Kapitel 2

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Als ich endlich wieder Boden unter meinen Füssen hatte, war es tiefe Nacht. Nach 'Hause' hatten wir es nicht mehr geschafft, aber wir haben Gott sei dank ein friedliches Dorf gefunden, das ausnahmsweise nicht  von Kannibalen, Monstern, Piraten oder Krankheiten übersäht war. Für diese Leistung war ich doch schon fast ein wenig  stolz auf Dael. Später sind wir in die dortige Kneipe gegangen um uns zu 'stärken' was aber eher bedeutete dass sich Haru und Sy'kira wieder besaufen.

"Und dann war-en wir d-ort. Me-ine Fwesse......" schwafelte Haru. Ich hatte schon lange damit aufgehört seinem Gelaber Gehör zu schenken, da ich sonst viel zu viele Fragen offen hätte. Sein braunes Haar hing ihm in Strähnen im Gesicht und seine Backen waren leicht durch den Einfluss von Alkohol gerötet genauso wie seine braunen Augen geschwollen waren, als ob er gleich beginnen würde zu weinen. Seine spitz zulaufenden Ohren, waren ebenfalls leicht gerötet und zeugten nur so von den Unmengen an Spiritus, die er zu sich genommen hatte.Er lachte eigentlich mehr, als dass er versuchte zu sprechen, was mich nicht gerade verwunderte.

Ich seufzte wie so oft und liess mich in meinem Stuhl sinken, sodass ich noch gerade über die Tischkante starren konnte. Natürlich fanden Sy'kira und Haru meine Bewegung äusserst witzig, weshalb die Bar erneut in schallendes Gelächter getränkt wurde. Manchmal kam ich mir wirklich um einiges erwachsener vor als die anderen.

Mintox sass bloss da und starrte in die Ferne, was niemanden erstaunte, denn es war Mintox von dem die Rede war. Der über zwei Meter grosse, schwarzhaarige und ruhige Junge. Konnte ich einen neunzehnjährigen "Junge" nennen...?

Dael war damit beschäftigt Sy'kira vor'm umfallen zu bewahren und ich dachte währendessen nach. Sachte schweiften meine Gedanken von den Betrunkenen, Monstern und Flüchen ab, nur um bei meiner Vergangenheit zu landen. Ob es wohl Eri gut ging...? Damals hatte sie mich, eine völlig Unbekannte, einfach so aufgenommen, obwohl sie selbst nicht viel hatte, wovon sie hätte leben können. Hätte ich damals länger beim Felsen warten sollen und sie wäre dann nachgekommen...? Nein...sonst hätte sie sich doch bestimmt bei mir gemeldet in all der Zeit. Oder wollte sie mich loswerden? Als ich spürte, wie sich ein Kloss in meinem Hals formte, verdrängte ich diese Gedanken sofort. Mein Blick huschte zu Minto, der immer noch aus dem Fenster starrten allem Anschein nach, alles interessanter fand, als das Geschehen vor ihm. Haru vollstreckte eine Glanzdarbietung, in dem er seine Handschuhe auf seine spitzen Ohren setzte und einen Tanz nachahmte, der so aussah als würde eine Gans zu viel gefuttert haben und nun träge einer Katze nachjagen, die versucht hatte ihre Jungen zu fressen. 

Noch mindestens zwei Stunden waren vergangen als sie endlich überhaupt den ersten Gedanken fassten zu gehen. Ich hatte während der gesamten Zeit Sy'kiras Gejammer hören müssen, dass sie doch hätte den Namen fragen sollen von irgendeinem hübschen Elfen. So genau hatte ich ihr da auch nicht gerade zugehört. Wir traten aus der Bar und das Kies knirschte zart, als ich meinen Fuss draufsetzte. Mintox hatte die nette Aufgabe bekommen den nicht mehr ansprechbaren Haru zu tragen, was wie so oft, keine Überraschung war. Die frische Luft jagte einen kleinen Schauer über meinen Körper und ich schaute hinauf in den Himmel, um die Mondsichel zu betrachten, die sich hinter zarten Nebelschwaden zu verstecken versuchte. Eine schöne Nacht.... Auch wenn sie nicht so ruhig war, wie ich es mir gerne vorgestellt hatte. "Ich denke wir sollten die Nacht hier verbringen, Freunde.", meldete sich plötzlich der Schwarzhaarige zu Wort und bekam so meine Aufmerksamkeit. Ich nickte ihm stumm zu und betrachtete Haru, der sabbernd auf Mintox' Schultern lag und so aussah, als würde er den besten Traum seines Lebens träumen. 

Das Glück lag nicht auf unserer Seite, denn erst nach der fünften Taverne, die wir aufgesucht hatten, konnten wir endlich einen Platz finden. Mir stellte sich eine wichtige Frage. Wie konnte ein Dorf mit knapp achthundert Einwohnern fünf Raststätten haben, aber keine davon Platz für fünf Leute...?! Oder wollten sie uns nicht aufnehmen, weil Mintox' Miene so aussah, als hätte er Haru entführt...? Irgendwann dann war es tatsächlich so weit, dass ich mit Sy'kira alleine in einem Zimmer war und ich mich endlich hinlegen konnte. Mich hätte es in diesem Moment nicht im geringsten Überrascht, wenn die Sonne aufgegangen wäre. Mit letzter Kraft zog ich die taumelnde Rothaarige zum Bett und schupste sie hinein. Das Zimmer war alt, aber genügend gut geputzt, dass ich mich wohl darin fühlen konnte. Die einst weissen Wände erblassten gelblich und die Kommode neben dem Bett war aus so altem Holz, dass sie zusammenzubrechen drohte. Nur einen Moment später konnte ich Sy'kiras leises Schnarchen vernehmen und wusste somit, dass ich nun alleine war. 

Ich liess mich auf den Hocker in einer Ecke fallen und kramte aus meiner Umhängetasche ein kleines, rotes Taschentuch hervor. Anschliessend griff ich nach meiner Klinge und zog sie aus ihrer Scheide nur um sie blau aufleuchten zu sehen. Dieses Schwert war ein wahres Meisterwerk.... Das Dael mir so etwas schenkte... Naja andererseits hatte er eine gute Begründung. Ich konnte und wollte nicht wirklich kämpfen, noch konnte ich Magie anwenden oder mit Waffen umgehen. Um mich selbst zu verteidigen hätte ich wahrscheinlich eine Axt mit der Grösse eines Fasses gebraucht. Die Klinge meines Schwertes war mit blauem Blut verklebt und ich wischte deshalb sanft mit dem Taschentuch über sie. Als auch das endlich vollbracht war, konnte ich mich zufrieden geben und begann mich auszuziehen.

Komplett fertig liess ich mich ins weiche Bett fallen und spürte sogleich wie mir mein Rücken dankte. Der Flug hatte mich mich versteift und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als eine gute Matratze. Ich starrte nicht lange die Decke an, bevor ich sachte in die Traumwelt hinabfiel.


Die Legende von Zalma (IN ÜBERARBEITUNG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt