Carter West

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Wie versprochen ein längeres Kapitel.

***

Carter

Gerade döste ich in Spanisch, als mich die bezaubernde Stimme der Lehrerin aus meinen Tagträumen mit Megan Fox riss.

Senor West. Pordría narrar algo sobre los vacaciones, por favor?"

„Was?", fragte ich, obwohl mir Spanisch lag. Ich mochte die Sprache. Doch wann hatte ich das letzte Mal Einsatz in der Schule gezeigt? Reichte es nicht aus, körperlich anwesend zu sein, die Tests mitzuschreiben und ab und an die Hausaufgaben zu machen?

Anscheinend nicht, denn Señora wartete geduldig. Es war nichts Neues die Blicke meiner Mitschüler auf mir zu spüren, als ich in knappen Sätzen eine Antwort schilderte.

Manche Leute verwechselten kalkulierte Zurückhaltung mit Dummheit. Sie nahmen an, ich könnte bloß den Ball über das Football Feld zu meinen Teamkollegen passen oder sahen mich als kleinen Drogendealer in einem Becken voller größerer Fischer. Die meisten wussten nicht, dass mir das verdammte Aquarium gehörte.

Andauernd wurden wir, die als Erstes einen Stempel aufgedrückt bekamen, unterschätzt. Anderen gaben sich nicht die Mühe, hinter die Fassade zu blicken, sondern beließen es dabei, uns in Schubladen zu stecken. So wurde ich zum Bad Boy der Schule. Mein Ruf eilte mir voraus, in einem Tempo, dem ich nicht mehr hinterherkam.

Natürlich brachte einem das Image, des unnahbaren Anführers einer Gruppe, auch Vorteile. Doch je mehr Gerüchte kursierten, desto höher stiegen die Erwartungen an einem. Es war Tradition den Frischlingen an der Schule von Tag eins einzuläuten, wer die Kommandos gab und was gegen Regelbrecher getan würde.

Ihren Namen sowie einige zusätzliche Informationen hatte ich nach unserem Zusammenstoß innerhalb weniger Minuten erfahren. Die Neue hieß Zoey O'Conner, kam gebürtig aus London. Sie konnte nicht wissen, wer ich war, dennoch würde ich mein ganzes Hab und Gut daraufsetzen, dass ihr spätestens in der Mittagspause klar würde, mit wem sie sich angelegt hat.

Bei dem Gedanken entschlüpfte ein Lachen. Jason Miller, einer meiner besten Freunde, blickte mich fragend an. Unbewusst zuckte ich mit den Schultern.

Ein Plan musste her. Wie konnte ich dieser Zoey zu verstehen geben, mir widerstandslos zu gehorchen?

Nach Spanisch traf ich draußen auf Ethan Hudgens. Ethan war mein engster Vertrauter. Ohne ihn an meiner Seite würde ich nicht mehr hier stehen. Er hat mir oft den Hintern gerettet. Ethan mochte der einzige sein, der mein wahres Ich noch kannte. Fuck, sogar ich vergaß zu oft, wer ich war und zu wem ich geworden bin.

„Jo, West", rief Ethan und klatschte zur Begrüßung in meine Hand. „Gehen wir am Freitag zu dieser Party bei Luke?"

Aus dem Augenwinkel erkannte ich eine zierliche Person, die sich mit drei weiteren Mädchen unterhielt. Zwei von ihnen hatten einen etwas dunkleren Teint und sahen einander ziemlich ähnlich. Wahrscheinlich Schwestern. Die Dritte im Bunde mit blonden Haaren erwiderte ohne Zurückhaltung meinen Blick. Herausfordernd hob ich eine Augenbraue. Unbeeindruckt machte sie die Geste nach.

Die Vierte versteifte ihren Rücken, ehe sich ihr Kopf drehte und unsere Blicke einander fanden. Trotz der Entfernung wusste ich, dass sie mich musterte. Ich tat es ihr gleich. Normalerweise konnte ich die Menschen in meinem Umfeld problemlos einschätzen, aber Zoeys Miene wirkte unlesbar, von einer emotionslosen Maske überzogen.

Spontan hob ich meine Hand, winkte ihr zu.

„Wir gehen", befahl ich meinen Freunden, die erwartungsgemäß keine Fragen stellten, sondern wortlos folgten. Wir verschwanden in der Menge, um von Cheerleaderinnen umgeben zu werden. Das schrille Gelächter bereitete mir Kopfschmerzen. Jason hatte sich augenblicklich in ein Gespräch verwickeln lassen, während Ethan noch immer neben mir stand. Ich deutete auf einen freigewordenen Tisch.

𝐑𝐞𝐬𝐭 𝐢𝐧 𝐏𝐞𝐚𝐜𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt