Es gab nicht viele Tage, an denen Weey sich nach Liebe sehnte. Liebe, die sie eigentlich nie empfinden wollte, eine Mutterliebe. Weey hatte schon viele Arten von Leidenschaft gefühlt, aber nie war ihr die Versuchung gekommen, wirklich etwas zu Suchen. Sie hatte ihr Zimmer seit heute nicht verlassen, weil sie sich auf den Weg machte. Sie zog ihr bestes Gewand an, steckte sich ihre Perlenohringe in die Ohren, trug einen roten Lippenstift auf, schminkte sich ihre Augen dunkel und tupfte sich Rouge auf die Wangen. Woher sie diese Produkte hatte? Aus vergangenen Tagen, sie hob sie auf für einen betsimmten Zeitpunkt. Jetzt war er gekommen. Eine Perücke hatte sie ebenfalls für alle Fälle behalten. Schwarze Haare, endend auf den Boden. Ein weißes Kleid in der Farbe Perlmut und Crème. Spitze Schuhe, ebenfalls in dieser Farbe, einen Mantel und eine Kapuze, in der Farbe rot, passend zu ihren Lippen. Sie öffnete eine Schublade ihrer Metallkomode. Jedes mal ärgerte sie sich, weshalb sie sich nicht dazu entschieden hatte, als sie hier einzog, neue Möbel zu besorgen, aber naja, heute war es ihr egal. Aus einer Quelle wusste sie wo sich ihre Tochter befand, sie wollte sie nur einmal sehen, wissen, dass es ihr gut ging.
Als sie durch den Handspiegel in die Warmzone stieg, so hoffte sie nicht zu sterben, diese tropische Hitze war ein Grauß, aber Alles in Allem Wert. Sie gab sich hier als Schneewitchen aus, es hatte keine besondere Beudeutung, weshalb. Aber sie fand diesen Namen passend. Dieses Konservierungsmittel war eckelig zum runterschlucken, aber sonst wäre die Reise nicht gegangen. Sie war jetzt wunderschön, aber dies war sie schon immer gewesen. Weey starckste durch das Geäst und hüpfte auf einen kleinen Pfad, sie würde die Agentur für Patenfeen aufsuchen und dort nach ihrer Tochter suchen. Sie wusste nur nicht, wie sie hieß, sie hatte sie ja auch nicht gesehen, nur ein paar Sekunden vielleicht. Sie erreichte das Patenhaus und klopfte an die Türe. Ihre Wimpern waren so dicht geschwungen und ihre Augen leuchteten so schön im Licht, das Frau Holle ihr glauben musste. Sie sagte sie wäre Felictity, von allen aber nur Schneewitchen genannt, sie wollte unbedingt ihre Tochter wiederfinden, sie wurde ihr gestohlen und der Wunschbrunnen hätte ihr verraten, dass sie hier abgeben wurde. Bei der ganzen Geschichte hörte Frau Holle zu, sie konnte auch nicht anders, sie hatte es sich zueigen gemacht, den Menschen ihre Leiden von den Seelen zu nehmen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, ihre Tochter verließ sie mit neun Jahren wegen eines Mannes, der starb. Ja Fräulein Holle hatte wirklich ein Problem. Aber Frau Holles Gedanken schweiften ab, sie hörte Schneewitchen wieder zu, dann setzte sie ihr mütterliches Lächeln auf und reichte Weey einen Keks. Sie nahm ihn eher zögerlich, konservieren konnte sie sich zwar, jedoch war Essen für sie so scharf wie eine Messerspitze im Nacken. ,,Ach Schätzchen, sagen Sie mir jetzt nicht sie wären auf Diet.'', sie lachte. Aber Weey tat es nicht, sie tat ihn wieder zurück auf den Teller. Frau Holle wurde zweimal in ihrem Leben abgewiesen, einmal als ihre Tochter sie verließ und das andere Mal jetzt. Sie war leicht irritiert, aber sie beließ es dabei: ,,Ich werde mir kurz die Unterlagen holen gehen, warten Sie hier solange.'' Sobald die Luft rein war, hechtete sie zu den Ordnern und durchsuchte die letzten Eintragungen. Es sprangen ihr mehere Namen ins Auge. Woher sollte sie wissen, wer jetzt ihre Tochter hatte? Frau Holle kam wieder herein und fand ihren Schützling in einer unangenehmen Situation vor. ,,Haben Sie etwas verloren?'' Weey erinnerte sich an all die Handlungen, die sie schon in brennzliche Lagen maneuvriert hatte, aber keine war so peinlich für sie gewesen, wie diese hier. ,,Entschuldigen Sie mich!'', sie warf ihren Mantel über ihren Kopf und rannte aus dem Gebäude. An einer Weggabelung machte sie einen kurzen Halt. Sie hätte vorsichtiger sein müssen, aber natürlich hatte sie wieder nicht auf sich gehört. ,,Psst.'', eine Stimme erklang hinter ihr. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine schwarzhaarige Frau mit tiefblauen Augen, sie trug nichts außer ein Kleid, welches Weey an einen Nachthimmel erinnerte. ,,Ich kann dir helfen Schneewitchen. Folge mir.'', sie leuchtete auf. Weey schüttelte den Kopf, sie musste klare Gedanken fassen. Ihre Augen öffneten sich wieder, aber diese sonderbare Gestalt, stand nun vor ihr. Sie verzog das Gesicht zu einer kleinen Freude. ,,Du bist Blackmary, habe ich recht?''
Blackmary führte Weey durch den Wald, auf einen Turm nahe der Lichtung hin. Sie wusste nur wage wer Blackmary überhaupt war. Es war eine Fee, die ihre Stiefschwester beiseite schaffen wollte, aus Eifersucht zu ihrer Schönheit und wegen des Erfolges bei Fräulein Holle, aber soweit, dass sie ihre Pläne in die Tat umsetzte, war sie noch nicht. ,,Warte hier kurz.'', bat die echte Schwarzhaarige, sie standen nun vor einer Hütte, ähnlich der Schönheitsfarm. ,,Medusa ist etwas eigen.'' Ein paar Minuten Klopfen und Treten an die Holztüre genügten vollkommen aus, um die schöne Medusa hinauszulocken. Sie hatte ein gewelltes Haar, es fiel ihr von den Schultern wie Engelsflügel. Und ihr Schmollmund, in den konnte man sich ja glatt verlieben. Weey spürte leichte Eifersucht in sich aufkeimen. Sie war der definitive Pendant von ihr, während sie mit Kantigkeit und Graziösität in den Tag hineinlebte, so waren die femininen Rundungen und die kindlichen Gesichtzüge, Medusas Pluspunkte. Doch eines hatten diese beiden Frauen gemeinsam, sie waren intrigant und absolut selbstsüchtig. ,,Blackmary, was verschafft mir denn das Vergnügen?!'', sie lachte entzückt. ,,Ich bringe dir ein Mädchen, welches nach ihrer Tochter sucht.'', sie packte Weey am Arm und führte sie ins Haus der Medusa. Ein kleiner Krämerladen, einst hatte sie sich mit der Kunst des Backens versucht, aber leider waren ihr ihre Stiefkinder keine Hilfe gewesen. Hänsel verschwand, nach dem traurigen Tod seiner Schwester Gretel. Ach ja, die Arbeit einer Vollzeithexe war anstrengend, vorallem, wenn einem die Jugend immer wieder aus den Händen glitt, oder ablief. Jetzt versuchte sie es mit der armen Jungfrau in Nötennummer, die klappte erstaunlich gut. Wenn die Herren nur wüssten, wie sie wirklich aussah. ,,Ich hole uns nur schnell einen Helixtrank, die DNA bitte.'', ohne weiteres abzuwarten Nahm sie das Küchenmesser von der Theke und ritzte Weey den rechten Daumen auf. Sie schrie auf, da jenes Messer nicht auf ihre Körpertemperaturen bedacht war. Es war ihr viel zu heiß, das Wasser tropfte auf den Boden. Blackmary stand da und starrte auf die Wunde, aus der nicht wie erwartet Blut quoll, sondern Wasser. Die Konservierungskruste war eingerissen, und drohte immer weiter zu zersplittern. Sie würde sich hier ergießen, in der Luft zerbersten. Aber sie hatte keine Angst. ,,Ach Herr Gott!'', schrie der Gastgeber auf und verschloss die Wunde wieder. ,,Mary, nur ich habe die Lizenz zum töten, dafür kann ich ins Gefängnis kommen, wenn du einen Attentat planst, dann bitte nicht auf meinem Grund und Boden!'' Weey realisierte nichts mehr, gerade eben wollte sie noch sterben, und jetzt? ,,Nie darf ich auch nur etwas anstellen, ohne dass du mir einen Strick daraus drehst!'', brüllte Blackmary sie an, ,,Außerdem geht es hier um meine Aufnahme in den B&b, ich möchte endlich zu den Elitebösewichten gehören.'' Weey spürte wie ihr die Kraft ausging und sie langsam auf den Boden sackte. Dieses Gefühl, in ihrem eigenen Selbst zu liegen, war so widerwärtig, dass sie wünschte, sie wäre nie gegangen.
Diese Erinnerungen hatten sie eine ganze Weile beschäftigt, eine Lücke. Folgende Fragen wurden ihr nie erklärt. Wie kam sie wieder in ihren Palast? Weshalb hatte sie keine Ahnung mehr von den Geschehnissen in der Warmzone? Was wurde aus Blackmary und Medusa? Hatte sie ihre Tochter gesehen? Mit der Zeit waren ihr diese Erinnerungen verblasst, aber ein wichtiger Kern blieb ihr noch, der B&b.
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Im Schatten der Königin #PlatinAward2018#iceSplinters18
Ficción históricaEin Königreich verborgen unter Schnee und Eis, keiner kann hinein oder hinaus. Alles scheint wie im Märchen, doch dann ändert sich alles und es wird ein Kampf um die Wirklichkeit. 2 Platz Blütenaward