Reet, dessen Name eigentlich Furgus Email hieß, aber er hasste diesen Namen, fast genauso wie die Ungewissheit wann er sterben würde. Er war schon seit längerem auf der Suche nach Weey, der einzigen Person, dessen Leben es wert war gerettet zu werden, ihr Leben über seins zu stellen. Sein Vorrat reichte gerademal für knapp drei Wochen, aber solange würde er nicht mit suchen verschwenden, oder doch? Er war sich dessen noch nicht ihm Klaren. Sein einziger Wegweiser war sein Herz, es pochte voller Sorge um Weey Miller, ein Wesen, dessen Existenz eigentlich nicht vorhanden sein sollte, aber die Laune der Natur ist eben immer zu Scherzen aufgelegt. Ein Herz als Wegweiser erstellt sich als sehr schwierig, er könnte natürlich auch einen Kompass benutzen oder nach ihr rufen, aber Reet war von Natur aus ein sturer Mensch, wenn er zu etwas fest entschlossen war, zog er es auch durch, er würde sogar über Leichen gehen, naja nicht über die von Weey und sich selbstverständlich. Egal zu was er sich auch immer erwog, immer führten ihn seine Wege zu ihr, doch was war so besonders an dieser Frau, warum war es wert um sie zu kämpfen? Er wusste es nicht, genausowieng ob er demnächst einen Fremden traf im Wald, im Schnee. Es hatte wenn es sich um seine Geliebte handelte nie darum gedreht aus welchen Gründe er es tat, er tat es einfach. Irgendwann lehnte er sich an einen Baum und machte Rast, der Schnee legte sich leicht auf ihn ab und er wurde fast unsichtbar, von der Ferne war er nicht zu sehen, doch von Nahem schon, man erkannte das Auf und Ab seiner Bewegungen im Brustkorb. Die Zeit war ihm schon lange abhanden gekommen, genauso wie die Worte. Er war schon immer sehr schweigsam, aber nicht nie so still und einsam wie jetzt, in diesem Moment in Schnee. Wieso tat er sich das blos an, er hatte keine Gründe, aber genug um es nicht zu hinterfragen.
Der Fünfte oder Sechste Tag, Reet kam nun im dem kleinen Dorf Miorport an, es lag ungefähr 100 km weiter als Ballfate, seine zu Hause, Korrektur, sein ehemaliges Heim. Die Taverne oder besser gesagt, die Heimat der Taugenichste, erstahlte im Glanz, so als würde es ihn bitten um einen Besuch. Er ließ es sich nicht nehmen einzutreten. Er war der einzige Gast, so dachte er jedenfalls. Es war alles dunkel und kaum beleuchtet. Er schritt an die Theke und rief: ,,Hallo?'' Keine Antwort kam. Er sah sich um, es war nicht gerade sehr einladend hier, er beschloss wieder zu gehen. Als er seine Tasche packte entdeckte er ein Mädchen, oder eine junge Frau auf einem Tisch sitzen. Sie summte vor sich hin, Reet kam ihr vorsichtig näher, er wusste nicht was er davon halten sollte. ,,Entschuldigen Sie, geht es Ihnen gut?'', er räusperte sich. Sie summte weiter und wippte mit ihrem Kopf. Plötzlich verharrte sie und sah ihn durch die leeren Augen an, ihre ganze Statur wirkte wie transparent, austauschbar. Reet erschrack als er in ihre kalten Augen sah, ihre Wimpern bewegten sich kein Stück. ,,Ich habe dich schon erwartet..., Reet!'', sie lächelte gefährlich. Reet trat nach hinten und warf einen Stuhl um, sowie eine Kerze. ,,Wer, wer bist du..?'', er klang so verwirrt, so verstört. Sie lachte kurz glockenhell, dann sah sie ihn unschuldig an, was ihn seinen Augen aber sehr angsteinflössend wirkte. Überhaupt war dieses Wesen, diese was auch immer sie war, sie war sonderbar, sie trug ein weißen Nachtgewand, und hatte überhaupt ein mageres Aussehen. Sie glitt von dem Tisch und näherte sich ihm auf elfengleichen Schritten. ,,Ich habe etwas für dich!'', hauchte sie. Er musste schlucken: ,,O..ok!'' Er sah sich hilfesuchend nach einem Gegenstand um, im Falle des Falles würde er sich verteidigen. ,,Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten!'', ihre braunen Haare waren schulterlang und ihre Augen fast schwarz. Er trat noch einen Schritt zurück: ,,Das sehe ich aber anders!'' Sie stand im nächsten Wimpernschlag direkt vor ihm: ,,Ach Reet!'' Sie kicherte und fuhr mit ihrer knochigen Hand über sein Gesicht, ihre Haut wirkte blaufarben. Er bekam durch sie ein Frösteln, es zeichnete sich in jedem Winkel seines Körpers ab. Sie legte behutsam ihre Lippen an seine. Im nächsten Augenblick schreckte er hoch, er war allein. Sie war verschwunden, er entdeckte eine Kristallspur aus Schnee und Eis. Sie führte zur Hintertüre hinaus, war Weey vielleicht hier gewesen? Er ging über den weißen Teppich, seine Schritte wurden von Knirschen und Klirren unterstrichen, er öffnete die knarrende Türe, Niemand, nur Schritte von einem Blosfüßigen, war es vielleicht das Mädchen, wusste sie wo Weey war, war sie vielleicht sogar Weey? Nein, das war unmöglich, Weey hätte er erkannt, sofort. Die Spur führte weiter bis ins Unendliche. Entweder bildete er es sich nur ein, aber er sah die Gestalt des Mädchens in der Ferne. War das ein Zeichen? Er beschloss es zu wagen und folgte der Spur, sie führte erneut durch den Wald, er kam bei einer Lichtung an. Die Spur zog einen Kreis um Etwas, was ganz weiß war. Es war aber kein Schnee, er schritt näher und erkannte einen Sarg, er war verschneit. Die obere Hälte bestand aus Glas, er wischte mit seiner Hand den Schnee weg, ein Mädchen lag darin. Fein eingebettet in Satin, versiegelt für die Ewigkeit. Plötzlich sah er im Spiegel das Gesicht dieses sonderbaren Mädchens aus der Taverne. Sie flüsterte: ,,Hilf ihr!'' Er drehte sich rasant um, doch sie war weg, nur ihre Fußspuren waren ein Zeichen, dass er nicht vollendes hallozinierte. Er sollte ihr helfen, aber warum, sie war doch tot. Er befreite die Inschrift von Unlesbarkeiten. In geschwungen, silbernen Buchstaben war ein Name zu erkennen, Valentina. Er betrachtete sie sich genauer, sie war das Mädchen aus der Taverne, aber wie konnte sie gleichzeitig leben und tot sein, das ging doch nicht. Und wie sollte Reet ihr bitte helfen? ,,Küss sie!'', hauchte der Wind. ,,Was? Ich...!'', stammelte er, Reet verstand nichts mehr. ,,Aber ich liebe sie doch nicht, wieso sollte ich dann!'', er lehnte seine Kopf gegen das Glas. ,,Konnte ein Kuss ihr wirklich helfen?'', fragte er. Sein Atem ließ die Scheibe beschlagen, er rieb es trocken. Sie war nicht abstoßend, das musste er zugeben. Er fasste sich ein Herz und hob den Deckel an, etwas zu schwungvoll, das Glas zerberstete auf dem weichen Schnee. Er beugte sich zu dem Mädchen hinunter, er würde sie jetzt wirklich küssen oder? Der Wind ließ ihre Haaresträhnen aufwirblen, er striff sie zurück. Er atmete schwer ein und aus, dann legte er seine Lippen auf ihre Kalten und küsste sie. Er ließ nach einer Minute von ihr ab, sie bewegte sich kein Stück. Er richtete sich auf und sah gen Himmel: ,,Du willst mich doch wohl auf den Arm nehmen!'' Eine Hand hielt ihn fest, er sah zu ihr. Sie schlug die Augen auf und atmete tief ein. ,,Danke!'', hauchte sie.
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Im Schatten der Königin #PlatinAward2018#iceSplinters18
Ficção HistóricaEin Königreich verborgen unter Schnee und Eis, keiner kann hinein oder hinaus. Alles scheint wie im Märchen, doch dann ändert sich alles und es wird ein Kampf um die Wirklichkeit. 2 Platz Blütenaward