Xo.Xo.

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Da stand ich nun und drückte meine Lippen auf sein. Ich hatte bei so etwas noch nie den ersten Schritt machen müssen. Normalerweise ließ ich mich küssen. Da ist es kein Wunder, dass mir die Knie weich wurden, als in den ersten Sekunden nichts passierte. Gerade als ich mich zurückziehen wollte, legte sich sein gesunder Arm um meine Hüfte. Er hielt mich an Ort und Stelle fest, erwiderte den Kuss allerdings nicht. Ganz langsam löste er meine Lippen von seinen, in dem er mit seinem Kopf ein wenig von mir abrückte. Wie erstarrt, schaute ich auf seiner bisher noch geschlossenen Augen und hoffte inständig, dass ich nicht rot anlief. Überrascht zuckte ich zusammen, als mich das Grün seiner Augen traf.

„Das ist zwar äußerst schmeichelnd von dir, aber du bist jetzt unsere Mitbewohnerin. Ich weiß, keine Frau kann mir lange widerstehen, aber versuche einfach dein Bestes", sagte dieser Mistkerl dann arrogant und mir kam förmlich die Galle hoch. „Bild dir bloß nichts darauf ein, du Arsch", sagte ich angewidert und löste mich aus seinem Arm, in dem ich ein paar Schritte zurück wich. „Ich bin fertig. Das hatte ich zwar nicht im Sinn, als ich meinte du sollst ihn ablenken, aber es hat funktioniert", sagte Max belustigt und unterbrach damit den feindlichen Blickkontakt unsererseits. Bei Max Worten riss Mr. „Niemand kann mir widerstehen" ungläubig die Augen auf und schaute auf seinen Arm. Die Wunde war ordentlich zugenäht und sah nun nicht mehr ganz so schlimm aus – eine Narbe würde trotzdem bleiben. Während Max anfing aufzuräumen, schnappte ich mir meine Whiskey Flasche. Mit einem letzten gemurmelten „Als würde ich dich freiwillig küssen" in Richtung des Patienten, verließ ich die Küche.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich verzweifelt versucht hatte meine Sportklamotten zu finden, summte mein Handy zum zweiten Mal an diesem Tag.

Hey Sweety, natürlich verzeih ich dir. Kannst du in 2 Stunden im Moox sein? Xoxo Hunther

Ich seufzte, dann wurde es heute wohl nichts mehr mit Sport. Natürlich suchte er sich auch den bestbesuchten Club der Stadt aus, typisch Hunther. Mit einer kurzen, zustimmenden Antwort von mir, war es offiziell: Ich traf mich heute mit Hunther Eath Blake im Moox.

Nachdem ich den Club betreten hatte, war ich bereits so nervös, dass ich anfing mit meinen Haaren zu spielen. Eine rauchige Frauenstimme, sang von verlorener Liebe und als ich den VIP Bereich entdeckt hatte, stöhnte ich auf. Ich musste durch den ganzen Raum, um zur gläsernen Treppe zu gelangen, die mich zur Empore führen würde. Zum Glück war es heute nur halb so voll, wie es an einem Freitag oder Samstag gewesen wäre. Im Gegensatz zu der etwas altmodisch klingenden Musik, war der ganze Club modern eingerichtet. Mit tänzelnden Schritten, ein schwarzer Panther würde jetzt alt aussehen, bahnte ich mir also einen Weg zur Treppe. Zweimal wollten mich irgendwelche notgeilen Typen zum Stehen bleiben zwingen, doch ich wand mich beide Male aus dem Griff. Vor der Treppe hielt ich inne und nickte dem Baum von Mann daneben zu. Doch gegen meine Erwartung öffnete er mir nicht das Absperrband, sondern musterte mich abschätzend. "Ich bin mit Hunther verabredet", sagte ich bissig zu ihm. Erneut schweifte sein Blick über meine Kleidung und blieb dann bei meinen Augen hängen. "Das sagen sie alle. Versuch jemand anderen zu verarschen Süße!", sagte er dann bloß nüchtern. In mir fing es an zu brodeln. Was erlaubte er sich?! Nur weil ich heute kein kurzes Kleid und High Heels trug wollte er mich nicht durch lassen?! Ich wollte gerade meine feministische Seite an dem Baum auslassen, als mir jemand zuvor kam. "Lass sie durch. Sie gehört zu mir", sagte eine raue Stimme halblaut, die zu einem Mann gehörte der gerade die Treppe runter kam. Endlich öffnete der Baum das Band und ließ mich passieren. Mehr als ein verächtliches Schnauben hatte ich nicht mehr für ihn übrig. Nun stand ich eine Stufe unter dem Mann, der den Baum vor einer verbalen Tracht Prügel gerettet hatte und starrte zu ihm hoch. Die 30 hatte er bestimmt schon angekratzt, doch das minderte seine Attraktivität nicht im Geringsten.

"Es macht ihn noch heißer, nicht wahr?"

Erschrocken ignorierte ich meine "innere Stimme", die mir bewies dass ich Dr. Fox mal wieder besuchen sollte. Während ich dieses Gedanken abspeicherte, schaute ich mir den Mann weiter an. Markantes Gesicht, Dreitagebart und volle Lippen - innerlich schaudernd stimmte ich meiner "inneren Stimme" zu. Als sich mein Verstand endlich mobilisierte, kam mir ein schüchternes "Danke" über die Lippen. Ich stutzte, denn Schüchternheit war mir ein Fremdwort. "Gern geschehen, Kleine", antwortete der Mann und deutete an, mich nach oben zu begleiten. Als wir gemeinsam die Stufen der Wendeltreppe nach oben stiegen, musterte mich der Mann verstohlen von der Seite. Das merkte ich allerdings nur, weil ich genau dasselbe tat. Die Musik war jetzt nur noch dumpf zu hören, als wir das Ende der Treppe erreicht hatten. Ich wand mich von dem Mann ab und wollte durch den offenen Torbogen gehen, als ich am Handgelenk zurückgehalten wurde. "Wie heißt du denn? Ich muss immerhin wissen, wen ich da gerade in den VIP Bereich gelassen habe. Nicht dass du doch eine Stalkerin von diesem Hunther bist", sagte der Mann schelmisch grinsend und schaute mir dabei in die Augen. "Katherina. Ich bin kein Stalker und möchte jetzt gerne zu meiner Verabredung", sagte ich widerwillig und entwand meinen Arm seinen Griff. Ich mochte es nicht, so anfasst zu werden. Mit schnellen Schritten entfernte ich mich. "Baby hier drüben", rief eine mir nur allzu bekannte Stimme.

Mit einem gezwungenen Lächeln drehte ich mich in seine Richtung und ließ mich dann neben Hunther aufs Sofa sinken. "Hey Sweety", sagte ich gespielt übereifrig und gab ihm einen schnellen Wangenkuss. "Gosh, hättest du dir nicht was anderes anziehen können?", fragte er mich nach einer kurzen Musterung. Der Killerblick meinerseits traf ihn nicht im Geringsten, trotzdem ließ er das Thema bleiben. Das Outfit, welches er trug, passte perfekt zu ihm. Nebenbei bemerkte ich, dass wir sein weißes Hemd von Boss, dass er heute trug, zusammen geshoppt hatten. Seine schwarzen Haare durchzog ein lila Streifen und passend dazu trug er eine gleichfarbige Hose. "Du musst mir alles über die letzten Monate erzählen, Schätzchen. Aber zuerst brauchen wir einen Drink!", sagte Hunther und wedelte sofort eine Bedienung herbei. Dass diese dabei genervt die Augen verdrehte, ignorierte er geflissentlich. Nach einem Ginger Ale für mich und einem Martini für ihn plauderten wir eine zeitlang. Nach einer Weile merkte ich, dass Hunthers Blick immer wieder abschweifte und auf etwas hinter mir gerichtet wurde. Diskret drehte ich meinen Kopf in diese Richtung und erstarrte. Mein Retter von vorhin und ein anderer Mann saßen dort und schauten genau zu uns. Schnell wand ich mich ab und sprach Hunther an: "Was starrst du denn da so hin?" Schmunzelnd wand er seinen Kopf zu mir und antwortete dann: "Der mit den schwarzen Haaren ist echt heiß und er schaut die ganze Zeit rüber. Macht es dir was aus, wenn wir zu Ihnen gehen?"

In diesem Moment hätte ich eiskalt „JA! Es macht mir was aus" sagen sollen.
Doch im Nachhinein ist man ja immer schlauer, nicht wahr?

A lovely NightmareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt