Kapitel 6

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Auch wenn es früh morgens war, nahm ich es Sy'kira nicht böse, dass sie mich geweckt hatte. Wobei doch eigentlich schon. Fünf Minuten mehr hätten mir bestimmt nicht geschadet. "Wir brechen zu einen neuen Erkundungsflug auf. Beeil dich, Zalma.", zischte Sy'kira, die anscheinend eine ziemlich schlechte Laune hatte, wobei das wahrscheinlich nicht an der bevorstehenden Aktivität liegen konnte, sondern wohl eher an einer Auseinandersetzung zwischen ihr und Haru, was ja auch nicht gerade selten vorkam.

Um ehrlich zu sein, begriff ich Sy'kiras Faszination mit Erkundungsflügen nicht wirklich. Für mich hiess es nur sich unnötig vermeidlichen Gefahren auszusetzen und schlechte Schlafplätze. Ausserdem musste ich mir dann immer die Nörgeleien von Haru, oder die Zankereien zwischen Sy'kira und dem Elfen anhören, auf die ich ehrlich gesagt verzichten konnte. Sy'kira schien gerade dabei zu sein einige Sachen von mir in meine Umhängetasche zu werfen und ich streckte mich währenddessen, worauf ich nur einen giftigen Blick der Rothaarigen erntete.

"Ich hab doch gesagt beeil dich.", knurrte sie mir entgegen, bevor sie das Zimmer verliess und die Tür hinter sich zu schmiss. Haru musste sie definitiv wieder ein Mal verärgert haben. Ich für meinen Teil starrte noch einige Sekunden verschlafen zur hölzernen Tür, ehe ich mich aus dem Bett quälte. Auch wenn ich danach suchte, fand ich bei bestem Willen keine Motivation das Zimmer zu verlassen, doch mich mit Sy'kira anzulegen war wohl auch nicht sehr empfehlenswert. Meine Füsse tapsten zu meinem Schrank, aus dem ich mir meine üblichen Kleider nahm und mich anzog. Für einen kurzen Moment lief mir ein Schauer über den Rücken, als die kalte Luft meinen Körper berührte und ich schaute sehnlichst zurück zu meiner Decke auf dem Bett.

Als ich mich endlich angezogen hatte, meine Umhängetasche gefüllt hatte und Sy'kira noch schnell eine meiner Strähnen versuchte zu richten, griff ich nach dem schon etwas älterem Tür Knauf, woraufhin sich die Tür mit einem lautem Knarzen öffnete. Sy'kira folgte mir und begann mit mir zu sprechen, doch ich konnte ihr bei bestem Willen nicht zuhören, da ich beschäftigt war zu gähnen. Wir bogen um eine Ecke im Flur nur um einen bekannten, weissen Schopf zu begegnen. «Guten morgen, Sy'kira, Zalma», begrüsste Dael uns und winkte leicht zu uns rüber, während er gähnte. Glücklicherweise war ich anscheinend nicht die einzige, die müde war und das beruhigte mich doch schon wieder ein wenig. Der Prinz schien auf uns zu warten, weshalb wir mit ihm aufholten und zusammen mit ihm zu den Ställen der Drachen hingingen. Wobei ich dort noch anmerken musste, dass ich diese Ställe sehr gerne auch einfach nur Höhlen nannte, da ich da keinen Unterschied ausmachen konnte. Dort angekommen trafen wir auch noch Mintox und Haru, die gerade dabei waren ihre Drachen zu satteln. Ich hatte da nichts verloren, weil ich ja weder einen Drachen besitze, noch einen satteln musste, also bewegte ich mich zum Brunnen im Innenhof und setzte mich an den Rand. Mein Blick schweifte ihn die Wolken und ich musste zugeben, dass es wirklich nicht gerade das schönste Wetter war. Die Sonne schien nicht und alles erschien so grau und kalt. Ich seufzte und streckte meine Beine auf, nur um auf sie zu starren. Ich hätte wirklich gerne länger geschlafen. Wann ich am Vortag zu Bett gegangen war, war mir nicht bekannt, doch ich hätte schwören können, dass ich nur einige Stunden vor alle dem da eingeschlafen war. Ich versank in Gedanken über die genaue Uhrzeit, die es wohl gewesen sein musste und hatte meinen Blick immer noch starr auf meine Beine gerichtet, als mich jemand plötzlich an der Schulter antippte. Ich zuckte zusammen und schaute schnell auf, nur um ins Gesicht eines Dienstmädchens zu blicken.

«Entschuldigen Sie die Störung, Fräulein Zalma, aber der junge Herr hat mir befohlen Ihnen dies hier zu geben.....», erklärte sie mir und holte ein kleines rotes Samtsäckchen aus ihrer Tasche heraus. «Er meinte, Sie hätten gute Arbeit geleistet...», ergänzte die junge Frau, bevor sie es mir übergab und sich schnell wieder von mir entfernte, um wahrscheinlich anderen Angelegenheiten hinterher zu rennen. Ich hielt das kleine Säckchen vor mein Gesicht und beäugte es verwirrt. Warum würde Dael mir etwas schenken wollen...? So viel hatte ich doch auch wieder nicht getan, aber na gut. Ich würde mich später bestimmt noch bei ihm bedanken. Das Säckchen platzierte ich sorgfältig ihn meine Tasche und passte auf, dass es nicht vielleicht noch von meinem Buch zerdrückt werden könnte.

Die Legende von Zalma (IN ÜBERARBEITUNG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt