Thirteen

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Die Rückfahrt verlief angenehm schweigsam. Cole musste nach Hause, das Zeug seiner Großmutter bringen und wollte zudem nachsehen, wie es ihr den ganzen Tag über ergangen war, weswegen wir ausgemacht hatten, das Videoband später gemeinsam anzusehen.

Erschöpft schlenderte ich hinauf in mein Zimmer, legte meine Tasche beiseite und ließ mich blindlings auf mein Bett fallen. Mir hatten meine geliebten vier Wände gefehlt. Dank der ganzen Aufregung heute konnte ich mir erst jetzt ein wenig Ruhe gönnen.

Ich ließ den Tag in Revue passieren und fasste nicht, dass ich anhand des USB-Sticks in meiner Tasche, der toxischen Beziehung meiner besten Freundin jederzeit ein Ende setzen konnte. Es war eigenartig, zu wissen, dass man derartiges unter seiner eigenen Kontrolle hatte.

Erst vor einer Stunde hatte mich Venora gefragt, was sie Reece denn am besten schenken sollte. Anschließend bat sie mich um Rat bezüglich ihres Outfits. Mir wurde übel, sobald ich daran zurückdachte, wie sehr sich meine Süße auf ihr Dreijähriges mit ihrem Arschloch-Freund freute.

Der Jahrestag war in fünf Tagen, was hieß, dass ich entweder diesen verhindern würde, indem ich ihr so schnell wie möglich die Aufnahmen zeigte, auf der Reece mit einem anderen Mädchen turtelte, während sie ahnungslos am Arbeiten war oder ich ließ durch Zögern ihr Dreijähriges zu.

Welche Entscheidung ich auch treffen würde, letztendlich beichtete ich Venora sowieso die unerfreulichen Tatsachen. Sie musste erfahren, dass ihr- hoffentlich bald Ex-Freund- untreu war. Sie sollte keine weiteren Versuche in eine Liebe investieren, welche bloß einseitig existierte.

Ugh, ich war drauf und dran, eine Beziehung- wenn auch mit guten Absichten- zu ruinieren, die nicht einmal meine eigene war. Und das, obwohl Nora mir ausdrücklich gesagt hatte, dass Suela und ich uns nicht einmischen sollten. Sie würde mich sicherlich dafür hassen.

Diese Ironie; Obwohl Reece der Bösewicht in dieser Geschichte war, kam ich mir stattdessen wie ihr größter Feind vor. War das aber nicht schwachsinnig? Schließlich machte ich nichts falsch, indem ich Nora mit der bitteren Wahrheit konfrontierte.

Ich merkte, dass ich nicht mehr überzeugt von meinen Taten war, sondern diese anzweifelte. Das war überhaupt nicht typisch Celia. Immerhin war ich nie jemand gewesen, der sein Handeln im Nachhinein bereute. Ich stand sowohl zu meinen Fehlern als auch zu meinen Misserfolgen.

Doch heute war etwas anders- ich war anders. Ich hatte weder das eine noch das andere begangen und erlitten und trotzdem konnte ich meinen Triumph, den ich Reece gegenüber empfinden sollte, nicht genießen. Meine Gedanken an Venora hinderten mich nämlich dabei.

Jetzt wurde mir auch bewusst, dass ich eigensinnig gehandelt hatte. Dass ich diese Aktion ausführte, um Nora die Augen zu öffnen, war bloß ein Teil von dem, was ich mir eigentlich damit erhofft hatte. Denn insgeheim wollte ich Reece die ganze Zeit über nur eins auswischen.

Meine Abneigung, die sich mit dezentem Hass vermischt hatte, wuchs Tag für Tag immer mehr, allein nur weil ich von ihm hörte oder ihn sah. Seinetwegen hatte ich Venoras Gefühle weniger berücksichtigt, als nötig. Mir kam nie in den Sinn, dass sie als das vielleicht gar nicht wollte.

Dementsprechend dachte ich nur, sie sei einer ätzenden Naivität verfallen, somit ich ihr wegen meines Eigenwillens eine wichtige Entscheidung nahm, die sie hätte alleine treffen dürfen. Es war, als würde mein Gewissen schreien- mir lauter hässliche Vorwürfe machen. Was zur Hölle...

Das Klingeln meines iPhones bestätigte mir, dass ich nicht vollkommen gefangen in diesen selbstzerstörerischen Gedanken war und immer noch Dinge von außen wahrnehmen konnte. Seufzend rappelte ich mich auf, las Suelas Namen auf dem Display und nahm ab.

CloverleafWo Geschichten leben. Entdecke jetzt