Partystimmung

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Die nächsten Tage vergingen für mich ohne weitere Zwischenfälle. Ich hatte Russisch zur Zeit nur einmal die Woche, somit sah ich Ben nur Montags. Meine anderen Kurse waren bisher auch interessant und allgemein brachte mir die Uni viel Freude. Die Stimmung zwischen Max, Lucien und mir war weiterhin angespannt, denn wir sprachen nicht mehr miteinander. Nach meinem Abgang aus der Küche schienen die beiden auch noch gestritten zu haben. Meine einzigen sozialen Kontakte, wenn man sie so nennen wollte, waren demnach nur kurze Gespräche mit Mitstudenten. So kam es, dass ich mich jetzt sogar auf Shelly's Party heute Abend freute, denn ich würde auch endlich Grey, Timm & Moe wiedersehen. Mein Handy vibrierte und ich war über Greys Nachricht mehr als erstaunt. Welches? Ein einzelnes Wort und zwei Fotos. Auf beiden sah sie wunderschön aus, trug jedoch verschiedene Kleider. Blau, schmeichelt deinen Haaren antwortete ich schnell, bevor ich mich selbst vor meinen Kleiderschrank stellte. Kleid? Hose? Sneaker? High Heels? Mir schossen mehrere Outfits durch den Kopf, während ich unbewegt vor meinen Klamotten stand. Schlussendlich entschied ich mich für schwarze Röhrenjeans, ein schwarzes Crop-Top und meine Hutton Sandale in weinrot von Michael Kors. Als ich mich gerade fertig geschminkt hatte, klingelte es an der Haustür. Schnell warf ich einen letzten Blick in den Spiegel. Meine langen Haare hatte ich offen gelassen und sie fielen mir bis knapp unter die Brüste und meinen Augen hatte ich mit brauntönen hervorgehoben. Ich lächelte mir zaghaft zu und packte dann eilig mein Zeug zusammen und lief zur Tür. Ich war mehr als überrascht, als ich die Personen vor der Türschwelle sah. Nicht nur Lilli stand dort, sondern auch Grey. "Ich weiß nicht wer sie ist, bin grad erst angekommen", sagte Grey auch sofort und drängte sich an Blondchen vorbei ins Innere. Mein Blick schweifte zu der jungen Frau, die bei meinem Anblick rote Wangen bekommen hatte. "Ähm, ist Lucien da?", fragte die schüchtern wirkende Frau mich. Kurz überlegte ich, sie einfach stehen zu lassen, doch ich verwarf diesen Gedanken wieder. Sie hatte mir nichts getan. "Weiß ich nicht, komm rein und schau selbst", erwiderte ich so freundlich, wie es mir möglich war und folgte danach Grey, die bereits in mein Zimmer verschwunden ist. "Ich mag dein Zimmer", sagte Grey unvermittelt, als ich meine Tür geschlossen hatte. Sie saß bereits mit überschlagenden Beinen auf meinem Bett. "Danke. Ich dachte zwar wir treffen uns erst auf der Party, aber cool dass du hier bist", antwortete ich ihr und betrachtete sie kurz. Unter ihrem dunkelgrauen Mantel blitze ihr blaues Kleid hervor, ihr langen Beine endeten in eine art Stiefelette und rundeten ihr Outfit ab. Die Haare hatte sie gelockt und ihre Augen schauten mich mittlerweile belustigt an. "Wir sehen gut aus, ich weiß", sagte sie grinsend, als auch sie sich mein Outfit angesehen hatte. Lachend ließ ich mich neben sie auf mein Bett fallen. "Du ahnst nicht wie froh ich bin, dich zu sehen", sagte ich glücklich. Erneut grinste Grey, dann holte sie zwei kleine Dosen aus ihren Manteltaschen. "Ich dachte wir glühen auf dem Weg zu Schneewitchen ein bisschen vor", erklärte sie sich. Kurz lachte ich über den Spitznamen, den ich Shelly insgeheim auch schon gegeben hatte. Nachdem ich mir meine Lederjacke und einen Schal übergeworfen hatte, nahm ich ihr eine Dose dankbar ab. "Wer war Goldlöckchen eigentlich?", fragte Grey, während sie sich vom Bett erhob. Bei ihrem Spitznamen für Lilli musste ich kurz schmunzeln. "Lilli, Luciens Freundin/Exfreundin, die letztens mit ihm Schluss gemacht hat, weil er zu viel Sex wollte", versuchte ich ihr die Kurzfassung zu übermitteln. Greys Augen waren bei dem Wort Freundin groß geworden und ihr schien etwas klar geworden zu sein. "DAS ergibt Sinn. Ich hab mich schon echt gewundert, warum ihr nicht endlich mit einander vögelt. Aber wenn er die ganze Zeit eine Freundin hatte, erklärt das ja auch, warum er dich nicht an sich ran gelassen hat", weihte sie mich in ihre Gedanken ein. "Wer sagt denn dass ich mit ihm schlafen würde?", fragte ich entrüstet doch Grey verdrehte nur ihre Augen. "Du, dein Körper, wenn er dich auch nur zwei Sekunden anschaut", war ihre galante Antwort. Genervt, dass mich diese Woche schon der dritte Mensch auf meinen nicht vorhandenen Sex mit Lucien ansprach, verdrehte ich die Augen. "Lassen wir das", sagte ich um das Thema zu beenden. Zum Glück war Grey heute umgänglich, denn sie lachte nur und fing an über ihre Kurse zu sprechen.

