Ich träumte von eisblauen Augen und Händen, die meine Taille umfassten. Meine Arme um seinen Nacken geschlungen und meinen Kopf an seine Brust gedrückt. „Verlass mich nicht", hörte ich eine Stimme sagen und erschrak. Mein Körper wurde aus der Traumwelt gerissen und ich kuschelte mich nochmal an mein Kissen, das wohl aus einer Person bestand. In meinem halb wachen Zustand glaubte ich, ein Blitzen zu sehen, doch vergaß es gleich wieder. Ich lächelte und schmiegte mich an den Hals meines Kissens. „Neven", flüsterte ich leise und rieb meine Nase kurz an seiner Halsbeuge. Langsam wurde ich wacher und fing an seinen Hals zu küssen. Der Arm, der eben noch um meine Hüfte geschlungen lag, glitt nun auf meinen Rücken. Als ich kurz zubiss hörte ich ein leises Stöhnen, was mich anspornte. Doch dann verkrampfte sich die Hand auf meinem Rücken und griff in meine Haare. Ein Ruck ging durch meinen Körper, als er mich an den Haaren von sich weg zog. Blinzelnd versuchte ich mich an das viele Licht zu gewöhnen und schaute dann Neven ins Gesicht. Nur, dass es nicht Neven war. „Du bist gar nicht...", sprach ich dann auch gleich meinen Gedanken aus. Luciens Blick konnte ich nicht deuten. Sein Mund war leicht geöffnet und seine Pupillen geweitet, doch seine Augen drückten rein gar nichts aus. Mein Blick glitt an seinen Hals - den ich gerade noch an meinem Mund gespürt hatte. Ich merkte das leichte brennen in meinen Wangen und wusste bereits, dass sie sich gerade rötlich verfärbten. Ich wollte mich natürlich ausgiebig entschuldigen, doch Lucien kam mir zuvor: „Jetzt sind wir wohl quitt." Sprachlos schaute ich ihn an, so einfach war das Thema abgeschlossen? Ich dachte wir würden jetzt wieder ausgiebig streiten. Bevor ich etwas erwidern konnte, kam er mir erneut zuvor: „Und Kate? Macht das bitte nicht wieder." Da war er, der Stich, auf den ich instinktiv gewartet hatte. Bevor er etwas in meinen Augen sehen konnte, drehte ich mich weg. „Alles klar", sagte ich völlig neutral und ließ meinen Blick aus dem Fenster gleiten. Wir fuhren immer noch und ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass wir ganze 7 Stunden geschlafen hatten. Gerade als ich mein Handy wieder wegpacken wollte, erhielt ich eine Nachricht. Sie war von Grey und enthielt ein Bild. Ich hatte mir das Blitzen also vorhin nicht eingebildet. Genervt schrieb ich zurück: Weck uns das nächste Mal doch einfach und steckte dann mein Handy wieder in die Tasche.
Den Rest der Busfahrt überlebten wir nur knapp. Nach einem Halt auf einem Rasthof mit Restaurant, fuhren wir die letzten Stunden durch. Als wir endlich in Edinburgh ankamen und der Bus vor unserem Hotel hielt, war die Laune im ganzen Bus gedrückt. Es war 2 Uhr Morgens und wir wollten einfach alle nur ins Bett. Der Gruppenleiter, diesmal zum Glück nicht Lucien, verteilte die Zimmer. Ich kam mir vor wie auf Klassenfahrt, denn auch jetzt wurden Jungs und Mädels streng getrennt. Grey ergriff meine Hand und zog mich Richtung Hotellobby. Unsere Koffer zogen wir hinter uns her. Die Dame an der Rezeption gab uns den Schlüssel für unser Zimmer und erklärte uns, dass es ab 8 Uhr bis 11 Uhr Frühstück gab. Wir nickten kurz und gingen dann schnell zum Aufzug, der uns zu unserem Zimmer bringen würde. Moe und Timm, die genau nach uns ihren Schlüssel bekommen hatten, drängten sich zu uns in die enge Aufzugkabine. „Anstrengende Fahrt, oder?" fragte Moe in die Runde. Er bekam nur drei nickende Köpfe zur Antwort. „Lass uns beim Frühstück reden, ok?", sagte ich und lächelte ihn erschöpft an. Er erwiderte mein Lächeln matt. Timm sah zu Grey, doch sie schaute starr auf den Boden. Ich nahm mir vor, sie später mal nach Timm zu fragen. Als sich die Aufzugtüren öffneten, empfing uns ein einfacher Flur mit unzähligen Türen. Zimmer 307 stach mir sofort ins Auge, da die Tür sich schräg gegenüber vom Fahrstuhl befand. Grey ging bereits darauf zu und schloss sie auf. Ich folgte ihr ins Innere und winkte den Jungs noch kurz zu. Die Tür schloss sich mit einem lauten „Klick" und wir waren endlich angekommen. „Ich geh duschen und dann erst schlafen", sagte ich zu Grey, die mir mitteilte, dass sie direkt schlafen gehen würde. Mit Duschkram und Shirt bewaffnet ging ich ins Bad.
Als ich am nächsten Morgen durch meinen Handywecker wach wurde, hörte ich das Plätschern der Dusche. Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht, als ich an den bevorstehenden Tag dachte. Die Vorhänge des Fensters aufzuziehen, oder eher der Blick nach draußen, wischte eben dieses Lächeln wieder weg. Es regnete ziemlich stark und bei dem Gedanken an die Stadttour, die heute geplant war, verzog ich das Gesicht. Da hätte ich mir die Dusche vor ein paar Stunden ja eigentlich sparen können. „Na, freust du dich auch so sehr wie ich?", sagte Grey sarkastisch. Ich drehte mich zu ihr um und staunte nicht schlecht. Sie stand da im Türrahmen des Badezimmers gelehnt - vollkommen nackt. „Ja, super Wetter für einen Stadtrundgang", sagte ich und versuchte sie nicht zu sehr anzustarren. „Starr ruhig, ich wollte dich eigentlich eh nur schocken, aber du bist anscheinend nicht so leicht aus der Fassung zu bringen", sagte sie halb lachend und ging zum Kleiderschrank. „Mit nackter Haut kann man mich nicht schocken, liebe Grey", sagte ich belustigt und konnte mir noch einen Satz nicht verkneifen: „Aber ein Nippelpiercing hätte ich dir nicht zugetraut." Sie warf mir einen Blick über die Schulter zu und sagte neckisch: „Anscheinend kennen wir uns wirklich noch nicht so gut." Kurz nickte ich ihr zu, doch meine Gedanken waren schon weiter gewandert und mein Blick schweifte wieder nach draußen. Mein Traum von letzter Nacht war mir wieder in den Sinn gekommen. Es war der Selbe wie im Bus, nur dass mich diesmal nichts geweckt hatte.
Kurzerhand schnappte ich mir mein Handy. Das Display zeigte mir allerdings zwei verpasste Anrufe von meiner Mutter und ich legte es schnell wieder weg. „Verbrannt?", fragte die jetzt angezogene Grey, die mich mit hochgezogener Augenbraue musterte.
Grimmig guckte ich zu ihr und ging dann ins Bad um mich für den Tag fertig zu machen.Ich hoffe ihr mögt die Story bisher :)

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A lovely Nightmare
Literatura FemininaSeit knapp vier Jahren besteht Ava's Leben aus Konzerten, Groupies und ihrer Musik. Doch als sie sich der Schattenseite dieses Lebens nicht mehr entziehen kann, verlässt sie die Band. In London versucht die mittlerweile 21 Jährige ein normales Lebe...