Kapitel 13.

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Ich lernte, dass ich mich zuerst unterordnen musste. Obwohl sich wohl in der Vergangenheit keine Bewohner im Palast eingefunden hatten, wuchs die Interesse mehr. Der Hof bestand nun aus vielen, fast ausgestorbenen Adelslinien. Sie hatten wohl Angst gehabt, die Revolution der Blutmenschen steckte wohl noch einigen tief in den Knochen. Das Blutvergießen war noch vor einiger Zeit gewesen, Großvater hatte es miterlebt, ich glaubte mich sogar daran zu erinnern, dass er sie selbst angeführt hatte. Die Blutmenschen waren eine weit zurückliegende Gruppe, sie sprachen Russich, obwohl jetzt nicht mehr. Sie wollten den Thron der Königin stürzen, sich dieses Land zu ihrem Eigenen machen und Macht und Ruhm erwerben, aber wo nichts als Frost und Eis exestierte, kann auch keine Blume wachsen. Sie scheiterten natürlich. Sie waren genauso wie wir Eisblüynsky, würden bei zuviel Wärme an der Grenze einen Herzriss bekommen. Das aufgetaute Wasser würde ausbrechen und sie würden in der Luft zerspringen. Übrig blieben nur noch die an der Oberfläche haftenten Wassertropfen. Jenes Ereignis spielte sich auch nach der versuchten Rebellion ab, die Aufsäßigen wurden an die Grenze genagelt und starben einen jämerlichen Tod. All Jene, welche ebenfalls zu der Stürzung beigetragen hatten, wurden gefoltert mit Kerzenwachs und in einen heißen Raum eingesperrt. Sie erlitten starke Brandwunden. Sie lernten den Zorn und den Verat an der Königin nicht zuwiederholen. Ihre Güte und sorgfälltige Überlegung brachte sie dazu, die übrigen Blutmenschen frei zu lassen, darunter auch meinen Großvater. Weshalb ich daran zweifelte, dass er der Anführer gewesen sein konnte. Diese und weitere Schauergeschichten erzählte er mir, natürlich hatte ich alles nie angezweifelt. Jetzt war ich bei der blutrünstigen Eyew und schlief unter ihren Dach, es glich einem Wunder, dass ich nicht schon mit einer Kerze in der Brust erwacht war. Aus irgendeinem Grund ließ sie mich am Leben, ich war die direkte Nachfahirn der Blutmenschen, jedoch fühlte ich mich nie wirklich mit jener Linie verbunden. Es zog mich zu den Eisblüynsky, meine Gefühle bestätigen sich, als ich eines Morgens mit einer kleinen Raureifschicht auf meiner Kinderdecke erwachte. Damals war ich neun Jahre alt gewesen. Es war mir wie eine Eingebung in den Sinn gekommen, ich wollte die selbe Gabe beherrschen können wie mein Großvater Peter. Es gab auch einmal eine Großmutter, aber jene, so hatte es mir Mutter erklärt, wäre nach ihrer Geburt gestorben. Zu der Zeit dachte ich mir noch nichts dabei, ich hatte mich reichlich wenig mit dem Tod auseinandergesetzt, ich hatte nicht gewusst, dass wir eigentlich nicht sterben konnten, bis natürlich auf die Wärme. Also musste sie Jemand umgebracht haben, aber ich erwähnte diese Gedanken nur in meinem Kopf und ließ keinem anderen daran teilhaben. Ich stellte mich vor das offene Fenster und hatte eine Hand ruhend in einer kleinem Mulde in meiner Wand. In ihr befanden sich kleine Kristalle, sie bildeten einen Schneeflocke, wenn ich es mit meinen Fingerspitzen zuließ. Mein Blick war nach vorn gerichtet und versanken in die endlosen Tiefen von Weiß und ihren Konturen. Der Wind tauchte meine Haare in einem zarten Platinblond, die Schneeflocken krallten sich an meinen Strähnen fest und ließen nicht los. Es schmeichelte mir, dass der Wind auf meiner Seite war. Die kleine Stadt, welche ich zu Anfangs passiert hatte, lag ganz verschneit vor mir. Aber sie kümmerte mich nicht mehr, ich würde bald ein Schloß mit Angestellten und Gemächer besitzen. Bis Dato saß ich hier wohl oder übel fest. Die Grenze, jener Ort, welch sich keiner traute ihr zu nähern, war hinter einem See. Sie war nur mit einem Schlitten mit Kufen zu erreichen. Auf der anderen Seite fing das Ufer leicht an zu tauen. Dieser Breich war für uns nicht lebensbedrohlich, aber auch nicht ungefährlich. Sobald kleine Rinnsale die Landschaft prägten ist es zuspät und wir könnten uns nur noch höchtens fünf Minuten dort aufhalten. Verirrten sich echte Blutmenschen einmal in diese Gegend, etwa weil sie zuweit auf Beutezug waren, würden sie anfangen festzufrieren. Durch die Spiegelung in der Sonne und des Sees, ist eine Art Lichtmauer entstanden. Nur unsere Augen haben sich an die stechende Strahlung gewöhnt, ein Blutmensch würde sofort erblinden. Wir waren also vor möglichen Angriffen bestens geschützt. Zumindest vor Ewigkeiten, die Wärme breitete sich schneller aus, als der Frost und der weiße Tod ihm entgegenwirken könnten. Die Grenzen verschwammen immer mehr. Es war einfach eine Tatsache, dass sie nicht aufhaltbar war, sie wurde von Tag zu Tag mächtiger und größer. Selbst die geliebte Königin Eyew konnte nicht gegen die Zurückdrängung ihrer Welt etwas unternehmen, jedoch ich schon. Ich war weitaus mächtiger als sie, ich würde dieser Dynastie zu neuem Glanz verhelfen. So war es Großvaters Wille gewesen, er hatte es zwar nie in seinem Testament erwähnt, aber ich spürte es. ,,Isabella, mit deiner Kraft folgt auch große Treue gegenüber dir Selbst!'', dies waren seine letzten Worte gewesen, ehe er aus meinem Leben trat. Er war mit mir zur Grenze gegangen und hatte mich vor dem Ufer umarmt, mich ermahnt, dass ich ihm ja nicht folgen sollte. Ich weiß noch, dass ich geweint hatte, weil ich geahnt hatte was er plante. Er gab mir ein Buch aus welchem er mir abends vorgelesen hatte, es war die Geschichte von Rotkäppchen. ,,Denke immer darin, sei deinen Freunden nahe, aber deinen Feinden am Nächsten.'', er gab mir einen Gutenachtkuss und schloß seine Hand zu einer Faust, der Eisturm, welcher Licht in meine Kammer gab, erloß. Ich hielt es in meiner Hand und umklammerte das Buch, als würde ich davon sonst abhängig sein. Er drehte sich um und gab einem Fremden ein Geld, damit er ihn auf die andere Seite brachte. Dieser warf mir kurz einen traurigen Blick zu, seuftzte und steckte die Münze ein. Großvater winkte mir zu als sich die Kutsche in Bewegung setzte. ,,Du bist das Beste was mir je passiert ist Isabelle, ich habe dich lieb!'' Für das ich dich auch reichte es nicht mehr, die Entfernung war zu groß. Ich blieb stehen, ich hätte nach Hause laufen sollen, aber ich tat es nicht, es war still, ich hielt das Buch umklammert und starrte auf den See. Ein Gräusch durchzog die Stille, es hallte, ein Knall, die Welle erfasste mich und ich ließ das Buch vor lauter Schreck fallen. Ein Knall. Ein Herz. Ein Tod.

Im Schatten der Königin #PlatinAward2018#iceSplinters18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt