Die Begegnung der zweiten Art.

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Das Lobestragen und das Kutschengetrampel über den Pflastersteinen, brachte die Königin beinahe dazu sich zu übergeben, sie wusste nicht woran diese Regung in ihrem Magen lag, sie hatte nichts Falsches verspeißt. ,,Ist Euch nicht gut meine Königin!'', fragte Johann, er befand sich ebenfalls in der Kutsche. Seinen Dreispitz tief in seinem Gesicht, sie waren eine Weile unterwegs. Johann, der erste seiner Art, er war der Erste dessen Experimente, welche Weey ausprobierte, funktionierten. Er war wie ein Kind für sie, sie hatte solange auf eine Begleitung in der Einsamkeit gehofft. Sie verzog kaum eine Miene, ihre aufegsetzte Distanziertheit, würde sie selbst bei Johann nicht ablegen. Die Menschen riefen erfreut, die Königin war auf einen Besuch durch ihr Land und wollte sehen wie die Generationen alles aufgebaut hatten, so aus dem Nichts. ,,Das haben sie alles bauen lassen, und das ohne ihre Erinnerungen!", die Königin zog den Vorhang leicht zurück um die Merkmale sämtlicher Epochen erkennen zu können. Die Erinnerungen, sie starben genauso wie Herzen. ,,Wie sagt man doch so schön, der Mensch baut nur das was er kennt!'', Johann blickte ebenfalls aus dem Fenster, die Scheiben bestanden aus feinem Eisglas. Obwohl die Königin nicht lebte, trug sie dennoch zur Feier des Tages, die russische Fellmütze und den Umhang eines Zarren. Beides hatte sie von Jagomir, dem Herrscher des Winterwaldes erhalten. Sie verbrachte eine Nacht mit ihm, dafür erhielt sie weitere 10 Blutmenschen. Angeblich, waren diese härter im Nehmen. Sie vertrugen große Temperaturabfälle. Tatsächlich waren auch sie diejenigen, welche schneller sich von ihren Umwandlung erholten.
Die Plastersteine bestanden aus Beton. Die Häuser glichen den Fachwerkshäuschen aus Deutschland. Es gab sogar Stroh, ebenso wie Holz, das konnte auch in ihr Reich, es war ja schon tot. Sie hielten vor einem Häuschen, vermutlich, die des Bürgermeisters, ja, sie selbst wusste nicht wieso die Eisblüynsky unbedingt einen haben wollten, aber dem Frieden willen erließ sie das Gesetz, das ab einer gewissen Anzahl an Menschen, einer gewählt wurde. Bisher jedoch war dies nur einmal angefallen, die ehemaligen Blutmenschen waren nicht so freudig sich zu vermehren. Jedoch die Menschen, jene sie aus der Nacht mit dem russischen Zarren bekommen hatte, gründeten diese Stadt und ernannten den Bürgermeister. Ihre Kutschentüre wurde geöffnet und die Menschen freuten sich herzlichst um den Tag ihrer Freundin. Dass sie hier Freundin genannt wurde, dies würde ihr bis zu ihrem Ende verborgen bleiben. Sie wurden in das Haus des Bürgermeisters eingeladen, an der Tafel rangten sich, in ihren Augen nur bedeutungslose Männer mit ihren Frauen. Sie setzte sich auf ihren Ehrenplatz, das Essen wurde serviert, aber in ihren Augen war es nur das Mindeste. Der Trunk in ihrem Becher bestand aus Holz und wurde von einem Strohbändchen mit einer Eisblume verziehrt. Sehr lange würde sie sich sowieso nicht aufhalten können, es war alles furchtbar heiß. Sie spürte schon die Brandflecken an ihrem Körper, diese wurden ein wenig von der Kleidung geheilt, aber dennoch, dieser Empfang diente nur zum Protokoll. Sie ließ ihre Augen durch die Menge schweifen und beantwortet jede Frage und Antwort mit der Selben, welche einer Königin gebührte. Das Essen hatte sie vorher mit ihren Händen gekühlt, damit sie es überhaupt hinunterbekam. Diese Ganze Schierade langeweilte sie sehr, sie wollte gerade aufstehen, als ein Mann die Stube betrat, an seiner Hand eine Frau. Ihre Schönheit konnte sich natürlich nicht mit der ihren messen, aber sie hatte Schmerzen beim erblickten. Sie trug einen Schleier und er einen Anzug mit einer russichen Fellmütze. Seine Schultern, sein Lächeln, seine Ausstrahlung, all das entfachte in ihr Erinnerungen von damals. Er kam zu der Tafel und knickste mit seiner Braut, er hatte die Königin noch nicht wahrgenommen, als jene Person, welche er kannte aus alten Zeiten. Leicht zitterte der Ringfinger ihrer Königin, doch sie legte sie auf die Gabel und verursachte leichten Schneefall im Raum. Alle dachten sie hätten ihnen ein Geschenk bereitet, jedoch war sie nur unglaublich aufgebracht. Die Menschen feierten ausgelassener. ,,Darf ich Euch vorstellen meine Königin, meine Tochter Carbonita und ihr Eheman Peter Fischer!'', er erzählte stolz über die Verlobung, sie war eine Besonderheit. Es war die erste Heirat zwischen der zweiten Generation der Blutmenschen und der ersten Generation der Eisblünsky. Die Königin ignorierte die Ausdrucksweise des Bürgermeisters, er war ein Revolutionär, einer der sein Gedächtnis über die Blutmenschen nicht verloren hatte, obwohl schon längst alle Eisblünsky waren. Er benutzte dieses Wort immer noch, weil er der Meinung war, sie wären die ersten Menschen, die es schafften in dieser Welt zu leben. Alles natürlich völliger Blödsinn. Er wollte Unruhe stiften, das wusste sie genau, aber mit der Heirat wollte er wohl so eine Art Friedensangebot machen. Peter erkannte endlich die Königin und sofort hatte er leichte Panik. Die Königin erhob sich, sie genoss ihn jetzt leidend vorzufinden. ,,Ich muss weiter ziehen, bitte genießen Sie Ihre Feier noch weiter!'', sie meinte kein Wort davon ernst. Aber all das bemerkte Vlad, der Bürgermeister nicht. Sie streifte, natürlich nicht aus Versehen die Wange und die Schulter von Peter. Dann stolzierte sie mit Johann aus dem Haus und nahm die Kälte in sich auf. ,,Meine Königin, wollen wir dann einmal!'', Johann hielt ihr die Kutsche auf. Sie stieg ein und wurde dann aber von einem Mann an der Hüfte gepackt: ,,Wartet!'' Bei seiner Stimme fuhr sie zusammen: ,,Geht, ich weiß das Ihr mich noch liebt!'' Er ließ zögernd ihre Hüfte los, dann stieg sie in die Kutsche ein. Als die Kutsche weiter fuhr und aus der Stadt war, erblickte Peter einen roten Handschuh, den Handschuh der Königin. Es war wie eine Begegnung, eine Begegnung der zweiten Art.

Seine Finger glitten durch ihr Haar, seine Lippen trafen auf ihre. Ihre Gefühlswelten lösten sich auf und verwandelten sich in eine ganz neue Welt. Die Königin riss die Augen auf, ihr Freund und Feind. Der Schnee, sie glich ihm bis auf ihre Stimme, hätte sie ihre Augen nicht geöffnet und sich ihm hingegeben, dann wäre sie nicht sichtbar gewesen. Er schmiegte sich an sie und gab ihr Liebe und Geborgenheit, auch wenn die Königin es nicht zugab, sie hegte tatsächlich Gefühle für ihren Feind. Sie liebte ihn so sehr. Ihr blieb auch nichts anderes übrig, sie war mit ihm verbunden bis zum Tod. Bis das der Tod sie schied, aber sie konnte nicht sterben, beziehungsweise, sie würde nicht sterben, sie würde irgendwann in ihm aufgehen. Es war niemanden bewusst, wie sehr sie unter diesem Fluch litt. Ihre meterlangen Haare waren aus braunem Kupfer, jedoch so dünn, dass sie wie Echte wirkten. Sie hatte einmal Echte gehabt, Echte vor ihrem Fluch.

Im Schatten der Königin #PlatinAward2018#iceSplinters18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt