Kapitel 1

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"Willst du leben oder sterben?" fragte mich Dael. "Wir alle haben Angst Zalma. Trotzdem musst du dich zusammenreissen.", die Anderen nickten zustimmend. Ich fasste einen Entschluss.

Damit wir alle lebendig hier raus kamen, musste ich mithelfen. Ich schluckte und griff zögernd nach meinem Schwert, das ich nie zu mehr als Sträucher kürzen benützt hatte, und liess es aus seiner Scheide gleiten. Vertrauterweise leuchtete die Klinge bläulich auf und hüllte meinen Körper sanft in dessen Licht ein. Unbeschreibliche Geräusche waren vor der hölzernen Tür vor uns zu hören und liessen mich erschauern. Die Überreste des Hauses würden es nicht mehr lange durchhalten, denn so wie ich es sah ähnelte dieses Gebäude eher einer Ruine, als etwas anderem. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren alle, ausser mir, bereit zum Kampf. Das war zwar nicht das erste mal, dass ich in ernsthafter Gefahr war, jedoch stand mir im Notfall immer noch die Flucht zur Option. Das arme, schwere Stück Holz, das sich Tür nannte, wurde von Sekunde zu Sekunde mehr durch Kratzen und einhämmern zerstört. "Macht euch bereit, Leute.", meinte Sy'kira und blickte zu uns mit einem versicherndem Blick. Das sowieso schon morsche Holz brach endlich und sie traten ein.

Die für hier üblichen Monster "Weezoks" genannt, waren grausam. Sie waren ähnlich wie Orks und Golems, nur konnten ihre Glieder jede beliebige Stichwaffen Form annehmen. Ihre Haut war blass und ihre Knochen schimmerten leicht durch, was sie wie lebendige Skelette aussehen liess. Diese überaus sonderbaren Wesen besassen sechs bis acht Gliedmassen, die allesamt unproportional zum Körper veranlagt waren. Man konnte blaue Blutvenen sehen, die sich über den gesamten Körper zogen und die blasse Haut leicht bläulich erscheinen liess. Hässliche Wesen waren sie alle Mal. Drei von ihnen standen uns nun gegenüber. Geifernd und sabbernd schauten sie uns mit ihren leeren Augen an, von denen ich dachte, dass sie geradewegs durch meine Seele stachen. Sy'kira stürzte sich plötzlich schreiend auf einen der drei. Bald darauf folgten Dael, Mintox und Haru und liessen mich perplex zurück. Warum konnte ich mich nicht bewegen?! Warum hatte ich solche Angst?! Ich kannte dieses Gefühl doch. Eingesperrt zu sein und keinen Ausweg kennen vor einer Gefahr. Ich befand mich Wohl oder Übel in einer Schockstarre und konnte nur mit zuckenden Bewegungen meiner Augen das Geschehen verfolgen. Nur als ich Sy'kiras Körper mit einer Wucht an mir vorbeisausen sah und sie schmerzerfüllt an die Wand prallte, fand sich mein Bewusstsein wieder. Dieses Mal konnte ich nicht einfach wegrennen, oder den anderen das Kämpfen überlassen. Wen ich nichts tat, würden wir alle draufgehen! Ich nahm all meinen Mut zusammen und atmete tief ein, bevor ich mich nach Vorne stürzte und einen der Weezoks rücklinks angriff. Ich fühlte mich zwar unterlegen, jedoch hielt mich das nicht davon ab, mein Bestes zu geben. Wild um mich schlagend bekam ich nur noch mit, wie blaues Blut in mein Gesicht spritzte. Ich hatte ihn erwischt? Leblos, schwankend fiel er zu Boden und verursachte, dass sich eine kleine Staubwolke vom Boden erhob, als er aufkam. Durch die eigene Kraft, die ich aufgebracht hatte, fiel ich zurück auf den Boden. Mein Blickfeld flackerte ein wenig und kleine Lichter tanzten farbenfroh vor meinen Augen, während ich deutlich meinen eigenen Herzschlag in meiner Brust spüren konnte und eine kleine Schweissperle meine Stirn runterrann. Meine Augen huschten zu einem Ort links vor mir, da ich von dort unbewusst eine Bewegung wahrgenommen hatte. Ein vierter Weezok war dem Kampf beigetreten und holte mit seinen langen, knorrigen und tödlichen Fingern nach mir aus. Reflexartig schloss ich meine Augen und wartete darauf, dass ich den brennenden Schmerz zu spüren bekam.

Doch der Schmerz blieb aus. Ich nahm einen Ruck wahr und fühlte wie zwei kräftige Arme mich zur Seite schubsten nur um mich anschliessend zu umarmen. Ein dumpfes Geräusch von einem auf den Boden fallenden Körper erklang unmittelbar in meiner Nähe und ich befürchtete schon, dass es einer meiner Freunde hätte sein können. Ich schlug meine Augen ruckartig auf und starrte in das Gesicht meines Retters. Die eisblauen Augen blickten mich an und schienen mich genau zu mustern. "Alles in Ordnung?", hörte ich Daels Stimme fragen. Mein Herzschlag normalisierte sich und ich konnte endlich wieder frei atmen. Beinahe wäre ich ohnmächtig geworden...? Dael erhob sich von mir und klopfte seine Kleidung ab um den Staub und schmutz abzukriegen, bevor er sich räusperte und mir die Hand ausstreckte, damit ich aufstehen konnte. Ich nahm sie an und stand auf. Unsere Angreifer lagen alle niedergemetzelt und reglos auf dem Boden, während Haru nach Luft schnappte und Sy'kira erschöpft den Dolch wieder an ihren Oberschenkel platzierte.

"Wir sollten von hier verschwinden, bevor noch mehr von ihnen aufkreuzen." flüsterte Dael eher zu sich selbst, doch wir alle waren einverstanden. Nach einem kurzen Moment in dem wir uns gesammelt hatten, bewegten wir uns schnell ins Freie. Etwas unsicher trat ich vom einem Fuss zum andern, da ich befürchtete, dass ein weiterer Weezok kommen würde. die kalte und feuchte Luft liess mich beinahe erschauern und ich starrte beklommen in den Himmel. Ich blickte nervös umher und schrie beinahe auf, als Sy'kira ihre Hand auf meine Schulter legte: "Bist du noch da, Zalma? Du siehst so aus, als würdest du gleich beginnen zu heulen.", flüsterte Rothaarige grinsend zu mir.

"Kommt ihr heute noch?! Ich will nicht länger hier warten!", rief Dael lauthals und leicht genervt zu uns rüber, bevor ich vermochte Sy'kira zu antworten. Der Prinz, der uns zu sich gerufen hatte, lehnte sich gegen seinen Drachen und gähnte ausgiebieg, während er ungeduldig zu mir starrte. Da hatte ich wohl jemanden verärgert...? Ich seufzte, als ich endlich mit Sy'kira bei Clatox angekommen war und sie mich zu sich auf den Drachen zog. Clatox konnte ich immer wieder bewundern. Anders als viele Drachen besass er pechschwarze Federn, die manchmal im Sonnenlicht alle Farben widerspiegeln konnten und ich fragte mich wie Sy'kira nur an so eine Kreatur kommen konnte. Immerhin waren Drachen teuer und nur Reiche besassen welche. Und in der Wildnis hatte sie wohl eher nicht diesen Drachen gefangen, da sie überaus scheu sind und niemals kämpfen würden. Also Sy'kira war weder adelig noch Reich.....woher hatte sie dann....? "Können wir endlich los?! Sy'kira du Schnecke! So langsam wie du war nicht mal meine Oma!", schrie Haru und sorgte dafür, dass ich eine...besondere Aura hinter mir verspürte.... Nett ausgedrückt konnte ich die mörderische Aura Sy'kiras brennend in meinem Rücken fühlen. Ich schluckte, da ich schon befürchtete, dass gleich die Hölle los wäre, doch glücklicherweise brachte Daels Blick Haru zum schweigen und her ob ab.  Alle vier Drachen waren kurze zeit später in der Luft und ich konnte endlich durchatmen.

Ein Blick nach unten und ich konnte erkennen, wie die Welt unter mir langsam immer kleiner wurde. Die letzten Sonnenstrahlen für heute tauchten die kahlen Baumkronen in ein sanftes orange, bevor auch sie wie der Rest verblassten und die Nacht hereinbrach.

Die Legende von Zalma (IN ÜBERARBEITUNG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt