Kapitel 45

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Kleine sanfte Wellen strichen, durch den Wind bewegt, über die Wasseroberfläche. Ein kalter Schauer fuhr meinen Rücken hinunter. Mein Blick suchte unbewusst das andere Ufer ab. Auch wenn der Mond hell auf mich hinabstrahlte, konnte ich nichts erkennen. Mein Puls, der sich erhöht hatte, beruhigte sich nun allmählich wieder. Ich schnappte hastig nach Luft, als mich etwas nach unten zog. Die frische Flüssigkeit umhüllte meinen Körper. Unter Wasser war es komplett dunkel. Ich konnte meinen Herzschlag in meinem Hals spüren. "Zalma" Fynn! Ich wollte ausrufen doch erinnerte mich daran, dass ich ja unter Wasser war. Bevor mir die Luft knapp werden konnte, versuchte ich nur meinem Kopf zu zuhören. Ohne das ich die Augen öffnete, spürte ich, dass mein Amulett leuchten musste. "Ich spüre, dass du nicht allzu weit von einem Zeichen entfernt bist, Zalma. Es tut mir Leid, dass ich nicht schon früher mit dir gesprochen hab, doch ich war einfach nicht in der Verfassung. Jetzt geh und beeil dich....!" Ich musste mich zusammen reissen ihm Gehör zu schenken, denn mir ging die Luft aus. "Finde das nächste Zeichen!", seine Stimme wurde gegen Ende immer leiser und verschwand schliesslich wieder. Sobald er seine letzten Worte gesprochen hatte, verschwand diese Kraft die mich unter Wasser gezogen hatte und ich tauchte auf. Nach Luft ringend paddelte ich zum Ufer, an dem Flaitz auf mich wartete. Meine Hände griffen nach dem Schilf und ich zog mich keuchend zum Ufer hinauf. Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz gleich aus meiner Brust springen würde. Ein Tropfen kaltes Wasser floss über meine Nase und fiel zu Boden. Da ich nass war, vermengte sich die lockere Erde mit dem Wasser an meinem Körper und mischte sich zu Matsch. Meine Hände hatte ich zu beiden Seiten von mir abgestützt und versuchte mich irgendwie aufrecht zu halten. Flaitz trottete zu mir und fiepste besorgt. Ich schaute ihm in seine kleinen schwarzen Augen, die sich im Mondlicht reflektierten und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Der Wind hauchte um mich und liess die kleinen Wasser Tropfen wie Eiskristalle auf meiner Haut anfühlen. Ungewollt begann ich zu zittern und entschied mich deswegen dafür zurück ins Wasser zu gehen, um den Schlamm kurz von mir abzuwaschen. Als ich das zweite mal aus dem Wasser stieg, tat ich das wesentlich entspannter. Ohne zu zögern stand ich auf und trocknete mich ein wenig mit meinen Kleidern ab. Unos hatte die ganze Zeit über bei einem Baum am Rande des Sees platzgenommen. Meine Schritte raschelten, als ich durch die knöchelhohe Wiese lief. Ich liess mich an einen Baum fallen und glitt an seinem Stamm zu Boden. Meine rechte Hand fuhr mir durchs Haar und ich versuchte zu verarbeiten was geschehen war. Meine blasse Haut wurde nur ein wenig beleuchtet von dem wundersam beruhigendem Licht des Mondes. Fynn hatte gesagt, dass ich nahe eines Zeichens war? Mit der linken Hand griff ich nach meinem Amulett. Ich betrachtete es, doch konnte in der Nacht das Zeichen im Inneren nicht ausmachen, weshalb ich mich dafür entschied es auf den Sonnenaufgang zu verschieben. Mühsam stand ich noch ein mal auf und ging zu meinen nassen Kleidern, um sie aufzuheben und auf einen Ast eines Baumes zu hängen, unter den ich mich dann auch gleich setzte. Flaitz' Flammen erleuchteten meine linke Hälfte, als er sich neben mich legte und erschöpft seine Äugeln schloss. Ich strich ihm durch sein Fell und kraulte ihn ein wenig. Meine Augen wurden träge und schliesslich schloss ich sie nun auch. Als mein Sichtfeld geschlossen war, fiel ich unmittelbar danach in einen ruhigen Schlaf. Ich träumte nichts. Weder sprach Fynn zu mir, noch tauchte irgendwas in meinen Träumen auf.


Erst als eine kleine, feuchte Nase meinen linken Arm anstupste, öffnete ich widerwillig meine Augenlider. Ich hätte durchaus mehr Schlaf vertragen können. Ich gähnte und streckte meine Arme. Ich war zuerst überrascht, dass mich noch niemand geweckt hatte, doch gleich darauf fiel mir der vorige Abend wieder ein. Ich war nun allein unterwegs. Daran musste ich mich sicherlich noch gewöhnen. Mein Haar war wieder trocken und in seine lockenartige Struktur zurückgekehrt. Unos lag nicht mehr unterm Baum, sondern stand am See und leckte mit seiner Zunge nach Wasser. Seine dunkelgrünen Schuppen glänzten matt im Sonnenlicht. Er drehte seinen Kopf zu mir und starrte mir in die Augen. Da ich nicht sehr vertraut mit ihm war, wendete ich meinen Blick ab und richtete ihn stattdessen auf meine Kleider, die direkt über mir hingen. Ich griff nach ihnen und zog mich rasch an. Jetzt am helllichten Tag konnte ich mir meine Umgebung noch mal genauer ansehen. Der kleine See glitzerte förmlich im goldenen Sonnenlicht. Die grünen Laubbäume bestanden hauptsächlich aus Eichen, deren Blätter fröhlich im Wind umher tanzten. Ich erinnerte mich daran, dass Fynn mir noch einiges gesagt hatte. Oder war es ein Traum? So sicher war ich mir mittlerweile nicht mehr. Ich nahm mein Amulett in die Hand und beäugte es, während Flaitz vergeblich versuchte meine Aufmerksamkeit durch fiepsen zu erlangen. Erst als Schatten meine Hand bedeckte sah ich auf.

Die Legende von Zalma (IN ÜBERARBEITUNG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt