Kapitel 42

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Mittlerweile war es etwas über Vormittag. Auf dem Marktplatz herrschte wieder aufgeregtes Treiben und viele beobachteten uns von weitem. Sy'kira und Mintox hievten unseren Proviant auf Tequinta, da sie sonst nur Dael tragen musste. Ausserdem weigerte sich Kiran wieder mit Dael mitzufliegen, weshalb er sich zu Mintox auf den Drachen setzte. Ich stieg währenddessen auf Clatox auf und hielt genügend Platz frei, damit Sy'kira mit Leichtigkeit aufspringen konnte. Als wir abhoben und Fuchsfels hinter uns liessen, bemerkte ich etwas. Ich hatte schon ziemlich lange nichts mehr von Fynn gehört. Hatte er wirklich soviel Energie verloren? Sy'kira unterbrach meine Gedanken in dem sie Dael fragte: "Hast du überhaupt eine Ahnung, wo wir Rin finden könnten? Oder fliegen wir nur so nach Norden?" Dael schien genervt zu sein. "Ich erklär es euch, wenn wir Pause machen um uns zu orientieren!", war seine einzige Antwort dazu. Mir fiel auf, dass Kiran noch keinen Laut von sich gegeben hatte und ich schaute in seine Richtung. Er schien mit Mintox in einem gemässigten Ton, zu sprechen. Warte. Wie bitte, was? Mintox  unterhielt sich mit Kiran? Er sprach sonst nur wenig und jetzt führte er ein Gespräch mit Kiran?! Verwirrt wendete ich meinen Blick ab. Weiter nördlich lag das Reich der Elfen und wir bewegten uns direkt drauf zu. Ich vertraute Dael. Er würde uns schon bald einen guten Grund liefern, weshalb wir so zielstrebig in die eine Richtung flogen. Meine Gedanken wanderten wieder umher, aber landeten nirgends. Meine Gedanken waren ruhig. Vergleichbar mit einem See. Die kleinste Berührung mit der Oberfläche würde eine kleine Welle auslösen, welche dann sanft über das Wasser strich. Die Aussenwelt blendete ich aus. Ich fiel in Trance. Das Gefühl von Sicherheit und Ruhe überkam mich. "Zalma", hallte es durch meinen Kopf. Der See hatte Kontakt bekommen. Ich antwortete gedanklich, in dem ich seinen Namen erwiederte. Fynn war noch da. Zum Glück. Ich fragte ihn leicht zögernd, was mit ihm geschehen sei. "Ich musste mich erholen. Tut mir Leid.", bekam ich als Antwort. Meine Gedanken wanderten nun zusammen mit Fynn, zu Rin. Das kleine, enthusiastische Mädchen, mit den hellbraunen Haaren und den gelben Augen. "Sie besorgt dich.", bemerkte Fynn. Ich musste nichts erwiedern, damit er wusste, dass ich dem zustimmte. "Ich habe doch gesagt, dass ich dir einen Wunsch erlaube, wenn du mich nach Hause bringst, nicht wahr?", fragte er mich nun erneut.  Er fuhr mit seiner beruhigenden Stimme fort: "Wenn du es so willst, dann kann ich dir auch Rin zurück bringen. Dafür brauche ich aber volle Energie, was ich hier nicht habe. Wenn du mich zurück bringst, kann ich dies erfüllen." Etwas in mir zögerte, doch ich antwortete ihm stumm. Ich stimmte zu, allerdings wollte ich ihn noch eines fragen. "Wie viele dieser Zeichen gibt es, Fynn?" Ich wartete auf seine Antwort. "Vertrau mir. Es gibt nicht so viele. Zwei hast du schon. Ich kann nicht länger mit dir sprechen, denn meine Kraft ist begrenzt. Finde die Zeichen und rette damit Rin!" Seine Stimme tauchte nicht noch ein Mal auf. Es war wieder still. Meine Gedanken waren wieder alleine. Langsam wachte ich von meiner Trance auf. Sy'kira bemerkte aus ihrem Augenwinkel, dass ich mich bewegt hatte und drehte ihren Kopf nach hinten. "Du warst so leise, dass ich schon dachte ich würde alleine fliegen!", rief sie mir mit einem frechen Grinsen zu. Ich war mental ein wenig müde, weshalb ich einfach nur nickte. Ich richtete meinen Blick auf meinen Brustkorb an dem mein Amulett sanft hin und her schwankte. Das Zeichen im Herzen von ihm läuchtete schwach. Kaum bemerkbar griff ich sanft nach ihm und hielt es in meiner Hand. Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war. Mein Blick fiel wieder kurz auf Kiran, doch der schlief seelenruhig angelehnt an Mintox' Rücken. Mintox hatte den Blick starr nach Vorne gerichtet. Sein pechschwarzes Haar wehte beinahe widerstrebend gegen den Wind. Ich konnte auch von Weitem, die  grauen Augen von ihm erkennen. Ich schaute zu Dael, der immernoch mit allem Gepäck vor uns flog. Der weisse Mantel von ihm lag trotz des Windes, ruhig auf Tequinta. Er hob plötzlich die Hand und die Aufmerksamkeit von uns allen, abgesehen von Kiran, lag auf ihm. Er liess die Hand sinken und er schwebte langsam in die Tiefe. Die anderen Drachen starteten ebenfalls den sinkflug. Ich konnte erkennen, dass wir sehr wahrscheinlich vorhatten auf der Lichtung des Waldes unter uns zu landen. Clatox zog langsam seine Flügel zusammen, als wir landeten und auf dem Boden ankamen. Sy'kira sprang runter und Auch ich stieg hinab. Kiran wurde von Mintox geweckt und seine Ohren fuhren interessiert in die Höhe, während er von Unos sprang. "So....Was genau machen wir hier auf einer Lichtung im nirgendwo? Ich meine hier gibt es nicht das geringste an Zivilisation.", beklagte sich Sy'kira. Dael drehte sich triumphierend zu uns um und meinte: "Als ich vorhin alleine im oberen Stock von Kirans Haus war, habe ich eine relativ neue Zeichnung entdeckt. Die Farbe war eben noch nicht blass. Auf'm Bild war ein Wald und so etwas wie ein Loch zu erkennen. Davor sollte wahrscheinlich Rin und so ein komisches Viech sein." Genervt platzte ihm Kiran ins Wort: "Was glaubst du eigentlich? Du kannst doch nicht einfach Dinge von fremden Leuten durchsuchen!" "Fremd sind wir uns sicher nicht mehr, Kiran. Du bist jetzt einigermassen Mitglied dieser Gruppe! Ausserdem kann ich doch nichts dafür, wenn du alles auf'm Boden liegen lässt!", antwortete ihm Dael, beinahe arrogant. Sy'kira seufzte: "Und was genau hilft uns das jetzt, dass du dieses Bild gesehen hast? Es sind immerhin Kritzeleien einer neun jährigen." Ich konnte mir schon denken worauf er hinaus wollte. "Ich konnte das Viech auf der Zeichnung identifizieren. Es handelt sich drum um einen Feuerhund! Ganz klar erkennbar an den zwei flammenden Schwänzen! Normales Volk hätte nie Zugriff auf solche Informationen, weshalb Rin selbst, einen gesehen haben muss! Feuerhunde kommen nur in dieser Gegend vor. Und um hier her zu gelangen muss sie ein Pferd genommen haben. Allerdings habt ihr keins, weshalb sie wahrscheinlich von jemandem mitgenommen wurde, der oft hier raus reitet. Eine Kutsche mit Waren zum Beispiel.", er machte kurz eine Pause um zu atmen: "Das heisst wir müssen nur auf den Hauptweg und warten, bis dieser Jemand vorbeikommt. Wahrscheinlich hat diese Person sie als letztes gesehen." Alle waren sprachlos über die Schlussfolgerungen, die uns der junge Prinz präsentierte. "Ich gebe ihm, Recht.....", meinte ich zögerlich. Auch der Rest schein zu zustimmen. "Um niemanden abzuschrecken, sollten sich unsere Drachen besser verstecken, Freunde", sagte Mintox monoton wie immer. Während der Rest den Drachen Anweisungen gab, starrte ich in den Himmel und betrachtete die Sonne. Dem Sonnenstand zu Folge, musste es kurz nach Mittag sein. Da wir auf einer Lichtung standen, die von der heissen Sonne sehr stark beschienen war, stellte ich mich in den Schatten. Kiran tat es mir gleich und wir beobachteten, wie Sy'kira, Clatox den befehl gab sich zu verstecken und die Flügel so anzuwinklen, dass er mit den Schatten verschmelzen konnte. Von weitem wèrde man bestimmt nicht erkennen, dass dort ein Drache lag. Es würde wohl Auch niemnd mitten durch den Wlad laufen, aber sicher ist sicher. Tequinta passte auf unsere Sachen auf, in dem sie sich um die Taschen zusammenrollte. Unos war einfach verschwunden. Ich tauschte mit Kiran einen besorgten Blick aus. Wie es aussah, hatte Mintox immernoch nicht das Vertrauen, von Unos für sich gewonnen. "Wir sind fertig! Besser wir suchen jetzt diesen Hauptweg.", wies uns Dael an. Er ging wie immer als Erster voraus. Wir liefen Auch gar nicht lange, denn schon bald befanden wir uns auf einem kiesigen Weg. Dael hatt nur einige Sachen mitgenommen. "Am besten wir warten hier jetzt einfach.", meinte Dael, während er sich an den Rand des Weges setzte. Die anderen taten es ihm gleich. Wir sassen nun alle im Schatten und am Rand des Weges. Schon bald diskutierten Sy'kira und Dael lautstark über etwas. Ich machte mir nicht die Mühe zuzuhören, sondern döste vor mich hin. Kiran hatte neben mir Platz genommen. Die Sonne strahlte warm von oben herab. Die saftig grünen Laubbäume um uns herum gaben uns kühlen Schatten ab. Der Wind strich sehr sanft an den Blättern vorbei und setzte sie in Bewegung. Irgendwann hörte ich dann ein Rascheln dicht hinter mir. Keiner ausser Kiran hatte das mitbekommen. Das Rascheln entfernte sich und ich stand leise auf, um dem geräusch zu folgen. Auch Kiran machte sich mit mir zusammen auf die Suche nach dem Ursprung. Ohne das die Anderen es bemerkten, schlichen wir uns weg. Das Rascheln stoppte kurz vor uns und wir wussten, dass uns das Ding wahrscheinlich bemerkt hat. bevor ich überhaupt reagieren konnte, stürzte sich Kiran in einen Busch neben mir. Ich konnte winseln hören. Kiran trat aus dem Gebüsch raus und hatte ein hundegrosses Tier am Nackenfell gepackt. Ich betrachtete es mir genauer. Es sah aus wie eine viel zu grosse Fledermaus, doch sie hatte zwei lange Schwänze, die an den Spitzen leicht flammten. Die grösse ähnelte der eines Hundes. Runde, schwarze Augen starrten in meine. "Ist das etwa so ein Feuerhund?", fragte ich fasziniert über das kleine, flauschige Wesen vor mir. Kiran nickte. Der Feuerhund hatte aufgehört sich gegen Kiran zu wehren und schaute ihm nun in seine gelben Augen. Er begann mit seinen Flügeln umher zu schlagen und befreite sich aus Kirans Griff. Zu unserer überraschung versuchte der Feuerhund nicht zu fliehen, sondern sprang auf Kiran und riss ihn so zu Boden. "Was?!", rief er aus. Das Tier leckte freudig an seiner Wange. "Warte mal! Vielleicht ist das der Feuerhund von Rins Bild! Sie hat ihn wahrscheinlich gezämt!", rief ich aus. "Glaubst du er mag mich, weil ich ähnlich wie meine Schwester rieche?", fragte er mich, während er dem Tier unter die Flügel fasste und es hoch hob. "Vielleicht sollten wir ihm einen Namen geben, wenn er schon so zutraulich ist.", wendete ich mit einem Lächeln ein. Kirans Ohren flitzten in meine Richtung und sein Gesichtsausdruck sah nicht sonderlich erfreut aus. Er gähnte und schaute gelangweilt zum Tier hin. "Ich habe wirklich nicht die Fantasie dazu, also mach's selbst." Er liess das Tier auf den Boden. Mittlerweile dachte ich schon darüber nach, wie ich ihn nennen sollte. Vielleicht was, das mit Rin zutun hat? Rinka? Rinun? Nein. Das hörte sich alles grässlich an. Das Tier näherte sichmir und beschnupperte mich. Ich bückte mich und hob es hoch. "Wiau!", bellte es mich an. Flaitz? Passte das? Ich wusste selbst nicht, wie ich auf diesen Namen gekommen war, doch ich hielt ihn für besser, als den Rest. "Hallo, Flaitz.", begrüsste ich meinen neuen Freund. "Sollten wir nicht langsam wieder zurück gehen?", fragte Kiran, während er aufstand und Schmutz von seinen Kleidern abklopfte.

Die Legende von Zalma (IN ÜBERARBEITUNG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt