Kapitel 30

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Claire POV:


Sie war es wieder und wieder durchgegangen, hatte jedes mögliche Szenario durchdacht. Und es kam überall dasselbe raus: Wenn Claire einen Hinweis auf ihre Eltern finden wollte, musste sie Layla aufwecken.

Selbst wenn Layla nichts wusste, das war dann auch ein Hinweis. Nämlich dass alles umsonst war. Ihre Suche würde hier enden, noch bevor sie überhaupt richtig begonnen hätte. Also war die Lösung immer wieder Layla. Sollte sie nichts wissen, nicht hilfreich sein, konnte Claire ihr die Erinnerungen ja einfach wieder nehmen.

Langsam ging sie auf die angelehnte Tür zu, hinter welcher laut einer Krankenschwester Layla liegen sollte. Zögerlich klopfte Claire dreimal gegen den Rahmen. Dann wartete sie unruhig auf eine Reaktion. „Herein.", erklang Laylas Stimme. Claire stieß die Tür weiter auf und trat ein.

Layla lag auf einem Bett, Arme hinter dem Kopf verschränkt und Füße überkreuzt. Sie richtete sich auf, als Claire die Tür schloss und zu ihr kam.

„Wer sind Sie?", fragte Layla neugierig. Claire schluckte und stotterte: „Ich... ich bin Claire Hudson. Wir waren spazieren und ich bin gegangen und du..." Laylas Augen weiteten sich. „Ach so, du warst die Letzte, die mich davor noch gesehen hat." Bei davor machte sie eine vage Geste in Richtung ihres Kopfes.

Claire nickte. Das Mädchen auf dem Bett hatte wirklich alles vergessen. Und nun lächelte sie verständnisvoll. „Hey, das ist nicht deine Schuld. Das war nur mein blöder Kopf." Aber Claire war ja schuld daran! Und deshalb würde sie... Nein, sie würde es nicht richtigstellen.

Das konnte sie nicht einfach tun. Claire hatte keine Ahnung, wann sie ihre Meinung geändert hatte, aber sie hatte es getan und würde dabei bleiben! Layla stand aus dem Bett auf und griff nach Claires Hand, wohl um tröstliche Worte zu sagen. Doch so weit kam sie nicht. Denn Layla hatte nach der Hand gegriffen, an der der Kristall hing. Und sie hatte ihn berührt.


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Layla POV:


Ein Stromstoß fuhr von dem heißen Stein, den ich aus Versehen gestreift hatte, durch meinen Arm nach oben und zischte durch meinen kompletten Körper. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, als tausend glühende Stäbe in mein Gehirn gestoßen wurden (zumindest vom Gefühl her). Gedanken rasten in meinen Kopf. Ich musste sie herauslassen, freilassen!

Mein Mund öffnete sich ohne mein Zutun, fremde und doch vertraute Worte fielen von meiner Zunge. „Graham, nein stirb nicht ich rette dich Henry Retterin bitte du musst es schaffen Pan oh mein Gott es ist der Vater wie kann das sein bitte nein stop was tust du Claire bitte Halt!"

Die Verbindung riss urplötzlich ab und ich fiel keuchend nach vorne. Claire griff nach meinen Schultern und bugsierte mich zum Bett. Sie starrte mir ins Gesicht. „Layla, was hast du gesehen? Bitte, ich muss es wissen! Was war das mit Pan?" Doch ich sah nur verständnislos und auch orientierungslos zurück in ihre Augen, die so gefüllt waren mit Hoffnung und Verzweiflung und Freude und Angst, dass es sie zu verschlingen schien.

„Ich... ich weiß nicht. Ich... was war das? Das tat weh, es hat gebrannt. Claire... du bist doch Claire, hab ich recht. Hilf mir..." Und dann war es auf einmal alles zu viel und ich versank in Dunkelheit und Stille.


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Claire POV:


Geschockt sah Claire die Bewusstlose an. Sie hatte etwas von Pan gerufen, und dass er der Vater war. Was wusste sie? Und auch... Ihre ersten Worte. „Graham, nein. Stirb nicht. Ich rette dich." Graham, so hieß der Sheriff, der an einem Herzinfarkt gestorben war. Layla hätte ihm helfen können, oder hatte sie wenigstens gedacht.

Claire hatte einen Tod verschuldet. Das hatte sie niemals gewollt! Sie wollte keine Verletzten und keine Toten. Und jetzt? Es war beides geschehen. Layla wäre fast erfroren, der Sheriff war tot, und jetzt war Layla auch noch vor Schmerzen bewusstlos geworden. All das war allein Claires Schuld. Sie musste ihr die Erinnerungen jetzt auf jeden Fall zurückgeben.

Erstens, weil sie beim Aufwachen einige der früheren noch haben würde, aber wirr, und alle würden sie für verrückt erklären. Zweitens, und für Claire wichtiger, hatte Henry wohl recht damit, dass Layla alles wusste. Sie würde helfen wollen, den Fluch zu brechen, so wie es sein sollte. Und mit Erinnerungen war das vermutlich einfacher als ohne.

Ach, und noch das Letzte, Layla wusste etwas über Claires Vater Pan! Der erste wirkliche Hinweis. Kein seltsamer Traum oder eine Vision, keine ominösen Nachrichten. Nein, ein Hinweis. Der Beste, den Claire hatte. Und Layla hatte noch mehr Wissen. Sie musste sie aufwecken und sich erinnern lassen.


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Layla POV:


Ein scharfer Schmerz fuhr durch meinen Arm und ich riss die Augen auf. Claires Gesicht erschien direkt vor mir und ich zuckte zusammen. Sie wich zurück und ließ etwas Klirrendes auf den Nachttisch fallen.

Es war eine... Oh Gott, eine sehr lange Nadel mit Schlauch. Und mir fiel der Schmerz wieder ein, der mich geweckt hatte. Schnell sah ich hinab. Ein dunkelroter Tropfen Blut bildete sich da, wo diese grässliche Nadel gesteckt haben musste. „Hey, Layla. Schau mich an. Los, guck her!", kommandierte Claire und drehte meinen Kopf zu ihr.

Sie sah mir eindringlich in die Augen. „Du passt jetzt auf, okay?" Ich runzelte die Stirn. Wieso sollte ich einem fremden Mädchen zuhören, welches außerdem gerade eine Nadel aus meinem Arm gezogen hatte. Aber ihr Blick sprach eine bestimmte Sprache. Traurig und fröhlich, hoffnungsvoll und verzweifelt, so unglaublich verzweifelt. Ich würde ihr zuhören. Auch da ich wusste, dass sie mich wenn nötig zwingen würde.

„Okay, ich höre.", sagte ich langsam. Sie nickte knapp und ging zur Tür. Das Klicken des Schlosses verunsicherte mich. Sehr. Ihr Gesichtsausdruck bei der Rückkehr noch mehr. Sie setzte sich neben mich ans Bett. „Also, erst mal das mit der Nadel. Das war ein Beruhigungsmittel der Ärzte. Aber ich wollte mit dir reden, darum habe ich sie rausgezogen. Und jetzt... Ähm..."

Sie stockte und schien ihre nächsten Worte zu überdenken. „Das könnte verrückt klingen, aber nur für eine kurze Zeit." Okay, das verwirrte mich gerade. Doch Claire sprach einfach weiter: „Ich wollte das nicht, okay? Es war ein Auftrag, ein Job. Trennung von Normalem und Übernatürlichem. Ich wollte doch nicht, dass jemand stirbt!"

Whoa, was?! Sie hatte jemanden umgebracht? Scheiße, mit was für einer Psychopatin war ich in einem Zimmer? Claire musste meine Panik bemerkt haben, denn sie versuchte sofort, mich zu beruhigen. „Versteh das bitte nicht falsch! Ich wollte damit nicht... Arg, das ist schwieriger als ich gedacht hätte." Sie brach ab und plötzlich sah ich etwas in ihren Augen aufleuchten, sie hatte eine Idee.

„Okay, versprich mir, dass du dir erst anhörst, was ich sage, bevor du was Unüberlegtes tust.", beschwor sie mich eindringlich. Moment, was meinte sie damit?! Claire zog etwas von ihrem Handgelenk. Es war ein lilafarbener Kristall an einem Armband.

Vorher war mir das Armband nicht einmal aufgefallen, obwohl es so sichtbar und offensichtlich war. Aber jetzt hing mein Blick daran, fast wie ein Magnet. Als wäre mein Leben in diesem Kristall, als lebte ich ein falsches Ich. Wie hypnotisiert wollte ich den Kristall greifen, doch Claire hielt ihn von mir weg. „Nicht, das tut zu sehr weh und ist unzuverlässig."

Sie hielt den Kristall in ihrer Faust verborgen, hob den Arm weit hoch und schmetterte den Kristall auf den harten Fußboden. Eine Wolke lilafarbener Splitter erhob sich und flog auf mich zu. Ich wollte schreien, doch plötzlich war überall nur noch diese Wolke.


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My Trip to (Real) Storybrooke [ON HIATUS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt