Als Reet zurückkehrte zu seiner Frau Carbonita, da befing ihn dieses komische Gefühl von erahnen. Sein Schwiegervater war in den letzten Tagen so still und sorglos gewesen, dies passte nicht zu Vlads Persönlichkeit. Er plante etwas, Reet war sich dessen bewusst. Er hörte Schritte an seiner Türe, es waren in etwa drei Männer.
Kasimir, Rasputin und Petrov hatten spät in der Nacht eine Nachricht erhalten. Sie sollten schnell zu ihrem Bürgermeister kommen und Pergament mit Eisbärblut besorgen. Sie waren nicht besonders hell in ihrem Köpfchen, noch dazu kam, dass er einer von ihnen an Nachtblindheit litt. Sie legten alles Gewünschte auf dem Tische ab und erwarteten Befehle. Vlad betrachtete sein Geschenk. ,,Danke sehr, ich arbeite gleich damit!", er hatte einen starken Aktzend, seine Vokale zogen sich gleichzeitig kurz und lang. Er hörte ein Knarzen an der Türe, mit einem kurzen Blick zu Kasimir wurde diese in seinem Gemach geöffnet. Sein Schwiegersohn stolperte herein. Vlad zog eine Augenbraue hoch und seufzte innerlich. Er war erst seit einer Woche sein Sohn und jetzt belauschte er ihn, aber wenn er dies schon tat, dann doch wenigstens unauffällig. Er hatte wirklich noch viel zu lernen, naja, er hatte nichts Wichtiges erfahren, zumindest noch nicht. ,,Stehe auf, mein Sohn." Reet hatte eigentlich nicht vorgehabt erwischt zu werden, jedoch hatte eine schiefe Diele im Boden sich entschlossen jenes Geräusch wiederzugeben. Er hatte sich nach Vorne hingelegt, weil ein Bärtiger jene Türe zu dem Blutmenschen Vladimir zu sich gezogen hatte. ,,Es tut mir leid, ich hörte Schritte und dachte es könnten Einbrecher sein!", erwiderte er entschuldigend, aber Lügen war nie wirklich seine Stärke gewesen. Sein Schwiegervater tat es mit einem kurzen Zucken in den Mundwinkeln ab. Er wandte sich wieder an die Pergamentrolle und schraubte das Döschen Eisbärblut auf. Der Deckel landete auf dem Boden und rollte Reet entgegen, dieser wollte es sich nicht nehmen lassen als unhöflich zu gelten und hob diesen auf. Sein Atem stockte leicht, als er das Etikette laß. Eisbärblut, es war teuer. Das Blut wurde aus den Nasen der Eisbären gewonnen, diese verbluteten daran und starben. Reet war nie ein Freund von Tieren gewesen, was nicht hieß, dass er sie nicht wertschätzte. Er war gegen den Mord von Eisbären, weswegen er noch mehr entsetzt war. Vlad war für das Leben und gegen den Tod, aber er brachte es über das Herz alles Lebende umzubringen, ohne sich dabei die Hände zu beschmutzen. Er vollendete seine Rolle und händigte sie Reet aus: ,,Bringe dies zur Grenze, Wisstore erwartet eine Antwort!" Einen Augenblick zweifelte er an dem Gesamten, aber er riss sich zusammen und steckte sie in seine Jacke. Er hatte nicht wie jeder es annehmen würde ein Nachtgewand an seinem Leibe, sondern er trug noch seine Kleidung von dem Besuch bei seiner ehemaligen Liebe Weey. Petrov sollte den neuen Sohn der Blutmenschen begleiten.
Es herrschte Schneetreiben und starke Temperaturabfälle, aber keiner der Beiden würde es spüren, sie waren nicht lebend oder tot. Die Kutsche stand zu jener Nacht in der Einfahrt und wurde nicht verwendet, da sonst die Holzräder brechen würden. Ein Schlitten in der Größe eines Elefantens glitt auf dem Vorplatz, gezogen wurde er von Wechselblut Husky, sie waren unter anderem ein Geschenk der Königin Eyew gewesen, welche der Bürgermeister Vlad angenommen hatte. Durch ihre glatte Oberfläche und dem Trank von Stroh und Eisstücken wuchsen sie und wurden fast so groß wie die Eisbären, waren aber immer noch schon geschmeidig und verspielt. Sie benötigten weder eine Peitsche noch einen Gedanken, sie wussten wo sie hinlaufen sollten. Je weiter sie der Grenze rückten, um so mehr vergrößerten sich die Abstände der Häuser und der Landschaft. Sie glitten über die Oberfläche des Frostes und sprachen kein Wort, sie beide wussten, dass sie sich nicht gut verstehen würden. ,,Wisstore wohnte dort vorne, also falls du mal was benötigst, er kann dir alles von der anderen Grenze beschaffen!'', schrie ihm Petrov ins Ohr. Er hielt sich dieses zu, aber dachte eine Weile über das Gesagte nach. ,,Wie kann er mir etwas von der Grenze beschaffen, er ist doch genauso wie wir, ich meine, er wird in der Luft zerbersten!'', rief er zurück, aber der Luftwiderstand brachte es als leichten Hauch zu Petrov. ,,Keine Ahnung, wie er das macht er ist anders, mehr weiß ich auch nicht.''
Sie erreichten eine kleine Hütte, sie war mit Holzdielen gebaut worden. Ein Wunder, das dieses Unwetter jene noch nicht umgeweht hatte. Sie war leicht schief, wie im Zickzackmuster. Keine Fenster, aber eine Türe waren zu sehen. Petrov ging festen Schrittes, nachdem er von der Kutsche sprang auf die Hütte zu. Sobald er sich über die Schwelle traute und klopfte, wurde die Türe geöffnet. Es strahlte goldenes Licht aus ihr, Petrov winkte Reet zu sich. Alle kannten ihn nur unter dem Namen Peter, es war ein Anagram aus seinem zweiten Decknamen, sein wirklich, einziger echter Name lautete Furgus Email. Er hatte ihn einmal verwendet bei seiner ersten Frau Valentina, weshalb auch sein Sohn nach ihm benannt wurde. Ja es konnte behauptet werden, dass Reet schon weit gereist war. Er war sich nicht einmal sicher, ob Weey seinen Namen kannte. Er sprang etwas mit Vorsicht von seinem Schlitten und stapfte, besser gesagt, er schlitterte auf die Hütte zu. Das Eisbärfell und Leder, ja er hasste sich selbst dafür, aber es war ein Hochzeitsgeschenk, wurden glatt auf der Oberfläche. Bevor er fiel konnte Petrov ihm an den Nacken greifen und ihn auf der Schwelle abstetzen. ,,Du sagstest doch bei unserer ersten Begegnung du wärst abgehärtet Peter?'', er lachte belustigt, aber für Fremde klang es eher wie ein Donnern. Das Licht erschlug Reet beinahe, als er hindurchglitt. ,,Wie schön Petrov, du bist da!'', eine undefinierbare Stimme ertönte. ,,Ich bringe dir einen Brief von Vlad, genauer gesagt, dieser Knirps.'' Reet wurde hochgehoben und erblickte eine kleine Treppe, überhaupt strahlte alles wie im Paradies. Vögel in Vogelkäfigen und Palmen der Marke Switsch standen in einem Gewächshaus. Das goldene, was so leuchtete, war eine Frau, ihr Haar war lang und formte unten einen Wölbung, es war in Stufen geschnitten, so, dass es hinten ein V ergab. Sie kam zu Reet und begutachtete sein Gesicht, dann krallte sie sich schnell den Brief aus seiner Tasche. Sie öffnete ihn und hatte sich den Beiden mit Rücken zugewandt. Ich Kleid war transperent und bestand aus einer Schleppe. Reet erötete leicht, weil ihn die Herrlichkeit so faszienierte. Die Statur zierlich, wie die eines Engels, sie hinterließ beim gehen Goldstaub. Er hatte gelaubt Wisstore wäre ein Mann gewesen, aber so wie es aussah, hatte er sich getäuscht. ,,Wollt ihr euch nicht setzten meine Amanda hatte mir gerade Tee gebracht.'', sie drehte sich um und lächelte freundlich. Anscheinend hatte sie etwas in dem Brief gefunden, was ihr gefiehl. Die Herrschaften ließen es sich nicht nehmen. Eine kurze Zeit später nahmen sie beide vor Wisstore platz, diese hatte auch vorne nur einen Hauch von Stoff an ihrem Körper. Reet musste sich zwingen nicht auf die Weiblichkeit zu achten. ,,Du bist also Wisstore, aber warum denken dann alle du bist ein Mann?'', Reet fischte nach einem Keks aus Schokolade. Er wusste bereits, dass er nicht mir im Ewigen Eis war, sondern in einer anderen Dimension. Sie lachte amüsiert: ,,Nun, wenn ich mich als Mann ausgebe, dann erziele ich mehr Provit, wir Frauen sind ja immer noch das Geschlecht zweiter Wahl.'' Obwohl sie lachte hatte sie leichte Verbitterung in sich. Sie erzählte weiteres, das sie eine Nymphengötten sei und mit Schicksalen handelte. ,,Aber leider sind Schicksale sehr aus der Mode gekommen, ich sollte mich wohl besser wieder auf Flüche konzentrieren. Dabei hatte mein Meterologe gesagt, mit diesem Geschäfftsmodel würde es rund gehen, aber wahrscheinlich ist es ihnen einfach zu teuer.'', sie seuftzte und setzte sich gerade auf. Des weiteren erwähnte sie, dass nur Petrov ihre ware Gestalt kannte, und nun Reet natürlich. Reet sog alles in seinem Gehirn auf, aus Angst er könnte es wieder vergessen. ,,Wenn ich fragen darf, in welcher Dimension sind wir?'' ,,Wir sind über dem fünften Berg, also direkt darüber.'' Er nickte, obwohl er keinen Plan hatte was dies zu bedeuten schien. Eine Eieruhr schrillte, Wisstore stand auf, wieder war Reet versucht nicht hinzusehen. ,,Eure Zeit ist um, wenn ihr dann noch so lieb seid und den Nächsten hineinlässt, ach und falls ihr einmal eine Tour machen möchtet, Prospekte und Anmeldebögen findet ihr am Ausgang!'', rief sie auf der anderen Seite des Raumes. Sie war wie der Blitz bei der Türe gewesen, dadurch wurde eine Menge Feinstaub und Gold aufgewirbelt. Reet und Petrov stand auf. Petrov nahm den Brief und kontrollierte ob Wisstore auch unterschrieben hatte. ,,Ich habe den Durchschlag schon in meine Buchhaltung getan, keine Sorge.'', erwiderte sie. Sie kamen zu der Türe. Wisstore gab Petrov noch ein Küsschen auf die Wange, dieser hatte jetzt einen goldenen Abdruck ihres Mundes. ,,Wir sehen uns!'', flötete sie und warf sie in die Tiefe. Reet schrie, weil er befürchtete auf dem Boden aufzuschlagen. Er schloss die Augen, im nächsten Moment war er wieder vor der Hütte, diesmal war sie zu. ,,Kommst du!'', rief Petrov. Er war schon auf den Schlitten gestiegen. Reet war noch etwas verstört, aber er kletterte wortlos in den hinein. Sie fuhren zurück und verschwanden schließlich in der Ferne.
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Im Schatten der Königin #PlatinAward2018#iceSplinters18
Historical FictionEin Königreich verborgen unter Schnee und Eis, keiner kann hinein oder hinaus. Alles scheint wie im Märchen, doch dann ändert sich alles und es wird ein Kampf um die Wirklichkeit. 2 Platz Blütenaward