Das gewisse Etwas

7 1 0
                                    

Lucien POV

Ich ärgerte mich über mich selbst. Sie hatte einfach etwas an sich, was mich dazu brachte, immer wieder in ihre Richtung zu schauen. Noch dazu verstand sie echt etwas von Musik und durch unsere Diskussion über mein Lieblingsbuch, war ich neugierig geworden. Wer war diese Frau, die jetzt schon mehrere Wochen mit mir zusammen wohnte? Ich war entschlossen das jetzt herauszufinden. „Wir haben also verschiedene Meinungen über Krach, ist notiert. Kommst du aus England?", fing ich unbeholfen das Gespräch an. Anscheinend war ihre Herkunft nicht das beste Thema, denn ihr Gesicht versteinerte sich, als sie mir erzählte, dass sie aus Amerika stammte. Da offensichtlich war, dass es besser war, nicht weiternachzufragen, antwortete ich einfach nur auf ihre Gegenfrage. Also sagte ich mit meinem besten, hochnäsigsten Englisch: „Gebürtiger Engländer" und verbeugte mich kurz. Mein Tonfall sorgte für ein belustigtes Lächeln auf ihrem Gesicht und lenkte mich kurz von ihrer Antwort ab. Auch auf mein Gesicht schlich sich ein Grinsen. Es war leicht mit ihr rumzualbern. Doch als die Internatsfrage kam, verschwand mein Lachen automatisch und ich dachte an meine Eltern. Mein Verhältnis zu ihnen war nie gut gewesen und als sie mich damals einfach abgeschoben hatten, ging unsere Beziehung völlig in die Brüche. Bevor ich zu sehr in meinen Gedanken versinken konnte, zwang ich mir ein Lächeln ins Gesicht und sah den Anflug von Traurigkeit in Kates Augen. „Kein Mitleid, bitte", sagte ich, da es mittlerweile nicht mehr wichtig war, was damals passiert ist. Als ich sie jedoch in die Seite knuffte, um die Stimmung wieder zu heben, war mir nicht bewusst, dass sie so sehr zusammenzucken würde. Sie kicherte leise. Ein schelmisches Grinsen bildete sich in meinem Gesicht. Meine Hände fanden schnell ihre Seiten und ich kitzelte sie bis sie nach Luft schnappte. Ihre Versuche mich abzuwehren, waren zwar süß, aber erbarmen hatte ich trotzdem nicht. Mein Grinsen wurde mit jedem ihrer Kicheranfälle breiter und ich griff nach ihrenArmen um sie noch besser kitzeln zu können. Kates Bewegungen wurden unter meiner Hand hektischer und ich drückte sie automatisch an mich, um sie besser festhalten zu können. Unbewusst drückte Kate ihren Hintern durch ihreBewegungen in meinen Schritt und ich zog leise die Luft ein. Plötzlich war mir gar nicht mehr nach rumalbern und meine Gedanken schweiften in eine ganz andere Richtung. Ihr Lachen hallte in meinen Ohren wieder und ich ließ meine Hand sinken. In diesem Moment war ich mir ihren Körper an meinem mehr als bewusst. Ich merkte genau, als ihr dies auch bewusst wurde. Mir entfuhr ein Brummen, als Kate sich mit hektischen Bewegungen losmachen wollte, denn dies führte nur nochmehr dazu, dass ihr Hintern an meinem Schritt rieb. Meine enger werdende Hosebrachte mich dazu, kurz meine Augen zu schließen. „Fuck", entfuhr es mir leise. Wie konnte die Situation so ausarten. Schnell drehte ich sie zu mir um, war aber noch nicht bereit sie loszulassen. Mein Herz klopfte unregelmäßig, doch ich ließ meine Augen geschlossen. Innerlich ermahnte ich mich, mein Kopfkino zu zügeln. Als ihre Finger mein Gesicht entlang strichen, durchfuhr mich ein Schauer. Es wurde immer schwerer meine Gedanken nicht abschweifen zu lassen, was mich überraschte, denn normalerweise war Selbstbeherrschung meine Königsdisziplin. „Fuck, was machst du nur mit mir", fragte ich sie, obwohl ich die Frage eher an mich stellte. Kaum hatte ich meine Augen geöffnet, nahm mich ihr Blick gefangen, der so gar nicht unschuldig war. Meine Beherrschung nahm noch ein bisschen ab, als ich in ihren Augen das gleiche Begehren sah. Kates Atmung ging flach und meine Hand fuhr langsam ihren Rücken hinab um sie dann noch ein bisschen enger an mich zu drücken. Ich war sowohl von meiner, als auch von Kates Reaktion überrascht. Das wir so sehr aufeinander reagieren, war mir nicht bewusst. Ich war kurz davor mich ganz zu verlieren, als ausgerechnet Shelly mich in die Realität zurück brachte. Während Kate überrascht herum fuhr, hob ich nur meinen Blick. Ich wusste was jetzt kommen würde. Mir meiner Handlung nicht ganz bewusst, griff ich wieder nach Kate und zog sie an mich. Meine Finger lagen auf Kates flachen Bauch und ein Teil von mir würde Shelly gerne wieder aus der Küche werfen. Doch ein anderer, der größere Teil von mir,war erleichtert. „Keine Woche von Lilly getrennt und schon die Nächste? Das hat Klasse Lucien", kommentierte Shelly die Situation auf ihre herablassende Art. Doch statt mich aufzuregen, schaute ich ihr nur entspannt in die Augen und sagte: „Das geht dich nichts an." Shelly wusste, dass ich es nicht mochte, wenn sie sich in mein Leben einmischte. Trotzdem konnte sie es nicht lassen. Als sie jedoch einlenkte und das Wort an Kate richtete, spannte ich mich an. Sie würde doch nicht damit anfangen oder? Natürlich würde sie, immerhin war Rachel ihre beste Freundin gewesen. „Lass es Shell! Geh einfach wieder", unterbrach ich ihren noch nicht begonnen Satz. Selbst nach so langer Zeit konnte Shelly es nicht sein lassen. Am liebsten würde ich ihr sagen, dass ich es verdient hatte. Dass ich mich mindestens so sehr hasste wie sie mich, dass ich es zutiefst bereute. Aber es war einfach nicht okey andere da mit rein zu ziehen. Vielleicht sah sie genau das in meinen Augen, oder ihr war die Lust vergangen, denn mit einem kleinen Spitznamen, der mir die Luft abschnürte, verließ Shelly die Küche. Mein Arm der eben noch um Kates Bauch lag, hing jetzt an meiner Seite. Ich hörte kaum auf das was Kate über Shelly sagte und bevor sie sich umdrehen konnte, ging ich schon mit großen Schritten zur Küchentür. „Wir sehen uns, Kate", brachte ich noch mit einem kurzen Seitenblick zu ihr heraus, bevor ich sie hinter mir stehen ließ.

A lovely NightmareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt