...Sie kamen durch den Wald...

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Wir gingen weiter und waren auf der Suche nach einer Frau für Mister Auftragsritter. Nachdem ich das Messer aus dem Baum geholt hatte, jenes bekam ich einst von einem Jäger, er war auf der Suche nach dem bösen Wolf. Meine Feentanten kannten ihn und hießen ihn herzlich wilkommen, während er auf der Durchreise gewesen war. Aber so dringend war er wohl nicht auf der Reise, denn er blieb den restlichen Sommer über und brachte mir Kampfkunst und Messerwerfen bei. Ich gestehe, ich hatte leichte Gefühle für ihn gehegt. Eines Tages, ich korrigiere, es war nachts, hörte ich ein Knarzen, es kam von der Treppe. Ich wachte auf und schlug die Decke zurück, der Kerzenschein wies mir den Weg. Ich nahm meine Kerzensichel und leuchtete in die Dunkelheit des Flures. Ein Schatten eines Mannes warf sich an der Wand ab, ein großer Hut mit einer Straußenfeder. Der Jäger trat weiter die Stufen empor, ich kam nahe der Treppe und stellte meine Sichel ab. Anschließend rannte ich die Treppe hinunter, er wollte mich verlassen, das konnte ich nicht zulassen. Ich lief über das taunasse Gras, ganzgleich ob ich nun in meinem dünnen Nachthemdchen mir den Tod holte. ,,Was wollt Ihr hier Auriellé, geht wieder in Euer Bett, sonst holt Ihr auch den Tod!'', rief er mir durch die Büsche des Waldes hinweg. Ich atmete schwer, es war ein weiter Weg gewesen: ,,Ihr dürft mich nicht verlassen bitte!'' Ich erkannte leichte Zuckungen in seinem Gesicht: ,,Ihr seid noch so jung!'' Er griff in seinen Beutel, welchen er an der Hüfte trug und warf mir sein Liebstes zu. ,,Euer Messer!'', flüsterte ich ganz euphorisch. Er hatte mir sein Messer geschenkt. ,,Hütet es, solange bis wir uns wiedersehen!'', er kehrte mir den Rücken zu und tauchte ab in die magische Welt aus Bäumen. Ein kalter Wind stob auf und bließ mein Nachthemd in die Höhe. Seit jener Nacht hütete ich dieses Messer wie meinen Augapfel. Frugus trieb mich aus meinen Erinnerungen: ,,Wir sollten in einer Taverne einkehren, es wird schon spät!''

Wie ganz der Gentleman ließ er mich zuerst eintreten, aber ich vermute das er mir deswegen den Vortitt ließ, weil ich ein Messer hatte und tatsächlich damit umgehen konnte, im Gegensatz zu unserem Ausbildungsritter. Die Taverne war sehr belegt, ein Zeichen, dass sie wohl sehr gut lief, oder die Einzige in der Gegend war. Ich schritt an den Thresen und verhandelte um ein Zimmer, eigentlich wollte ich zwei, aber die stämmige Frau, mit ihrer walleden Mähne hätte uns sonst hinausgeworfen. ,,Hier!'', sie warf mir die Schlüssel zu unserem Zimmer in meine Richtung. Furgus fing sie vor mir und stapfte die Treppe hinauf. Ich war etwas in Gedanken, als ich plötzlich einen Schmerz bemerkte. Ich fasste an meinen Kopf und spürte Blut, Jemand hatte mir einen Bierkrug an den Kopf geknallt. Ich verzog das Gesicht, als das Adrenalin nachließ. Hatte ich Zeit und Muße um mich darüber zu streiten? Nein, eigentlich nicht. Ich stieg die Treppe empor und suchte nach unserem Zimmer, als ich es fand stieß ich einen entsetzten Schrei aus. Furgus stand nur in Untergewand da, ich hatte nicht viele Männer in solcher Lage und Verfassung gesehen, wenn ich ehrlich bin, hatte ich noch nie Männer in jener Aufmachen erblickt. Eine Sekunde stand ich da und betrachtete seinen blanken Oberkörper, dann knallte ich die Türe zur Kammer zu und rutschte beschämt an der Lehmmauer entlang. Zu der offenen Wunde hatte sich auch noch Scham dazugesellt. Die Türe wurde wieder geöffnet und Furgus, jetzt angezogen, sah mir in die Augen und verzog dann das Gesicht: ,,Verzeiht, ich musste mich umziehen!'' Ich starrte an die gegenüberliegende Wand, sie war nicht sehr aufregend, nur gezeichnet durch die vielen Fingerabdrücke der Gäste und Schürfungen des Gepäckes.  ,,Könnten wir uns vielleicht beim Vornamen nenen, ich meine, du stehst nicht mehr unter der Aufgabe mich retten zu müssen!'', es war mir ein Anliegen. Er räusperte sich kurz: ,,Verzeiht, ich meine verzeih, ich habe schon lange nicht mehr die persönliche Anrede verwendet, dies wurde uns strikt im Internat abtrainiert!'' Ich stand auf und reichte ihm gerade bis zur Brust. ,,Dann hast du ja jetzt Zeit es dir anzugewöhnen!'', erwiderte ich. Er nahm meinen Kopf und drehte ihn zur Seite, meine Wunde war zu sehen. ,,Wer war das?'', sein Griff wurde härter. ,,Das ist Nichts, da hat wohl ein Betrunkener zuviel Schwung gehabt!'', tat ich mit einem Augenrollen ab, er würde wohl nie seine eingeschärften Regeln der Jungfrauenverehrungen ablegen. ,,Nein, ich möchte den Jenigen finden, so geht keiner mit einer Dame um!'', brummte er. Ich löste seine Umklammerung und drängte mich ins Zimmer, ich war müde. Er kam zu mir und drehte mich herum: ,,Dann lass mich wenigstens deine Wunde reinigen!'' Er hatte gezischt. Ich wollte nicht diskutieren und ließ ihn machen, ich erwähnte nicht, dass ich ein Selbstheilungssytem im Körper hatte.

,,Du musst wirklich nicht auf dem Boden schlafen!'', wiederholte ich und klopfte auf das Bett. ,,Eine Dame sollte nicht das Bett mit einem Mann teilen wenn sie nicht verheiratet sind!'', betonte er ebenfalls nochmals. ,,Ich glaube ja wohl kaum das du über mich herfallen würdest!'', ich lachte auf. ,,Auriellé!'', er besah mich mit einem strengen Blick. ,,Furgus!'', antwortete ich zurück. Es herrschte eine Anspannung, ich konnte nicht beschreiben weshalb. ,,Gute Nacht!'', Furgus drehte sich um und legte sich nieder. Ich war etwas verwundert, aber dachte mir auch nichts weiter dabei. Ich schlief bald ein.

Zu Mittag schreckte ich auf, es gab einen lauten Schrei von Draußen. Ich linste auf die Seite, die Silouhette von Furgus war nicht zu sehen. Ich legte mich zurück und ließ mich in den Polster sinken. Ich riss die Augen wieder auf und fuhr nach oben. Bitte lieber Gott, sag mir nicht dass sich Furgus duelliert! Ich sprang aus der Heimkehr der Nacht und hechtete ans Fenster. Das Glas war schon sehr verstaubt und die Spinnen hatten den Rahmen in Beschlag genommen. Ich erkannte leicht die Umrisse zweier Menschen, sie hielten beide ihre Schwerter in die Höhe und hüpften abwechselnd nach Vorne, zur Seite und nach Hinten. Obwohl ich es nicht so genau erkannte, wusste ich, dass er es war. Ich strich mir meine Haare zurecht, blickte nochmals in den schäbigen Spiegel, um zu überprüfen, ob ich auch anständig aussah. Dann blickte ich an mir herunter, ja, das war angemessen. Ich schloss die Türe und sprintete nach Unten. Hastig stolperte ich dem Ausgang entgegen und zuckte zurück, da die Sonne sehr tief stand. Ich fand Furgus im Hof in einem Duell vor. ,,Dafür, dass du so eine Durchschnittlichkeit an den Tag legst!'', schrie Furgus in den Kampf hinein. Sein Duellant lachte und schlug mit einem Hieb zurück, Furgus wich geschickt aus. ,,Immer noch der Alte, du hast dich kaum verändert!'', er trug Kleidung eines Edelmannes. ,,Ach Mendos, ohne dich wäre ich kein so guter Fechter und Schwertkämpfer geworden!'', verlautbarte Furgus und hechtete nach vorn. ,,Du warst wahrlich einer meiner liebsten Schüler!'', abermals lachte Mendos, jetzt war mir sein Name ja genannt worden. Als Mendos Blick sich in meine Richtung wandte, erstarrten wir augenblicklich. Mendos war mein Jäger.

Im Schatten der Königin #PlatinAward2018#iceSplinters18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt