Kapitel 19

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Ich schaute zu Sy'kira. Sie war so still wie nie. Wir suchten jetzt schon eine ganze Weile nach Haru, aber nicht eine Spur von ihm. Ich machte mir langsam wirklich Sorgen um Haru. Dieses Viech, dass ihn in die Tiefe stürzen liess, hatte diese Würmer. Hoffentlich hatte er keine offenen Verletzungen. Es herrschte allgemein eine bedrückte Stimmung. Wir wollten keinen Lärm verursachen, nicht dass wir noch mögliche Feinde anlocken. Auch wollten wir uns nicht aufteilen. Sonst hätten wir uns möglicher Weise verlieren können. Wir liefen einen matschigen Weg entlang. Es raschelte mit jedem Schritt, den wir nahmen. "Sy'kira. Sy'kira! Du hast deinen Schuh verloren.", sagte Mintox mit seiner üblichen, kühlen Stimme. Sie schaute kurz und abwesend auf ihre Füsse und lief dann einfach weiter, als hätte sie nichts gehört. Ich rannte schnell ein paar Meter zurück und hob ihren rechten Stiefel auf. Er war voller Matsch. Ich versuchte mit Hilfe von meinem Taschentuch ihn ein bisschen zu säubern, doch Dael nahm mir den Stiefel ab und gab ihn Mintox. Er hielt den Stiefel locker in seiner Hand. Ich sah wie sich die Oberfläche des Schuhs rasant verhärtete. "Mintox...kannst du etwa Dinge vereisen?!", rief ich laut aus. "Ja", antwortete er kurz und knapp. Es erstaunte mich immer wieder, wie wenig ich doch über die Anderen wusste. Ich dachte immer ich kannte die Anderen. Eigentlich wusste ich nur von den Kampfkünsten der Anderen. Natürlich auch den Namen und die Rasse. Aber solche Dinge wusste ich tatsächlich nicht. Im Gegensatz zu den Anderen hatte ich keine 'Kräfte'. Deshalb hatte Dael auch ein Schwert schmieden lassen, dass mit Elfenmagie gestärkt wurde. Ich muss sagen, dass ich lange nicht so gut im Schwertkampf war wie Dael. Er war es auch, der mir die Schwertkunst beigebracht hatte.  "Was bringt dieses Vereisen denn jetzt?", fragte ich um die Stille zu brechen. Er sagte nichts, sondern nahm einfach einen kleinen Stein und schlug mit einer heftigen Wucht auf den Stiefel ein. Er hatte es so ruhig getan, dass man es ihm nie geglaubt hätte, dass er mit einem Stein draufgeschlagen hatte. Der vereiste Matsch bröckelte sofort ab und der Schuh war wieder einigermassen sauber. Wow! Was für eine Magie-Verschwendung. Er reichte Sy'kira den Schuh. Sie nahm in und zog in sich, in Gedanken verloren, an. Sie war definitiv nicht dieselbe nach dem Verschwinden von Haru. Ob sie ihn wohl sehr mochte? Ich meine sie benahmen sich immer wie Geschwister. Es tat mir Leid, sie so leiden zu sehen. Die fröhliche, Energie geladene und nette Sy'kira schien wie ausgewechselt zu sein. Von der Umgebung, in der wir uns gerade befanden, konnte man auch nicht aufgeheitert werden. Die Bäume wuchsen dicht aneinander. Es war nebelig und kühl. Die Äste schienen förmlich nach uns zu greifen. Mittlerweile hatte ich das Zeitgefühl verloren, da es hier immer dunkel war. War es nun wirklich schon Nacht? Oder war es erst Nachmittag? Ich wusste es nicht. "Schaut! Dort hinten liegt doch Haru's Armband!", schrie Dael direkt in mein Ohr. Autsch.

Die Legende von Zalma (IN ÜBERARBEITUNG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt