Kapitel 35

48 11 2
                                    

Dael und ich standen uns nun gegenüber. Er hatte sein Schwert fest im Griff, so wie auch ich. "Mach du den ersten Schritt. Sonst wird es langeilig.", ordnete mir Dael an. Mein Schwert machte beinahe von selbst den ersten Hieb. Ein klirren verdeutlichte mir, dass Dael meinen Angriff geblockt haben musste. Ruckartig lehnte er nach links und liess mich somit nach vorne fallen. Ich liess mich davon nicht allzu lange beirren, denn ich setzte erneut mit einem kräftigen Hieb an. Jedoch wurde auch dieser geblockt. "Versuch mehr auf Geschwindigkeit und Taktik zu achten.", wies mich Dael zurecht. Ich wusste nicht wie er das meinte, doch ich verstand schnell, als ich wieder Daels Bewegung von vorhin vor Augen hatte. Er hatte meine Kraft umgeleitet, sodass ich nach vorne fallen musste. Wäre das ein echter Kampf gewesen, hätte er mir mit einem Hieb in den Bauch den Gar ausgemacht. Ich musste versuchen mit Taktik voranzugehen. Das war allerdings nicht so leicht wie gedacht. Dael versetzte mir, ohne eine Pause zu machen, immer wieder Hiebe, die ich aber sofort blockte. Da blieb gar keine Zeit nachzudenken. Als unsere Klingen erneut aufeinander trafen, liess ich mich nach rechts fallen und holte Dael somit aus dem Gleichgewicht. Ich schnellte hinter ihn und legte meine Klinge so sanft wie möglich auf seine Schulter. "Gib dich geschlagen.", meinte ich siegessicher. Ich wurde unsanft auf den Boden gerissen. Er hatte mich mit seinem rechten Fuss von den Beinen geholt. Nun lag ich auf dem Boden und gab mich geschlagen. Er grinste mich stolz an und kommentierte: "Ich muss sagen, du hast dich verbessert. Du musst aber noch viel mehr Einschätzungsvermögen bezüglich deines Gegners haben. Wenn du mal nicht aufpasst kann sich das Blatt schnell wenden." Er hielt mir die Hand hin damit ich aufstehen konnte, die ich annehmen wollte, doch er zog sie blitzschnell zurück und liess mich so wieder auf den Boden fallen. "Ups. Zu spät.", grinste er mir ins Gesicht. Die Sonne war hinter den Mauern nicht mehr zusehen, was den gesamten Innenhof beschattete. Ich sah mehrere Bedienstete noch schnell ihre letzten Beschäftigungen machen. Letztendlich stand ich auf und steckte mein Schwert zurück in seine Schwertscheide. Dael machte sich zurück ins Schloss, nahm ich an. Ich wanderte rüber zum Schlossgarten, in dem niemand war, dachte ich. Ich ging am Beet der Florinoches vorbei und lief über die grosse Wiese zur Trauerweide. Ich entschied mich dafür mich zu entspannen, bis es Essen gab. Ich schob ein paar Äste beiseite, damit ich unter den Baum sitzen konnte. Ich sass dort eine Weile und döste vor mich hin. Plötzlich hörte ich plätscherndes Wasser und ich schlug meine Augen auf. Weit weg sah ich eine Bedienstete, die die Beete goss. Soweit ich es erkennen konnte, war es Eiji. Mein Blick fiel hingegen auf die weissen Tauben auf dem Dach des Schlosses. Sie waren mir schon ein mal aufgefallen. Das war, als Haru gegangen war und ich Sy'kira im Innenhof tröstete. Es waren drei weisse Tauben. Es war ungewöhnlich weisse zu sehen. Ich persönlich kannte noch nicht mal weisse Tauben. Es war schon sehr selten so etwas zu sehen bekommen. Ich musste Glück gehabt haben. Die Tauben bemerkten mich im Schutz der Trauerweide nicht, was auch nicht nötig gewesen wäre. Der Himmel färbte sich immer dunkler. Die Sonne musste schon bald untergegangen sein. Ich stand auf und machte mich schnellen Schrittes auf in mein Zimmer. Bevor ich jedoch in mein Zimmer abbog, beschloss ich Kiran einen Besuch abzustatten. Ich näherte mich seinem Zimmer, aus dem ich schon aus einiger Entfernung stimmen vernahm. Ich stellte mich vor die Tür und überlegte, ob ich klopfen sollte, oder einfach reinkommen sollte. Meine Entscheidung fiel auf die anständigere Variante. Laut klopfte ich zwei mal an der Tür, damit er mich auch ja hörte. Die Stimmen verstummten und ich konnte hören, wie sich Schritte der Tür näherten. Zu meiner Überraschung sah ich nicht das Gesicht von Kiran, sondern von einer Frau mittleren Alters, als man mir die Tür öffnete. Etwas perplex schaute ich an ihr vorbei um nach Kiran Ausschau zu halten. Ich konnte noch weitere Personen ausmachen. Die Frau, die mir geöffnet hatte, rief zu Kiran: "Es ist Fräulein Mitrahiko." "Wer? -Ach ja das ist ihr Nachname", hörte ich Kiran antworten. Ich betrachte die Frau vor mir und musste feststellen, dass es eine Bedienstete war. Etwas genervt schob ich mich an ihr vorbei, da ich nicht genau wusste, was hier geschah. Kiran sass auf dem Bett und schaute mich etwas Hilfe suchend an. Die restlichen Personen, waren auch Bedienstete, die alle rund ums Bett standen. "....Was geht hier vor sich?", fragte ich vorsichtig. Kirans Ohren zuckten zur Seite und er schaute mir verwirrt in die Augen. Schon fast mit weinerlichen Stimme erklärte er mir: "Die haben alle meine Ohren angefasst und mich behandelt wie ein Welpe! Zalma hilf mir!" Um das ganze noch zu unterstreichen schniefte er noch ganz laut. Er hatte wohl wirklich Probleme mit neuem. Es meldete sich eine dünne Angestellte zu Wort, die neben Kiran auf dem Bett Platz genommen hatte: "Wir wollten nur etwas mehr über seine Rasse wissen. Wir kriegen das ja schliesslich nicht immer geboten!" Kiran war, so weit ich es beurteilen konnte, völlig verängstigt. "...Zalma diese Frauen machen mir Angst.", schluchzte er dramatisch. Ich setzte gekonnt mein Lächeln auf und bat die Leute freundlichst, ihn in Ruhe zu lassen: "Wäret ihr so lieb, unseren Gast nicht weiter zu belästigen?" Sie hatten keine andere Wahl, als zu gehorchen, also verliessen sie das Zimmer. Kaum war die letzte gegangen, fiel mir Kiran beinahe schon um den Hals. "....Danke! Du hast mich vor diesen Monstern gerettet!", schrie er mir ins Ohr. An seinen Augen klebten zwei dicke Tränen. "Ich denke nicht, dass du sie gleich Monster nennen solltest...", entgegnete ich ihm. Er löste sich von mir und drehte sich von mir weg. Was hatte er denn jetzt schon wieder?! Wie konnte es sein, dass obwohl wir gleich alt sind, er sich immer noch wie ein Kind benimmt. Sogar seine kleine Schwester benahm sich erwachsener. Ich konnte sehen, wie er sich mit dem Ellenbogen die Tränen aus dem Gesicht wischte. Ein Klopfen lenkte unsere Aufmerksamkeit auf die Tür. "Das Abendmahl wird serviert. Dael bittet um eure Anwesenheit.", sagte Eiji. "Danke, Eiji! Wir kommen gleich runter. Ach! Nicht dass ich es noch vergesse. Hättest du Lust mit uns Abend zu essen?", meinte ich fröhlich zu ihr. Ihre Augen weiteten sich und sie schien sichtlich überrascht. "..also erlaubt Ihr- ich meine erlaubst du mir eine Frage?", fragte sie mich ein wenig verlegen. ich antwortete ihr wie üblich schnell: "Klar! Nur zu!" Sie trat vom einen Fuss zum anderen und fragte dann endlich ihre Frage: "...ähm also wird Mi-Mintox dabei s-sein?" Ich hatte weitaus anderes erwartet, doch natürlich gab ich ihr ihre Antwort. "Klar wird Mintox dabei sein. Ist was damit?" "D-dann würde ich lieber zusammen mit den anderen Bediensteten essen.", meinte sie nur, während sie beschämt zu Boden sah. "Ach komm schon! Das wird schon gehen! Ausserdem sieh meine Bitte nun als Befehl.", rief ich aufgeregt. Sie hob ihr Gesicht. Es war total rot. Ich näherte mich ihr und legte meine Hand auf ihre Stirn. "Sag mal..hast du Fieber?", bemerkte ich. Schnell überzeugte mich Eiji vom Gegenteil. Ich nahm Kiran bei der Hand und dann auch noch Eiji. So schleifte ich die Beiden die Treppe zum Saal runter. Wobei sich Kiran noch ein wenig gegen meinen Griff gewehrt hatte. Als wir unten angekommen waren und ich keine Hand mehr frei hatte, stiess ich die Flügeltür mit einem kräftigen Fusstritt auf. Dael und Mintox richteten sofort ihre Blicke auf uns. Beide schauten uns fragend an, doch als sie sahen was ich im Schlepptau hatte, hatte sich diese Frage für die Beiden geklärt. Ich nahm am langen rechteckigen Tisch platz und setzte vorher noch Kiran neben Mintox und Eiji links neben mich. Sy'kira würde den einzigen, verbleibenden Platz nehmen, nämlich der neben Dael. Wir assen und lachten, wobei uns Kiran lauter witzige Geschichten erzählte. Sy'kira besoff sich ausnahmsweise mal nicht. Wahrscheinlich weil Haru nicht da war. Die zwei waren einfach Saufkumpel. Der Abend zog sich in die Länge und es wurde immer witziger. Mintox und Dael hatten eine Wette veranstaltet, die Mintox verlor, weshalb er zwei Schnäpse zu sich genommen hatte. Wir alle wussten, dass das ausreicht um ihn stockbesoffen zu machen. Mintox Hing nun an Kiran und erdrückte ihn fast an einer Umarmung, welche noch lange dauern konnte. Kiran war das offensichtlich zu viel, da er mich die gesamte Zeit über mit Hilfe suchenden Blicken bombardiert hatte. "Tut mir Leid Kiran, aber ich habe keine Lust auch ein Kissen- Ersatz zu sein.", scherzte ich. So verging der Abend schnell und wir zogen uns bald darauf, in unsere Zimmer zurück. Auch wenn ich nicht recht weiss, was mit Mintox passiert ist, da ich so ziemlich als erste gegangen war.

Die Legende von Zalma (IN ÜBERARBEITUNG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt