Er ließ mich einfach stehen. Da mir jedoch bewusst war, dass Shelly ihn irgendwie verletzt hatte, versuchte ich es nicht persönlich zu nehmen. Dennoch hallte ein dumpfer Schmerz in mir nach, den ich so gut es ging zu ignorieren versuchte. Ich merkte währenddessen nicht, dass jemand die Küche betrat. "Peach, hier bist du!", riss mich Timm mit lauten Worten aus meinen Gedanken. Ein breites Lächeln erschien ganz natürlich auf meinem Gesicht, als er sich neben mich stellte. Ich war froh, dass mich jetzt jemand ablenken würde. "Du hast das legendärste Bierpongspiel verpasst!", sagte er ohne Vorwürfe und mit leichter Neugierde in der Stimme. "Lucien wollte noch mit mir sprechen, entschuldige. Wer hat denn gewonnen?", fragte ich, ebenfalls, um Interesse bemüht. Ohne weiter nachzufragen, erzählte er stolz: "Grey und ich natürlich! Moes Partnerin hat irgendwann einfach aufgegeben!" Eine helle Stimme sagte daraufhin: "Wäre Moe nicht so betrunken gewesen, hätten er und Marie vielleicht auch eine Chance gehabt." Grey schnappte sich meinen Becher und lehnte sich neben Timm an die Theke. Ihre grauen Locken umschmeichelten zwar immer noch ihr schönes Gesicht, doch ihre Wangen glühten rosig. Auch sie grinste breit. "Wo ist er eigentlich?", fragte ich nun etwas besorgt um unseren schmächtigen Freund. "Er schläft auf einem Sofa in einem der Zimmer", erwiderte Timm beruhigend und leerte sein Bier. "Davon gibt es hier nämlich reichlich", sagte Grey fast ehrfurchtsvoll. Um sie ein bisschen zu ärgern sagte ich daraufhin: "Ach und das weißt du so genau, weil ihr beiden alle Zimmer erkundet habt?" Als sich Greys Wangen noch dunkler verfärbten, riss ich die Augen auf. Doch bevor ich nachfragen konnte, kam mir Timm zuvor. "Natürlich, wer kann dieser schönen Dame auch widerstehen?" Greys Augen schienen Funken zu sprühen, als sie Timm anschaute. "Dame?" erwiderte sie nur und zog dabei eine Augenbraue hoch. Dann wand sie sich mir zu und sagte nüchtern: "Nein wir haben die Zimmer nicht zusammen erkundet. Sondern getrennt nach einem leeren Zimmer für Moe gesucht, wenn du es genau wissen willst." Um es noch ein bisschen weiter zu treiben, sagte ich mit einem unschuldigen Lächeln: "Getrennt? Scheint aber so, als hätte dir meine Variante besser gefallen." Während Timm prustend in Gelächter ausbrach, streckte Grey mir die Zunge heraus und nahm danach einen Schluck von nun unserem Becher. Als sie in ihr übliches Schweigen verfiel unterhielten Timm und ich uns noch eine Weile, bevor wir alle entschlossen noch eine Runde Bierpong zu spielen.
Ob es an dem Bier lag, oder dem wilden durcheinander trinken - meine Schädel brummte fürchterlich als ich gegen Mittag aufwachte. Nach einer Runde Bierpong hatten wir ziemlich angetrunken, die Party verlassen. Während Timm Grey nach Hause brachte, war ich den Weg alleine angetreten, denn ich brauchte keinen Begleitschutz. Mir fröstelte immer noch als ich an den eisigen Wind in den frühen Morgenstunden dachte. Als ich gegen 5 Uhr Zuhause ankam, war ich durchgefroren und auch jetzt fröstelte mich noch. Trotz meiner Kopfschmerzen, quälte ich mich aus dem Bett. Frühstück war das beste Mittel gegen einen Kater, fand ich. Als ich dann jedoch die Küche betrat, wankelte mein Wunsch nach Frühstück bedrohlich. Eine blonde Frau, leicht bekleidet, lehnte an der Theke und schaute in unseren offenen Kühlschrank. War das Luciens verdammter Ernst?! Zähneknirschend stellte ich mich neben sie. Überrascht von meiner Anwesenheit, wich sie ein Stück weiter zur Theke und ich nutzte die Gelegenheit. Mit schnellen Griffen schnappte ich mir zwei Eiern, die Gurke und Tomaten und legte alles auf die Arbeitsfläche. „Guten Morgen", versuchte die Frau ihre immer noch anhaltende Überraschung zu überwinden. Als ich nicht reagierte sondern einfach weiter an meinem Omlett arbeitete, schnaubte sie empört. Was erwartete ich auch von ihm? Dass er nach gestern plötzlich ein anderer Mensch war? Schwachsinn! Ich ärgerte mich über mich selbst und das leichte ziehen in meiner Brust. „Luciens Schlampen werden auch immer frecher", hörte ich sie nach einer Weile leise in ihr Müsli murmeln. „Bitte?", kam es mir da auch schon schockiert von den Lippen. Unsere Blicke verhakten sich und die unsympathie war im Raum förmlich zu spüren. Bevor sie ihre Aussage noch einmal wiederholen konnte, trat Max in die Küche. „Was ist denn hier los", fragte er auch sofort, als könnte er die Anspannung fühlen. Keiner von uns sagte etwas, doch die blonde wand ihren Blick zuerst ab. Max kam um die Theke herum und legte den Arm um die Frau. „Darf ich vorstellen Kate? Das ist Mira, meine Freundin." Erschrocken, verwirrt und überrascht riss ich meine Augen auf. Mira sah nicht minder geschockt aus. „Du bist die neue Mitbewohnerin", stellte sie dann nüchtern fest. Ein knappes Nicken musste ihr als Antwort reichen, denn ich war noch nicht in der Lage zu sprechen. „Was dachtet ihr denn, wer die jeweils andere ist?", fragte Max verwirrt, der seinen Kopf immer wieder zwischen uns hin & her schwang. Bevor wir ihm antworteten, schauten wir uns kurz an und grinsten. „Lucien's Bitch", sagte dann Mira zu Max. Ich drehte mich wieder zur Pfanne um und legte mein Omlett auf den Teller. „Naja jetzt weißt du ja, dass Kate keine von seinen Frauen ist. Wird sie auch niemals sein", erwiderte Max an Mira gewandt und lächelte mich dann aufmunternd an. Mir war bewusst, dass er nur meine Worte von vor einer Woche wiederholte, trotzdem schluckte ich schwer, bevor ich das Wort ergriff: „Genau. Dann willst du mich jetzt hoffentlich nicht mehr mit deinem Blick töten." Mira lief rot an, was Max dazu veranlasste, ihr einen Kuss auf den Kopf zu geben. „Nein, entschuldige mein Kommentar. Ich war nur etwas schockiert", antworte sie ruhig. „Schon vergessen, wäre ich auch gewesen. Aber ich habe durchaus die Berechtigung mich am Kühlschrank zu bedienen", sagte ich zu ihr mit einem Augenzwinkern und fing endlich an mein Frühstück zu essen. Während Max sich eine Schüssel Müsli befüllte, schaute ich mir Mira verstohlen an. Sie war hübsch, nicht modelmäßig, eher süßes Mädchen von nebenan hübsch. Ihre schulterlangen Haare umschmeichelten ihr rundes Gesicht und passten perfekt zu den dunkelblauen Augen. Ihre schmalen Lippen verzogen sich zu einem lieblichen Lächeln, als Max ihre Hand streifte. Sie sah verliebt aus und da sie Luciens wechselnden Frauengeschichten kannte, fragte ich mich, wie lange die beiden wohl schon zusammen waren. Doch statt zu fragen, aß ich einfach weiter schweigend mein Frühstück. Ob die anderen auch so fertig waren? Es war erst Samstag und ich wollte nicht beide Tage im Haus verbringen. Ich könnte zwar zum Sport fahren, doch wenn überhaupt würde ich das auf Sonntag schieben. Während ich so in meinen Gedanken war, bekam ich nichts von dem Gespräch des Pärchens vor mir mit.
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A lovely Nightmare
ChickLitSeit knapp vier Jahren besteht Ava's Leben aus Konzerten, Groupies und ihrer Musik. Doch als sie sich der Schattenseite dieses Lebens nicht mehr entziehen kann, verlässt sie die Band. In London versucht die mittlerweile 21 Jährige ein normales Lebe...