Shellys Party fand in einem Einfamilienhaus mit großem Vorgarten statt. Überall standen Menschen, obwohl es nicht gerade warm war. Grey und ich schafften nur drei Schritte, als uns auch schon die ersten Getränke angeboten wurden. Kopfschütteln bahnten wir uns einen Weg zum Eingang, denn der Fußweg hierher hatte uns ziemlich unterkühlt. Eine junge Frau mit rotem Haar öffnete uns die Tür und lächelte freundlich während sie uns herein bat. Als wir unsere Sachen an der bereits reichlich überfüllten Garderobe aufgehängt hatten, fragten wir uns zur Küche durch. Zu meinem Leidwesen sah ich Jamie, die sich gerade in der Küche ihr Getränk einschenkte. Während Grey uns zwei Becher mit Vodka-Sprite füllte, entdeckte sie uns. Natürlich kam sie zu uns rüber. Dieses Mädchen schien echt nicht zu verstehen, dass ich nichts mit ihr zu tun haben wollte. „Hey! Wir haben uns beim Einführungstag gesehen, weißt du noch? Lucien ist auch da! Hast du ihn schon gesehen? Er sieht wieder soooo gut aus!", brabbelte sie auch schon los und ich verdrehte kurz meine Augen.

Wie kann ein Mensch in wenigen Sekunden nur so unglaublich viel reden. „Ja...", sagte ich langgezogen und schaut ihr in die Augen. „Jedenfalls fand ich es damals ziemlich unhöflich von dir, mich einfach stehen zu lassen. Du hast mich auch in Edinburgh vollkommen ignoriert!", redete Jamie weiter. Ich erinnerte mich kurz an ihren Versuch, mich im Hotel und später auch auf der Rückfahrt anzusprechen. Zum Glück war es mir damals gelungen sie abzuwimmeln. „Du redest mir zu viel", sagte ich gerade heraus und hoffe sie so loszuwerden. „Bitte? Ich rede doch nicht viel! Ich meine, selbst wenn, dann macht man sowas nicht. Ich wollte einfach nur mit dir befreundet sein", sagte sie nun aufgebracht und leicht empört über meine Äußerung. Ich verdrehte wieder meine Augen, solche Gespräche waren echt nicht meine Stärke. „Naja, ich verzeih dir! Jetzt können wir ja anfangen Freundinnen zu werden, ok? Übrigens bist du mit Lucien befreundet? Ich hab euch öfters zusammen reden sehen...", fing Jamie direkt wieder an. Irritiert hob ich eine Augenbraue. Warum war sie so ignorant? Ich wollte nicht mit ihr befreundet sein. Zu meinem Erstaunen ergriff Grey das Wort: „Ich will ja nicht unfreundlich sein, aber meine Freundin hier und ich haben gerade einen Verlust erlitten und würden jetzt lieber alleine sein." Eine Lüge, aber immerhin relativ freundlich. Jamie schien sie zu schlucken. „Oh, klar! Sorry", sagte sie schnell bevor sie die Küche verließ. „Ein Verlust also?", fragte ich Grey mit hochgezogener Augenbraue. „Der Verlust unseres nüchternen Ichs nach diesen Mischen", sagte sie grinsend. „Ohje", sagte ich gespielt verzweifelt, bevor ich einen großen Schluck von dem Getränk nahm. Obwohl ich an Alkohol gewöhnt war, musste ich husten. „Was ist das? Ist ja widerlich", brachte ich unter meinem Hustenanfall hervor. Irritiert nippte Grey am Becher und verzog dann das Gesicht. „Ih! Tonic Water", sagte sie angewidert und suchte uns neue Becher. Lachend nahm ich ihr diese aus der Hand um das Mischen selbst zu übernehmen. „Lucien sieht ja soooo gut aus", rief Grey plötzlich übertrieben aus und brach dann in Gelächter aus. Auch ich konnte mir das Lachen nicht mehr verkneifen und verschüttete dabei sogar ein bisschen Sprite. Als dann auf einmal Lucien im Raum stand und uns nach dem Grund unseres Lachanfalls fragte, lachten wir noch lauter.

Sooo, ich hoffe bis hierher gefällt euch das Buch. Ich freu mich über Kommentare, Kritik oder Vorschläge :) Das nächste Update dauert ein wenig, da ich bald erstmal in den Urlaub fliege ☺️ bleibt gesund! 🍀

A lovely NightmareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt