Mittlerweile war mir ziemlich kalt und ich zog gerade an meiner dritten Zigarette, als ein schwarzer Golf vor mir stehen blieb. Schnell zog ich die Tür auf und setzte mich hinein. „Zigarette aus", waren Luciens Worte zur Begrüßung und ich schnipste sie genervt aus der noch offenen Tür. Dann kuschelte ich mich in den Sitz und genoss die Wärme in dem kleinen Auto. Eine ganze Weile schwiegen wir beide und wir waren schon fast am See angekommen, als Luce die Stille brach: „Du hast dich von ihm vögeln lassen." Das war keine Frage und so bekam er von mir auch keine Antwort. Trotzdem fragte ich mich, ob man es mir so stark ansah. „Willst du nichts dazu sagen?", sagte er als ich nicht antwortete. „Was willst du denn hören? Ja, wir haben gevögelt und dann hat er mich wie der größte Arsch einfach da stehen lassen. Und ja wahrscheinlich hätte ich gar nicht erst in das Auto einsteigen sollen", sagte ich ziemlich wütend. Allerdings bezog sich diese Wut wohl eher auf mich als auf ihn. „Das den anderen zu erklären, ist deine Sache", sagte er, nur um dann noch ein „Wirklich befriedigt wirkst du aber nicht" mit einem frechen Grinsen hinterher zu schieben. Da ich eh schon genug angepisst war, warf ich ihm nur ein „Ach, fick dich doch!" hin, bevor ich mit Schwung das Auto verließ.
Unsere Gruppe zu finden, war nicht wirklich schwer, die lauten Stimmen verscheuchten jeden Vogel. Moe lief gerade wie ein Hampelmann durch die Gegend, während die anderen ihm Begriffe entgegen schrien. Dass eine von den Schnapsflaschen schon fast leer war, überraschte mich nach diesem Anblick nicht wirklich. Was mich allerdings wirklich kurz innehalten ließ, war Greys offenes Lachen, als Moe strauchelnd versuchte das Gleichgewicht zu halten. Als sie mich sah, wurde ihr Grinsen noch breiter und sie kam mir kurzerhand entgegen. „Da bist du ja wieder! Bin ich froh, nicht mehr mit diesen Volltrotteln alleine zu sein. Sie haben mich gezwungen die halbe Flasche alleine zu trinken. Das war nicht fair!", sagte Grey unnatürlich schnell und viel zu redselig. Timm, der ganz in der Nähe stand, legte einen Arm um ihre Schultern und lächelte mich verschmitzt an. „Das verlorene Schaf findet zurück zur Herde. Ihr beide, du und Luce müsst eindeutig aufholen", sagte er und schaute dabei auf die noch volle Schnapsflasche. Soetwas ähnliches hatte Railey auch gesagt, doch ich schob diesen Gedanken schnell bei Seite. Timms Aufforderung ließ ich mir nicht zweimal sagen und griff zur Flasche.
Eine Stunde später standen wir alle ziemlich angeheitert im Park. Unser Grinsen, das wir allesamt auf dem Gesicht trugen, wurde jedoch mit jeder Minute schmaler, da uns langsam echt kalt wurde. „Wollen wir nicht zu uns gehen? Ich hab noch eine halbvolle Whiskey-Flasche da!", fragte ich munter in die Runde. Alle schienen von der Idee begeistert, selbst Lucien grinste mich schelmisch an und prahlte von seinem vollen Alkoholvorrat.
Mit großer Mühe schafften wir es alle zum Bungalow ohne hinzufallen. Grey stützte sich dabei die meiste Zeit auf Timms Schulter ab, der noch am nüchternsten zu sein schien. Im inneren umhüllte uns eine angenehme Wärme. Als erstes warf ich meinen Parker über die Garderobe, bevor sich dort ein Stau bilden konnte. Dann lief ich schnell in mein Zimmer um den Schnaps zu holen, bevor wir uns alle im Wohnzimmer, dass mit der Küche verbunden war, trafen. „Wir spielen jetzt ein Spiel", sagte Grey fröhlich, die sich neben mich gesetzt hatte. Alle sahen sie erwartungsvoll an, worauf sie wohl gewartet hatte. „Es heißt –Ich hab noch nie- Ich sage etwas über mich und wenn ihr diese Sache schon getan habt, trinkt ihr. Das wechselt sich ab, bis wir zweimal rum sind, mindestens!" Innerlich stöhnte ich auf, denn ich kannte das Spiel bereits. „Moe fängt an", sagte Grey und lehnte sich zurück. „Ich hab noch nie etwas Verbotenes getan", sagte er überraschend ernst. Jeder andere in der Runde nahm einen Schluck aus der Flasche. „Ich hab noch nie Drogen genommen", sagte Timm dann und grinste in die Runde. Ich nahm einen großen Schluck und auch Grey und Luce tranken. „Ich erweitere Timms Aussage – Ich hab noch nie härtere Drogen als Gras genommen", prahlte Grey, in der Annahme, dass niemand trinken würde. Doch ich nahm erneut einen Schluck und auch Lucian schien kein Unschuldslamm zu sein. Wir teilten einen kurzen Blick bevor ich das Wort ergriff: „Ich hatte noch nie Sex in der Küche." Sowohl Timm, als auch Luce tranken, wobei mir letzterer einen grimmigen Blick zu warf. Ich grinste ihn schelmisch an. Nun war Luce an der Reihe und ich wusste, er würde mir die Frage heimzahlen. „Ich hatte noch nie Sex im Auto", sagte er da auch schon. Genervt verdrehte ich meine Augen und nahm einen Schluck, auch Timm trank. So ging das Spiel einige Runden, bis Moe vorschlug „Saugen&Blasen" zu spielen. Trotz des perversen Namens, war das Spiel harmlos. Wir saßen im Kreis und versuchten eine Spielkarte nur mit dem Luftdruck unserer Münder an unseren Nachbarn weiterzugeben. Doch uns wollte das Ganze nicht wirklich gelingen und so brachen wir immer wieder in Gelächter aus. Der Alkoholpegel stieg und irgendwann machte sich auch der Hunger in der Gruppe breit. Da Luce sitzen blieb und mit Moe philosophierte ging ich in die Küche und schmiss zwei Pizzen in den Ofen. Während die Pizzen im Ofen waren, aß ich einen Joghurt und suchte Saft für den Wodka. Leider nur mit den Pizzen betrat ich 10 Minuten später wieder das Wohnzimmer. Die Stimmung war jedoch merklich ruhiger geworden, denn Grey und Timm schliefen bereits halb und auch Moe schienen immer wieder die Augen zu zufallen. Luce saß auf dem Sofa und schaute erwartungsvoll auf eine der Pizzen, die ich dann beide auf den Tisch stellte. „Was ist denn hier los?", fragte ich an ihn gewandt, doch er hatte sich bereits das erste Stück in den Mund geschoben. Also blieb er mir die Antwort schuldig und ich nahm ein paar Schlucke von meinem Getränk. Als Luce endlich fertig mit Essen war, schlief der Rest bereits tief und fest.
„Irgendwie sind alle müde geworden sobald du den Raum verlassen hast, so als hättest du die Energie mit dir genommen", sagte Luce belustigt und füllte sein und mein Glas erneut. Das was er da sagte, musste ich unbedingt in meinen persönlichen Studien notieren, später. „Gut, dann müssen wir wohl alleine weiterspielen", sagte ich eifrig, ohne Hintergedanken. Erst dann fiel mir auf, dass „Saugen&Blasen" zu zweit wenig Sinn ergab. Auch Lucien schien das aufzufallen, denn ein dreckiges Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Dann können wir die Karte auch gleich weglassen!" Um ihn zu provozieren rückte ich näher an ihn heran. „Sollen wir?", fragte ich dann auch noch schmunzelnd. Womit ich nicht gerechnet hatte, war mein schneller werdender Herzschlag. Unsere Gesichter befanden sich auf gleicher Höhe und die plötzliche Nähe zu ihm brachte meine Gedanken durcheinander. Sein Geruch stieg mir in die Nase und ich war kurz davor genüsslich die Augen zu schließen. Aber auch ihn schien die Nähe nicht kalt zu lassen. Seine Atmung war nun flach und er schluckte schwer. Aus einem Impuls heraus rückte ich noch näher, so dass sich unser Lippen fast berührten. Prüfend schaute ich ihn in die Augen und konnte meinen Mund nicht davon abhalten die Worte zu flüstern: „Küss mich."
Sein Blick schoss nun zu meinen Lippen und wieder schluckte er schwer. Seine Hand zuckte, als wollte er nach mir greifen. Kurz erhaschte ich einen Blick auf das Verlangen in seinen Augen, dann verschloss er sich wieder. „Nein", sagte er leise. Nun war ich es, die schwer schluckte, damit hatte ich nicht gerechnet. „Du willst es", sagte ich bestimmt. Diese Spannung zwischen uns hatte ich mir gewiss nicht eingebildet. Wieder schaute er auf meine Lippen, dann zog er sich jedoch zurück. „Bist du dir da sicher?" fragte er, nun wieder ganz der arrogante Kotzbrocken. Ich erwiderte nichts darauf und trank mein Glas aus. Innerlich betete ich, dass der Alkohol mich diesen Abend vergessen lassen würde. Dann stand ich auf und ging auf mein Zimmer zu. „Ja, ich bin mir sicher. Ich geh jetzt Schlafen, gute Nacht Lucien!", sagte ich lächelnd und verschwand in mein Zimmer. Nach dem Zähneputzen und Abschminken fiel ich unglaublich müde ins Bett.Voten (Sternchen) nicht vergessen, wenn euch die Kapitel gefallen!
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A lovely Nightmare
ChickLitSeit knapp vier Jahren besteht Ava's Leben aus Konzerten, Groupies und ihrer Musik. Doch als sie sich der Schattenseite dieses Lebens nicht mehr entziehen kann, verlässt sie die Band. In London versucht die mittlerweile 21 Jährige ein normales Lebe...