Prolog

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Prolog...

Er packte mich um meine Taille und zog mich mit meinem Rücken zurück an seine Brust, dass mir kurz der Atem fehlte. Sein widerliches Keuchen drang an mein Ohr und ließ mich am ganzen Körper erzittern. Es war keinesfalls eine liebevolle Berührung, mit der er nach mir schnappte und mich an sich riss. Seine Hände griffen immer fester, grober, fordernder in mein Fleisch, dass sich das vertraute Gefühl von Übelkeit in mir ausbreitete, genau wie die permanente Gänsehaut, die sich über meinen Körper legte. Ich wehrte mich nicht gegen ihn oder die Taubheit, die langsam aber sicher Besitz von mir nahm, sowohl innerlich als auch äußerlich, dass meine Sicht trüb und immer schmaler wurde bis ich irgendwann nur noch schwarze Punkte vor mir fand. Das passierte immer, wenn ich dem nachgab, was er von mir früher oder später bei jedem Treffen verlangte. Um mich vor dem Bevorstehenden abzulenken, starrte ich wie hypnotisiert das Bild einer einfachen Landschaft gegenüber an der Wand von mir an, merkte mir jede Unebenheit, jeden Makel und all die Perfektion davon, dass ich, wenn ich die Augen schloss ganz genau das Bild sehen konnte, als würde ich es niemals vergessen können. Manchmal stellte ich mir vor, wie es wäre ein Teil von ihm zu sein, dazu zu gehören. Ich malte mir aus, auf der Wiese zu liegen, das feine Gras unter meinen Fingern zu spüren, als wären es Liebkosungen, die über meine Haut streifen und der zarte Duft von Blumen, der vom Wind weggetragen wurde, hinge in der Luft. Die Hoffnung in etwas einzutauchen und nie wieder geweckt zu werden, war zu verlockend.  Ich hasse dieses Bild!

Ich hatte es schon so oft versucht ihm zu entkommen, aber jedes Mal war er schneller gewesen. Und jedes Mal musste ich mit einer heftigeren Veränderung seinerseits rechnen. Er wurde aggressiver, brutaler, nahm keinerlei Rücksicht auf mich - hat er das jemals getan?

Wie ein verschwommener Tagtraum blitzen Bilder vor meinem inneren Auge auf in denen ich mit ihm lache, mich an ihn kuschle und hoffe, dass ich dieses Mal länger bei ihm bleiben kann nur um nicht wieder alleine zu sein. In jeder einzelner Erinnerung sehe ich glücklich und zufrieden aus. Wie ist es nur zu dem hier gekommen? Wie konnte es nur so weit kommen? Aber so schnell diese Bilder, die sich wie ein anderes Leben, eines das unmöglich einst meines sein konnte, auftauchen, verschwinden sie wieder und ich werde von seinen harten Berührungen wieder ins hier und jetzt gezogen. Wie ein Anker schlingt er sich um mich, der sich nicht von mir löst und immer weiter runterzieht. Wie weit geht es noch?

„Bitte!", schluchzte ich mit leiser Stimme und wandte mich ein wenig aus seiner Umarmung – wenn man es überhaupt als seuche bezeichnen kann – um in sein Gesicht zu sehen, das so voller Hass und Wut steckte. Harte Züge dominierten sein so wunderschönes Gesicht, welches in der Dunkelheit des Zimmers noch böser wirkte.

"Bitte, Adam. Lass mich gehen!", bat ich ihn erneut. Und wie immer hoffe ich, dass er mich einfach losließ und merkte, wie weh er mir tat. Er lachte laut auf, als hätte ich ihm gerade den miserabelsten  Witz seit langem erzählt. Er leckte sich mit seiner Zunge über seine spröden Lippen, die sich daraufhin zu diesem Grinsen formten in das ich mich einst verliebt hatte. Wie konnte ich mich nur so in ihm täuschen?

„Halt deine verdammte Klappe. Weißt du nicht mehr? Du hörst nur auf das, was ich dir sage. Und weißt du was das Schönste daran ist?", er machte eine Pause, trat einen weiteren Schritt auf mich zu, so dass nun jegliche Möglichkeit zu fliehen nicht mehr möglich war. Er war so nahe, dass er in mein Ohr flüstern und ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Ich zuckte zusammen, als er unterhalb meines Ohres einen Kuss platzierte, der so intim war, dass ich mich sofort nach einer Dusche sehnte, die alles von ihm abwaschen würde. Ich kniff meine Augen zusammen, ignorierte meine Stimme im Kopf, die auf mich einschrie, die wollte, dass ich ging und nie, nie wieder zurückkam.

„Du kannst nichts dagegen tun", raunte er mir zu. Ich wollte weinen. Mich dagegen wehren und mich dann so klein machen, meine Ohren zuhalten, dass ich nichts mehr von ihm hören müsste. Denn trotz allem, war es die schmerzhafte Wahrheit, die ich einfach nicht akzeptieren wollte.

𝐑𝐞𝐬𝐭 𝐢𝐧 𝐏𝐞𝐚𝐜𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt