Es gab da eine Angelegenheit, die mir auf der Arbeit sowohl missfiel als auch amüsierte. Nämlich unsere junge weibliche Kundschaft, die mit meinem herzallerliebsten Kollegen Cole flirteten und sich ihm mit aller Kraft aufdrängten. Ihre Herangehensweisen waren manchmal eine echte Lachnummer.
Selbstverständlich machte ich mir keine Sorgen, dass sie mir zur Konkurrenz werden könnten, denn zum einen musste ich mich nicht wie sie um diesen wundervollen Jungen bemühen, da ich ihn in gewisser Weise schon hatte und zum anderen machte er sich doch selbst darüber lustig.
Aber mit anzusehen, wie Cole spaßeshalber auf die Flirtversuche einging und diese Mädchen komplimentierte, brachte mich innerlich trotzdem zum Brodeln. Schließlich besuchten sie dann den Laden nach einigen Tage wieder, nur um ihn zu sehen, wobei sie auch noch mit Hoffnung erfüllt waren.
Das Weib vor ihm, das sich momentan mit ihm unterhielt, war eine der Nervigsten, die mir je unter die Augen gekommen war. Sie klemmte sich ihre Haarsträhne hinter das Ohr, biss sich auf die Unterlippe, lachte extra laut auf und gewährte ihm einen Blick auf ihren verfickten Ausschnitt.
In diesem Augenblick verlieh sie dem Wort geschmacklos eine völlig neue Definition. Sie war der verdammte Inbegriff davon. Niemand hätte es besser als sie demonstrieren können. Nein, Celia. Du regst dich nicht wegen dieser blöden Schnepfe auf. Sie war noch nicht einmal sein Typ.
Ich atmete tief durch, als ich sah, dass sie geradewegs auf mich zusteuerte. Cole hatte sich wohl von ihr verabschiedet, weil sie das offensichtlich nicht von sich selbst aus getan hätte, somit sie jetzt das Produkt bei mir an der Kasse bezahlen wollte. Eventuell begann nun der für mich spaßige Teil.
"Ich würde das gerne einpacken lassen. Es soll ein Geschenk sein", erklärte sie. Mir entging der desinteressierte Ton nicht. "Natürlich, welches Geschenkpapier soll es denn sein?", fragte ich gespielt höflich nach. Ob ich das Geschenk absichtlich hässlich einpacken sollte?
Sie wählte das lila farbige Papier aus und bezahlte nebenbei, woraufhin ich mich an die Arbeit machte. Mich machte es ganz irre, dass sie mit ihren schlecht gemachten Fingernägeln auf den Tresen klopfte, derweil ihr Blick nach Cole suchend umherwanderte. Mädchen, du bist für ihn uninteressant.
Wie gerne ich ihr das ins Gesicht sagen wollte, doch statt meinen Gedanken direkt auszusprechen, versuchte ich es anders. "Sind Sie denn zufrieden mit unseren Produkten und unserem Personal? Ich bekomme nämlich nicht das Gefühl los, Sie hier öfter anzutreffen."
Meine Finger rissen einen Tick aggressiver an dem Tesafilm, während ihre Augen erneut die meine trafen. "Oh ja, definitiv!", sagte sie, "du hast wirklich Glück, mit einem süßen Kerl wie ihm zusammenarbeiten zu dürfen. Und er riecht auch noch so gut!" Ach, so eine war sie also.
Es kam nicht das erste Mal vor, dass ich auf ihn angesprochen wurde, sobald sie bei mir angekommen waren. Normalerweise reagierte ich darauf auch ungern, aber irgendetwas an diesem Weib störte mich extrem, dass ich es bei ihr sogar bevorzugte, ihre Hoffnung zu nehmen.
Dass sie so schnell persönlich werden würde, hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Daher entschied ich, die Höflichkeiten ebenfalls aufzugeben. "Und das ist noch nicht alles", merkte ich unbeirrt an, wozu sie mich fragend musterte. "Du solltest erst mal spüren, wie gut er küsst."
Ihr klappte die Kinnlade herunter. Auch wenn sie den Mund so schnell wieder schloss wie er sich geöffnet hatte, blieben ihre dunklen Augen weiterhin aufgerissen. Sprachlosigkeit, Irritation, Schock, Entsetzen. Die perfekte Mischung einer bitteren Reaktion. Herrlich.
Ich verkniff mir ein triumphierendes Grinsen, während ich den letzten dünnen Klebestreifen auf das Geschenkpapier befestigte. Daraufhin schob ich es ihr bereit entgegen. "Du bist mit ihm... Ihr seid? Oh mein Gott!", quasselte sie wirres Zeug, wobei ich sie nur seelenruhig betrachtete.

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Cloverleaf
RomanceDie Begegnung an einem Schiffshafen sorgte bei Cole und Celia für ein Gefühlschaos, das beide zuvor noch nie verspürt hatten. Sie konnten das, was zwischen ihnen war, nicht definieren. Gar sahen sie ein, dass sich ihre Herzen nach einander sehnten...