Kapitel 40

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Ich wurde durch Kleider geweckt, die auf mich geworfen wurden. "Los, zieh dich an, bevor die Jungs runter kommen.", befahl mir Sy'kira kurz. Ich tat was sie sagte und schob die Decke von mir runter. Schnell zog ich mich an und legte die Decken zusammen und auf den Stuhl. Sy'kira ging in das Zimmer, von dem ich annahm, dass es eine Art Abstellkammer war und kam mit einigen Büchern wieder heraus. Sie zog mit dem rechten Fuss einen Stuhl vom Tisch hervor und liess sich auf ihm fallen. "Was machst du genau?", fragte ich skeptisch. Sie schaute kurz von dem Buch auf und meinte: "Ich suche nach einem Rezept, das Kiran uns kochen kann." Etwas perplex schaute ich sie an. Sie nahm es definitiv zu Ernst, mit dem 'Wir sollen es uns gemütlich machen'. Sy'kira überkreuzte ihre Beine und fragte mich: "Kannst du Kiran holen, ich hab Hunger." Ich wollte Einwand erheben, doch überlegte es mir schnell anders, als ich Sy'kiras hungrigen Blick sah. Ich trat aus dem Wohnzimmer, welches zugleich das Esszimmer war, und nahm die erste Stufe der Treppe. Langsam ging ich die einzelnen Stufen hoch. Ich setzte meinen Fuß auf eine ältere Stufe, was ein für mich ein furchtbares Knarren verursachte. Ich setzte meinen Weg ins obere Stockwerk fort und irrte nun im Flur umher. Die Türen bestanden aus einfachem Holz welches wahrscheinlich mit Lack bemalt wurde, da es so schön glänzte. Langsam lief ich an den Türen vorbei und klopfte mehrmals. Die Tür die am nächsten zur Treppe war, hatte keine Reaktionen auf mein Klopfen gezeigt. Auch die Zweite und Dritte Tür blieb zu. Ich kam zu der Tür am Ende des Flures. Leise klopfte ich an die Tür. Es blieb ruhig, weshalb ich sichtlich verwirrt war, doch plötzlich öffnete man mir und Kirans Gesicht kam zum Vorschein. "Zalma? Was machst du so früh?", fragte er mich verschlafen, während er gähnte. Seine Ohren waren angelegt, richteten sich aber zu mir, als ich begann zu sprechen. "Naja.... deine Mutter hatte uns gestern gesagt, dass du uns Frühstück kochen würdest.. und wir sind nun...hungrig?", versuchte ich es ihm nett beizubringen. Seine gelben Augen schlossen sich beinahe. Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er nicht gerade erfreut über diese Neuigkeit war. Er schloss die Tür wieder langsam mit den Worten: "Komme gleich. Warte." Ich konnte hören wie er irgendeine Schublade öffnete, in der wohl saubere Kleider lagen. Er kam angezogen mit einem dunkelgrünen Pullover und einer schwarzen Hose aus dem Zimmer. Immer noch verschlafen schleppte er sich den Flur entlang und dann die Treppe hinunter. Durch Neugier wollte ich mich in Kirans Zimmer umsehen, doch entschied mich dagegen. Es wäre nicht von guten Manieren, einfach ohne zu fragen in ein fremdes Zimmer zu gehen. Ich bemerkte, dass er schon längst runter gegangen war, weshalb ich ihm schnell folgte. Ich ging die Treppen runter und sprang über die knarrende Holzdiele. Unten angekommen lief ich in die Küche, in der ich Kiran mit Sy'kira zusammen diskutieren sah. "Ich sag dir doch, dass das zulange dauert. Ausserdem hab ich nicht mal alle Zutaten!", meinte Kiran lautstark. Sy'kira wollte nicht aufgeben und wendete stattdessen ein: "Tja dann geh halt und kauf die Zutaten! Wir müssen gestärkt gehen! Ein gekochtes Ei und Brot reicht nicht! Nicht zu vergessen, brauchen wir auch noch Proviant!" "Aber ich bin zu faul und müde dazu.", sagte der Gelbäugige. Ich näherte mich langsam den beiden und machte sie auf mich aufmerksam: "Ich könnte sonst die Zutaten vom Markt holen. Ich würde es gerne für euch übernehmen...!" Sy'kira und Kiran hielten Inne und starrten abwechselnd zu mir und dem Rezeptbuch, das auf der Theke lag. Kiran räusperte sich und nahm einen Zettel. Er ging zu einer Schublade hin, öffnete sie und nahm einen Stift zusammen mit einem kleinen, aus Leder bestehendem Säckchen daraus. Kiran nahm das Buch von der Theke und öffnete es, um von dort einige Dinge auszuschreiben. Schliesslich überreichte er mir das Säckchen und den Zettel verschlafen, um sich dann auf dem Sofa niederzulassen. "Bist du dir sicher, dass das in Ordnung für dich ist? Ich wette ich könnte Kiran sonst auch zwingen das Zeug zu holen.", fragte mich Sy'kira und schaute dabei abwertend zum Fuchsjungen auf der Couch. Ich nickte zustimmend, denn ich wollte selbst die Kaufstrasse nochmal anschauen. "Ich komme mit. Ich muss auch noch einige Dinge holen.", meinte Dael zu uns, am Türrahmen lehnend. Er war umgezogen in seinen üblichen Kleidern. Eine enge braune Hose mit einem Gürtel, um die Schwertscheide zu befestigen und ein schwarzes Hemd  zierten ihn. Sein weisser Mantel mit violetten Verzierungen und Kragen fehlte auch nicht.  "Oh guten morgen, Dael! Wann bist du denn aufgestanden?", fragte Sy'kira, gespielt überrascht. Dael drehte sich um und murmelte irgendwas wie: "Das spielt doch keine Rolle", zu sich selbst. Er drehte seinen Kopf über die Schulter und starrte mich erwartend an. Ich eilte schnell zu ihm und wir liefen beide in den Eingangsbereich, in dem unsere Schuhe lagen. Ich zog meine ledrigen Stiefel mit leichtem Absatz an und Dael seine schwarzen Stiefel. Unsere Waffen liessen wir im Haus. Dort in Fuchsfeld, war das wohl kaum nötig. Dael verabschiedete uns und wir traten aus dem Haus. Mit schnellem schritt liefen wir den weg entlang, den wir am vorherigen Abend genommen hatten. Schon bald befanden wir uns auf der belebten Strasse. Zwar war es nicht so voll, wie am Nachmittag, da es erst morgen war, jedoch lief schon hektisches Treiben. Viele Ladenbesitzer stellten nun ihre Waren nach draussen und eröffneten somit ihr Geschäft. Andere Leute wie Reisende, oder Einheimische warteten nur drauf, dass sie endlich ihre Sachen kaufen konnten. Die Luft war frisch und noch ein wenig kühl. Ich hatte daran nicht gedacht, denn normal war es genügend warm. "Frisch nicht wahr?", fragte mich Dael mit einem wunderschönen Lächeln. Er zog immer noch lächelnd seinen edlen Mantel aus und legte ihn mir über die Schultern. "Aber du wirst dann ja-", begann ich zu stottern, doch wurde unterbrochen. "Ich hab nicht schnell kalt, also nimm den Mantel. Ich will nicht, dass du dich erkältest, bevor wir überhaupt begonnen haben, nach Rin zu suchen." Das erinnerte mich, dass ich vielleicht einige Leute über Rin ausfragen konnte. "Können wir uns später wieder hier treffen, wenn wir unsere Sachen geholt haben?", fragte ich zu Dael aufschauend. "Wieso? Musst du irgendwo hin?", meinte er überrascht. Ich antwortete ihm fraglich: "Du musst doch auch noch einige Dinge kaufen. Es geht schneller wenn wir uns aufteilen und uns danach wieder hier treffen." Eine Kutsche fuhr gerade an uns vorbei und riss Dael aus seiner starre. "K-Klar. Dann treffen wir uns nachher einfach wieder hier...", murmelte er nervös und lief danach nach links weg. Ich hingegen entschied mich für rechts, da ich weiter hinten schon den Fischmarkt sah. Der Zettel knisterte, als ich ihn aus meiner Tasche hervorholte und mir mal die Zutaten durchlas. 

- 1 Aal

- 1 Meerbarbe

-Ingwer

- Äpfel und sonstige Früchte

- Lauch

Ich beeilte mich und lief zu einem Stand weiter vorne. Fisch wurde in Körben auf einer roten Decke verkauft. Überraschenderweise konnte ich keinen starken Fischgeruch riechen. Die Qualität in Fuchsfeld stimmte wirklich immer. "Wie kann ich ihnen helfen?", fragte mich ein Mann mittleren Alters. Er hatte ein dunkelblaues Tuch um seine Stirn gewickelt. Ich schaute nochmal kurz auf den Zettel und gab dem Verkäufer danach Auskunft. Er hatte schwarze Lederhandschuhe an und nahm einen Aal und eine Meerbarbe aus den Körben, um sie mit Papier einzuwickeln. "Das macht sieben Kern.", sagte er, während er mir die zwei eingepackten Fische überreichte. Ich nahm nun den kleinen ledrigen Beutel mit Geld hervor und bezahlte die Summe. Für mich ging es nun weiter und ich besorgte schnell die verbleibenden Zutaten. Langsam machte ich mich wieder zurück zum Treffpunkt. Eine Kutsche beladen mit Truhen fuhr an mir vorbei und verursachte ziemlich viel Lärm. Ich konnte beinahe nicht verstehen, wie Deal etwas zu mir rief. Er schien aufgebracht zu sein, aber ich konnte nichts verstehen. Im Augenwinkel bemerkte ich plötzlich einen Krug, der mit rasender Geschwindigkeit auf mich hinuntersauste. Ich spürte Arme um meine Hüfte und wurde dann weggestossen. Der Krug fiel zu Boden und zerbrach in tausend Stücke. Umstehende Leute hatten angehalten um zu sehen, was los war. Selbst ich verstand noch nicht was geschehen war. Ich realisierte, dass Dael mich zur Seite gestossen hatte und wir beide auf dem Boden lagen. "Oh mein Gott! Das tut mir so Leid!", rief eine weibliche Stimme von oben herab. Eine Frau stand am Fenster, hatte gerade das Fenster geöffnet und dabei den Krug runter gestossen. Dael lag schwer atmend neben mir. "I-Ich dachte schon ich sei z-zu spät.", keuchte er. Er räusperte sich und stand auf. Er streckte mir seine Hand entgegen, und zog mich dann auf meine Beine. "Das war knapp nicht wahr?", meinte er, ohne eine Antwort zu erwarten. "Los wir gehen besser zurück. Kiran fragt sich bestimmt wo wir denn so lange bleiben."  Ich folgte ihm und bemerkte, dass er eine kleine Tüte bei sich hatte. "Was ist da drinnen?", fragte ich interessiert. Er schien mir nicht antworten zu wollen, weshalb ich ihm die Tüte aus der Hand nehmen wollte, doch ich wurde gestoppt. Dael hielt meine Hand am Handgelenk fest und blickte mir in die Augen. "Du wirst bald erfahren, was sich darin befindet... Komm wir beeilen uns." Immer noch neugierig und interessiert lief ich ihm hinterher. 

Die Legende von Zalma (IN ÜBERARBEITUNG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt