𝐑𝐞𝐬𝐭 𝐢𝐧 𝐏𝐞𝐚𝐜𝐞

Gefunden

Die kalte und zugleich feuchte Luft um ihn herum ließ ihn erzittern. Er zog seinen schwarzen Kapuzenpullover über seine Arme und verdeckte somit, die sich ausbreitende Gänsehaut.

Es war ihm ziemlich egal, wie es ihm ging. Er beachtete im Spiegel nicht die dunklen Augenringe, die jede Nacht, in der er nicht schlief, sich immer weiter ausbreiten. Den Geruch von Schweiß hatte er schon seit Langem ignoriert. Die Erinnerung an seine letzte warme Mahlzeit war schon lange nicht mehr in seinen Erinnerungen gespeichert. Er verdrängte solche unnötigen Sachen, denn das Einzige, was ihn die Abende nicht richtig schlafen, ihn nicht richtig essen ließ und vieles weitere war Zoey, auf die er so lange schon gewartet hat.

Ob sie mich vermisst?

Eine der wichtigsten Frage, die ihn schon seit einer geraumen Zeit plagte. Dachte sie noch immer an ihn, so wie er an sie? Würde sie ihn immer noch mit den gleichen leuchtenden Augen angucken, wie damals, als sie sich im Unterricht gesehen haben. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie war perfekt für ihn. In ihrem beigefarbenen Pullover und diesen braunen Augen, die ihn unschuldig und doch interessiert angeguckt hatten. Noch heute spürt er diese Wärme, die sich in seinem Körper verbreitet hatte.

Zwar waren die Bilder an sie nicht mehr klar so wie früher, doch es war das Einzige, was ihn aufbaute. Er wollte sie. Unbedingt und es war ihm egal, wer oder was sich ihm im Weg stellen wird. Er wird sie bekommen …

Zuerst trat er leise zwischen die kaputten Glassplitter. Versuchte so wenige Geräusche zu machen, wie er konnte, doch nach längerem Lauschen war er sich ziemlich sicher, dass sich niemand auf dem verlassenden Firmengelände aufhielt. Die große Lagerhalle, die einst mal in Betrieb war, war vollgestellt mit alten Möbeln, die vielleicht Obdachlose hier gebunkert hatten. Doch ihm war egal, was hier war. Es würde für den Anfang schon reichen.

Laut scheppernd landete eine Holzplatte auf dem Boden, die er absichtlich weggetreten hatte. Er konnte es nicht mehr erwarten sie wieder in seinen Armen zu spüren, ihren Duft tief zu inhalieren und mit ihren langen braunen Haaren zwischen seine Finger zu spielen.

Er lief weiter. Beachtete nicht mehr das Zeugs, was unordentlich und von einer dicken Staubschicht bedeckt, vor ihm im Weg stand. Im hinteren Teil der verlassenen Fabrik, die sich außerhalb L.A. befand, waren kleiner Zimmer, die früher vermutlich als Büros dienten. Ein Zimmer gefiel ihm besonders. Es war ganz hinten im Gang, fast schon versteckt zwischen den dicken Wänden und in der Dunkelheit, die überall in diesem Gebäude war, aber immer noch sichtbar für die, die dieses Zimmer kannten. Die dicke Stahltür quietschte, als er sie öffnete. Der Raum war groß genug, um hier für einige Tage zu leben.

Je näher er ihr kam und seine Pläne endlich Gestalt annahmen, desto mehr gefiel ihm die Vorstellung, wegzulaufen und dieses Mal würde Zoey mitkommen. Für immer…

Zoey:

Das Leben ist manchmal echt scheiße. Es gibt Momente, in denen du denkst, was mach ich eigentlich auf dieser Welt, wenn es sowieso niemand interessiert. Du denkst, dass du am Tiefpunkt angekommen bist, du nie wieder lachen kannst, du eigentlich in deinen eigenen Tränen ertrinken könntest, doch es gibt auch diese Momente, die alles ändern können. Vielleicht halten sie nur für ein paar Sekunden, vielleicht länger, wenn man Glück hat und diese Chance ergreift.

Genau so war der Moment als ich an diesem Tag das zweite Mal neben oder eher auf Carter aufwachte und in sein strahlendes Gesicht blickte.

Es ist schwierig solche einen Moment zu beschreiben, da alle Gefühle auf dich ein prasseln, die du versucht hast in deiner leichten Depression zu verbergen, doch in diesem Moment ist dir alles egal. Du strahlst von einem Ohr zum anderen und willst die ganze Welt umarmen. So fühlte ich mich, als Carter mein Teenagergrinsen mit so viel Zuneigung erwiderte, sein Gesicht wieder gen Himmel richtete und mit seiner freien Hand mir einige Strähnen aus meinem Gesicht zu streichen, die im wohl Schlaf dahin gerutscht sind.