...zwischen heute und morgen...

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Nachdem wir so ziemlich viele Verwandtschaftsbekenntnisse und Aufgaben des B und B geklärt hatten, sahnte sich mein Körper nach Ruhe, aber die Welt stand auf dem Spiel. Meine Finger vergruben sich in meinem blonden Haar und suchten nach einer Lösung des Problems. Ich seufzte und fasste nochmals alles zusammen: ,,Also die Welt ist aus dem Gleichgewicht geraten, die Menschen und Wesen wurden von dem Tod entführt und in eine Schneelandschaft, von der ich noch nicht einmal wusste, dass es sie überhaupt gab, gebracht. Es öffnen sich Löcher und verschlingen alles. Die Einzigen die von dieser Misere wissen sind wir vier.'' Wenn es noch etwas gab, das noch aussichtsloser war, dann würde ich darüber nur ein Lächeln geben. Der Staub wirbelte auf und ich sank leicht in die Mitte dieses Möbelstücks. ,,Ja, wir sind nur vier, Mutter?'', es war der Jäger. Kannte ich schon seinen Namen? Wäre wohl angesichts der Umstände höflich zu fragen, ich räusperte mich und wollte ansetzen, als ich von Blackmary unterbrochen wurde. ,,Es ist bald soweit, dann wirkt ihr Zauber nicht mehr.'' Ich konnte das bittere Lächeln von Blackmary und Medusa nicht übersehen. ,,Gibt es noch Überlebende, oder sind wir allein?'', ich konnte mich immer noch nicht damit abfinden. ,,Sie verlieren ihr Gedächtnis, dieses Haus, ist das Gründerhaus des Erschaffers, wenn wir es verlassen würden vor Mitternacht, dann geschehe uns das selbe Schicksal.'', der Jäger schärfte sein Messer an einem Holzklotz. Konnte ich Symphatie mit ihnen aufbauen?

Es war eine Minute vor Mitternacht, ich war viel auf- und ab gewandert. Es wurde sich schon über mich beschwert. ,,Es ist so weit!'', schrie Blackmary, die Wände bekamen einen Riss, das blau-rote Glitzern hinter dem Putz, es würde brechen. Der Fluch wäre beendet. Jonath, wie der Jäger hieß, aber lieber JJ genannt werden mochte, drückte mir einen Glasschuh in die Hand. Verunsichert blickte ich erst auf ihn und dann auf den Schuh: ,,Was soll ich damit tun?'' ,,Das ist der Schuh von einer guten Fee, den gab sie einst einem Mädchen namens Cindertell, er ist die Basis zwischen guter und böser Magie und hebt Flüche und Zauber auf. Du wirfst ihn zwischen Mitternacht und eine Minute nach Mitternacht gegen den Spiegel und sie kommen frei.'' Ich nickte, dass ich jemals Bösewichten helfen würde, dies hätte ich nie gedacht. Ich umfasste den Schuh fester und schritt entschlossen zu den Spiegeln, ich vernahm aus der Ferne einen Glockenton, die letzte Kirche, die wohl noch nicht vernichtet wurde. Eins. Ich schloss die Augen. Sechs. Ich trat einen Schritt zurück und holte mit meiner Hand aus. Zwölf. Ich rammte Magie gegen Magie. Der Gegenstand in meiner Handfläche wurde spröde und zerbarste in der Luft, dies verursachte eine Wellenausbreitung, der Schlag erfasste mich und ich wurde quer durch den anderen Raum geschleudert. Ich landete zwar weich aber wurde bedeckt von fallenden Glasscherben. Stille. Rauch. Ich hatte meine Augen immer noch geschlossen und spürte vereinzelnd Scherben in meinem Körper, kein sehr schönes Gefühl, sie fielen von meinem Bauch, durch meine Atmung. Ich war nicht gestorben, gut. Ich sammelte meine restliche Kraft und zog mich an der Lehne des Sofas hoch, es war schwarz und explodiert, es stand nun gegen die Türe gelehnt. Bei meinen Bewegungen rutschte es entlang an dem übrigen Putz und Mörtel, schlug dann schließlich mit einem unmusikalischen Klang zu Boden. Es klirrte und knackste, als ich meinen Halt suchte, der Boden war unförmig und verspiegelt. Es war eine Katastrophe, verrust und zerstört, ich hätte diesen Raum nicht wiedererkannt. Als wäre eine Explosion in der Mitte gewesen, naja, es gab eine Art davon, aber ich hatte nicht sehr viel mitbekommen, außer das. Ich bewegte mich zu Jonath, beim Hinknien zog ich mir eine blauverschmierte Scherbe aus meiner Bauchgegend, ich krümmte mich sofort und kam ihm dadurch noch näher als ich eigentlich wollte. ,,Ich würde mal sagen Cindys Wunderschuh hat funktioniert.'', er lächelte irgendwie ironisch. Seine Augen waren das erste was ich sah, die Schwärze war überall auf seinem Körper verteilt. Ich wusste nichts besseres als Antwort zu geben: ,,Es tut mir Leid, ich wollte nicht auf dir landen.'' Ich bot ihm meine Hand an, aber er lehnte sie ab. Ich erhob mich, mit einer Hand an meinem Bauch und suchte das Sofa auf. Dort krümmte ich mich und versuchte nicht zu viel Blut zu verlieren. Mein Heilungsprozess müsste bald eintreten. Jonath klopfte sich die Reste der Magie von sich und sah die Ereignisse. ,,Naja, sie funktionierten wohl etwas zu gut.'' Dann kam er zu mir: ,,Verletzt nehme ich an?'', er hob irgendwie genervt eine Augenbraue. Ich atmete nochmals aus, bevor ich mich wehrte: ,,Ja, das passiert eben!'' Auriellé, du hattest schon mal bessere Gegenargumente. Er lachte nur auf und ließ sich neben mir nieder: ,,Typisch Prinzessin, euch wird nichts anderes gelehrt, außer auf einen Prinzen zu warten, traurig, wirklich traurig.'' Ich verdrehte nur die Augen und erwiderte: ,,Ich war einmal von Adel, aber ich wohne seit meinem vierten Lebensmonat bei meinen Feentanten, also erzogen wurde ich nur zu einer normalen Frau.'' Ich hätte ja gerne geschrien, aber dies wäre doch etwas unangebracht gewesen. Er schwieg und sah mich auf eine eigenartige Weise an. Wusste er mehr über mich, als ich selbst? Jonath ließ seine Aufmerksamkeit dem Tisch zugewandt, dieser war an dem Luster verfangen. Der Prozess meiner Heilung setzte ein, ich ließ meine Hand von meiner Bauchdecke fallen. Und schloss die Augen, dann tat ich meinen letzten Atemzug.

Ich befand mich auf einer Wiese, kein sehr schöner Tag, es war vernebelt und das Gras hatte so einen gräulichen grünen Schimmer. Durch die Luftfeuchtigkeit leuchtete es noch mehr. Ich wusste, nicht wohin mein Weg mich führen würde. Ich kam bei einem Grundstück an, es gab weder Zaun noch Mauer, nur Nebel. Ich überwand mich und schritt hindurch, auf der anderen Seite blieb meine Enttäuschung groß. Nur ein Haus mit steingrauer Fassade. Ich sah mich um, war das also das Schicksal von uns, würden wir so enden? Ich gab mir Mut und ging näher heran. In dem Fenster konnte ich einen Vater und seine beiden Kinder erkennen. Sie waren nicht spektakulär, ein Mädchen mit einem roten Kleid, etwa im Alter von 12 Jahren. Dann der Sohn, gekleidet in einem Gewand aus Braun und Braun. Der Vater, ich konnte nur bei dem Mädchen eine genaue Zeit feststellen, ebenfalls in diesen Tönen gekleidet. Sie waren wohl gerade dabei eine Geschichte zu lesen. Plötzlich drehte sich das Mädchen um, ich taumelte bei dessem, was ich sah, zurück. Sie hatte keine normalen Augen. Es waren nur Zahlen. Ich verlangsamte meinen Herzschlag und blickte nochmals hinein, es war unverändert.

Ich riss die Augen auf und schnappte nach Luft, dies hasste ich immer. Ich fühlte mich dann, als würde ich fast ertrinken. Es dauerte ungefähr noch eine Minute, ehe ich mich wieder in meiner Gegenwart befand. Was hatte meine Vision,
oder Rückblick zu bedeuten? Ich wusste nicht, wie lange ich ohnmächtig gewesen war, wohl aber lange genug, dass Blackmary und Medusa sich dazu bequemten, aus ihrem Gefängnis in die Freiheit zu steigen. Es war eine komische Stimmung zwischen mir und Jonath, irgendwie vertraut und doch nicht. ,,Ist Dornröschen aus ihrem Schlaf erwacht?'', es war eher eine rethorische Frage. Ich erwiderte nichts. Es war zu kompliziert zu erläutern. ,,Wie ich sehe ist Fräulein Holles Fluch sehr an der chinesischen Kampfeskunst angelehnt, das arme Haus des Meisters.'' Mary schürzte die Lippen und bequemte sich nur schwer angetan auf die Sofalehne. Medusa lachte nur darüber: ,,Er hatte es nicht anders verdient, schließlich hat er uns drei an Fräulein Holle verraten.'' Es wäre jetzt angebracht gewesen, nach dem Wer zu fragen, aber ich überlegte es noch. ,,Eigentlich, hat sich Rotkäppchen ihn an den Hals geworfen und ihre eigene Haut gerettet, aber dieses Kind hatte zu viele Identitäten, es ist ein Jammer, dass sie nicht mehr unter uns weilt.'', ich konnte das finstere Lächeln auf ihren Lippen nicht leugnen. ,,Ja, Merlin hatte einen seltsamen Geschmack, aber Weey war auch nicht ganz bei Sinnen.'' Merlin, der große Meister, der sich auf die dunkle Seite ziehen ließ. Er war früher einmal Fräulein Holles Geliebter, bis er drei Magierinnen begegnet war . Diese waren wohl Medusa, Blackmary und Rotkäppchen oder Weey. ,,Also ist Weey gestorben?'', ach wie naiv ich doch gewesen war. ,,Sie, ist die Königin die alle entführt, sie ist Schuld an dem ganzen, glaube mir, wenn sie tot wäre, dann würde ich tanzen!'', hätte Medusa Galle so würde sie damit spucken. Weey, so war also der Name dieser Königin, gut ich war jetzt einen Schritt weiter. ,,Wie werden wir sie jetzt besiegen, beziehungsweise, was werden wir unternehmen?'' Jonath nahm meinen Arm und Schnitt mir die Pulsader auf. Ich schrie und musste dabei mitansehen, wie Bäche aus mir quollen und in vier Phiolen tropften. Ich konnte nicht aufhören zu schreien, es tat weh, es brannte, es schmerzte mir ungeheuerlich, ich wandte mich und versuchte aus seiner Umklammerung zu kommen. Er hielt mich fest. Irgendwann hatte ich mein Bewusstsein verloren, ich fiel wieder in die Tiefe und tauchte in einen See ein, das Wasser hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. So schön klar und still. Im nächsten Moment brannte es in mir höllisch und ich riss die Augen wieder auf. Sie hatten alles Blut in die Phiolen laufen lassen, dies für einen Trank, welcher uns immun gegen die Kälte machte. Wobei mein adeliges Blut von großer Wichtigkeit war, es war die Substanz die fehlte, um zu konservieren. Es brannte in mir, ich hatte Angst zu verbrennen. Jonath hatte meine Arme verbunden und tupfte mir die Stirn mit einem Tuch ab. ,,Bei ihr wirkt es am Schlimmsten, da sie ihr Gen trägt und es sich gegen sich selbst wehrt.'', erklärte Blackmary ihrem Stiefsohn. ,,Sie wird doch nicht daran sterben, oder?'', eine nichtsagende Frage, die nicht ansatzweise meinen Zustand widerspiegelte. ,,Nein.''

Qualvolle Stunden lagen nun hinter mir, ich fühlte mich immer noch wie ein heißes Dachblech, aber langsam normalisierte es sich wieder. Ich hoffte nur, es würde nicht ewig dauern.
Hätte ich doch bloß geahnt, wie lange es noch brauchen würde die ganze Wahrheit herauszufinden, so hätte ich bestimmt nicht die Welt gerettet.

Hallo ^^, ich weiß, dass ihr lange gewartet habt auf ein neues Kapitel, es tut mir wirklich Leid, dass es ein Monat gedauert hat, aber ich wollte nicht einfach irgendwas schreiben, sondern es perfekt machen. Ich hoffe ihr verzeiht mir, deswegen ist es heute einmal länger geworden als üblich. Eure Abbey ♡♡♡

Im Schatten der Königin #PlatinAward2018#iceSplinters18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt