Nachdem wir eine besonders schweigsame Busfahrt hinter uns hatten, kamen wir am Westfield an. Die größte Shoppingmall in London, immer laut und nervig. Ich vermied es normalerweise hier her zu kommen und ging lieber in der Altstadt shoppen. Kurz bevor wir das Gebäude betreten wollten, hielt Lucien uns auf. „Als erstes machen wir eine Teamübung, dann werden wir uns aufteilen und einige Aufgaben lösen, bis wir uns zum Abschluss ein Eis gönnen", sagte er lächelnd, als würde er sich wirklich darauf freuen.
Ein paar Stunden später...
Wir verließen gerade die Mall, als mir der blaue Wagen ins Auge fiel. Okey, eigentlich fiel mir nicht der Wagen ins Auge, sondern der Mann, der daran gelehnt stand und telefonierte. Es war Ben aus dem Club und ich blieb unschlüssig stehen. Wollte ich ihn wiedersehen? Ja. War das gut für mich? Nein. Grey stupste mich an und riss mich aus meinen Gedanken. „Wieso starrste den da so an?", fragte sie mich neugierig und ich musste lächeln. Nur selten, so schien es, interessierte Grey etwas. „Das ist ein bisschen kompliziert", fing ich an, aber Grey unterbrach mich: „Du hast ihn gevögelt", sagte sie grinsend und ich schaute sie erstaunt an. „Woher weißt du ...", doch erneut unterbrach sie mich. „Ich sehe sowas bei Menschen. Übrigens schaut er dich jetzt auch an." Sofort, nachdem ihre Worte mein Gehirn erreichten, schoss mein Blick zu ihm und unsere Blicke verhakten sich ineinander. Unterbewusst machte ich einen Schritt auf ihn zu. „So Leute, wir gehen jetzt mit unserer Beute an den See würde ich sagen", meinte Timm gut gelaunt und der Rest stimmte grinsend zu. Unsere „Beute" waren zwei hochprozentige Schnapsflaschen, die uns allen wohl pur nicht gut tun würden. „Ich komme nach", sagte ich ruhig und ging auf das blaue Auto zu. Natürlich musste mich Luce in diesen Moment zurückhalten. Ich versuchte meine Gedanken, an das erste Treffen mit diesem Mann zu verdrängen, trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass sich ein Funken Erregung in meinen Augen wiederspiegelte, als Lucien mich an der Schulter umdrehte. „Wo willst du hin?!", fragte er mich, leicht irritiert bei meinem Gesichtsausdruck. „Ich besorge noch was und komme dann zum See", versuchte ich völlig ruhig zu sagen. Doch da war ein kleines Zittern in meiner Stimme, das Luce wohl auch aufgefallen sein musste, denn er ließ mich sofort los. Augenblicklich drehte ich mich wieder um und lief mit schnellen Schritten auf das blaue Auto zu. Da er bereits an der Fahrertür stand und mich unverwandt ansah, stieg ich einfach ein und wartete, dass er losfuhr. Lange ließ er mich nicht warten, denn nur ein paar Sekunden später dröhnte der Motor und mit viel zu schneller Geschwindigkeit verließen wir den Mall-Parkplatz. „Hi", sagte ich nach einer Weile. Kurz wand er mir seinen Kopf zu und grinste um sich dann gleich wieder auf die Straße zu konzentrieren. Lächelnd legte ich meine Hand auf seinen Oberschenkel und sah, dass er kurz die Augen zusammenkniff. Wir fuhren schon eine ganze Weile als ich anfing meine Hand auf und ab wandern zu lassen. Ich hatte keine Lust mehr zu warten und ihm schien es genauso zu gehen. Er fuhr rechts in eine kleine Straße, die menschenleer war und machte den Motor aus. Endlich wandte er sich mir zu und ich musste unwillkürlich grinsen. Seit ich eingestiegen war, konnte ich es kaum noch erwarten, diese Lippen zu küssen. Also krabbelte ich kurzerhand über die Mittelkonsole auf seinen Schoß. Bevor ich dazu kam ihn zu küssen, ergriff er das Wort.
„Ich war gerade wirklich überrascht dich zu sehen. Ich hab eigentlich nicht wirklich Zeit dafür", sagte er zwar, aber ich sah in seinen Augen etwas ganz anderes. Lächelnd beugte ich mich zu seinem Hals und verteilte Küsse bis zu seinem Schlüsselbein bevor ich sagte: „Dann machen wir schnell." Seine Augen fanden meine und das Verlangen darin machte mich verrückt. Fast wild, küsste er mich und ein leises Stöhnen entwich meine Lippen. Fahrig fuhr ich mit meinen Händen über seine Brust, bis hin zu seinem Bauch. Auch er stöhnte jetzt leise und ich musste lächeln. Seine Hände waren bereits überall auf meinem Körper und auch er lächelte. Dann umfasste er meine Brust und drückte zu. Ich stöhnte ungehalten. Mit zitternden Händen – absolut nicht vor Kälte – fuhr ich zu dem Reißverschluss seiner Anzughose und öffnete ihn rasch. Dann streichelte ich ihn und nun erfüllte sein Stöhnen den Innenraum des Wagens. Nach ein paar komplizierten Bewegungen, die auf so engen Raum nicht wirklich angenehm waren, schaffte ich es, mir die Hose runter zu ziehen. Er musste sich diese Mühe nicht machen, sondern befreite seinen kleinen Freund einfach mit einem schnellen Handgriff. Eilig griff ich nach dem Kondom, dass er mir hinhielt und streifte es ihm über. Es erstaunte mich, dass er jetzt schon so bereit war. Dass wir beide jetzt schon so bereit waren, fügte ich innerlich hinzu. Diesmal war es ganz leicht mich auf ihn gleiten zu lassen und so sank ich Stück für Stück weiter hinab. Als er ganz in mir war, biss ich mir auf die Lippe. Ich schaute in sein Gesicht, doch er hatte seine Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt. Dann fing ich an, mich zu bewegen und die nächsten Minuten waren nur noch er und ich wichtig. Unser Stöhnen war das Einzige, dass ich hören wollte und ich grinste glücklich, als er mit einem Mal anschwoll und seine Hände meinen Hintern fest umfassten. Mit einem kehligen Laut kam er. Erschöpft legte er seine Stirn an mein Schlüsselbein und ich lächelte kurz, bevor ich mich leicht erhob und wieder auf meinen Sitz krabbelte. „Tut mir leid, dass du jetzt zu kurz gekommen bist...", fing er an, doch ich lächelte nur matt. „Passt schon, letztes Mal hast du mir genug Vergnügen bereitet", sagte ich schnell und fügte hinzu: „Nicht, dass wir das nicht wiederholen sollten." Während wir uns wieder anzogen, herrschte eine peinliche Stille. „Ich hab jetzt nicht mehr wirklich Zeit dich irgendwo hin zu fahren. Meinst du, du findest den Weg?", fragte er nach einer Weile, obwohl es nicht wirklich eine Frage war. Ich konnte ihm jetzt schlecht sagen, dass ich keine Ahnung hatte, wo wir uns befanden. „Klar", sagte ich selbstsicher und machte mich daran, die Autotür zu öffnen. „Ich ruf dich an", sagte er noch, bevor ich die Autotür zuschlug. Mir war es nicht wirklich wichtig, ob er sich melden würde. Fast lautlos fuhr er davon und ich stand mitten im Nirgendwo, in der Kälte, alleine. Ich fragte mich immer wieder, warum ich zu ihm ins Auto gestiegen war, besonders, da ich mich jetzt weder befriedigt noch besonders gut fühlte. Eigentlich fühlte ich mich sogar ein bisschen benutzt und dreckig, aber das wollte ich mir nicht wirklich eingestehen. Da ich keine Bushaltestelle sah, musste ich wohl jemand anrufen, der mich abholen konnte. Leider fiel mir nur ein Mensch ein, der ein Auto hatte und in Frage kam. Fuck.
„Du kannst nicht einfach so in ein Auto steigen und mit irgendeinem Penner wegfahren!", dröhnte mir auch schon Luciens Stimme durchs Handy ins Ohr. Ich verdrehte genervt die Augen und strich mir nervös durch die Haare. „Bin ich aber", sagte ich leicht trotzig, auch wenn mir bewusst war, wie kindisch ich mich benahm. „Der Tag ist noch nicht vorbei, du musst zurückkommen, sonst wirst du nicht nach Edinburgh fahren dürfen", sagte er eisig und ich verspannte mich. Ich durfte mir nicht schon jetzt, am Anfang der Studienzeit, so etwas Gravierendes leisten. „Kannst du mich abholen?", fragte ich kleinlaut. Auch wenn mir diese Frage unfassbar peinlich war, hatte ich absolut keine Ahnung, wie ich hier wegkommen sollte. „Das ist nicht dein Ernst", sagte Luce aufgebracht. „Fragt doch den Penner, immerhin bist du ja mit IHM weggefahren." Ich wollte gerade auflegen, weil von seiner Seite aus wohl keine Hilfe kommen würde, als er erneut das Wort ergriff: „Gut, ich hol dich. Wo bist du?", sagte er nüchtern. „Ich kann versuchen dir den Standort zu schicken, denn ich hab wirklich absolut keine Ahnung wo ich bin", sagte ich leicht angestrengt, da ich nebenbei in meiner Tasche kramte. Dann legte ich auf und ließ mein Handy den Standort fokussieren. Nach einer ganzen Weile hatte es tatsächlich kurz Empfang und ich konnte Lucien den Standort schicken. Nun musste ich nur noch warten und hoffen, dass er bald kam.Zitternd vor Kälte, setzte ich mich auf den Bordstein und zog eine Zigarette aus der Packung, die ich eben gesucht hatte.
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A lovely Nightmare
ChickLitSeit knapp vier Jahren besteht Ava's Leben aus Konzerten, Groupies und ihrer Musik. Doch als sie sich der Schattenseite dieses Lebens nicht mehr entziehen kann, verlässt sie die Band. In London versucht die mittlerweile 21 Jährige ein normales Lebe...