresst dich zu sehr, Celia", meinte er sanft.
"Ich kann das nicht!", sagte ich trotzig und schmollte. "Das denkst du. Dabei gibst du sofort auf, bevor du überhaupt versuchst, es zu verstehen." Nein, es gab bloß gewisse Dinge im Leben, die mein Gehirn nicht logisch auffassen wollte. Das hatte nichts mit meiner wenigen Eifer zu tun.
"Möchtest du einen beruhigenden Tee?", fragte mich meine Mutter aus der Küche und Papá sprach mir gut zu, dass das sicherlich helfen würde. Ich brauchte keinen Tee, sondern meinen klugen Freund, der mir diese Hölle erleichtern sollte. Demnach verneinte ich entschlossen.
"Ich warte eigentlich nur auf Cole, bis er seine Schicht im Butterfly's beendet hat und nach Hause kommt. Er wollte mir helfen", erklärte ich ihnen, woraufhin mein Vater die Stirn runzelte. "Celia, es ist schon halb neun. Eure Arbeitsschicht ist doch längst vorbei." Scheiße, was?
Ich sah mich nach einer Uhr um, da ich weder Handy noch Laptop bei mir hatte, und stellte entrüstet fest, dass er tatsächlich mit der Arbeit fertig sein musste. "Was mache ich dann noch hier?!", entfuhr es mir panisch. Ruckartig stand ich auf und sammelte meine Sachen zusammen.
Zum Schluss drückte ich Papá, dem ich für die Erinnerung sehr dankbar war, einen raschen Kuss auf die Wange, den er mit einem Schmunzeln abtat. Ich zog mir irgendwelche Schlappen an und lief zum Nachbarhaus. Es war bereits dunkel, was mir echt nicht hätte entgehen können.
Nana Rose begrüßte mich herzlich, so wie immer, wenn ich herkam, dass es mir leichtfiel, mich wie zu Hause zu fühlen. Wir unterhielten uns nur ganz kurz, da sie mir meine Eile anmerkte, und ließ mich mit den Worten, dass ich Cole in seinem Zimmer finden würde, nach oben laufen.

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Cloverleaf
Roman d'amourDie Begegnung an einem Schiffshafen sorgte bei Cole und Celia für ein Gefühlschaos, das beide zuvor noch nie verspürt hatten. Sie konnten das, was zwischen ihnen war, nicht definieren. Gar sahen sie ein, dass sich ihre Herzen nach einander sehnten...