Kapitel 38

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Vesara schaute kurz zu Kiran, als ob sie sich versichern würde, dass er einverstanden war. Die Menge um uns herum hatte schon lange begonnen zu flüstern und schenkten Kiran und Vesara andauernd neugierige Blicke. Schon als wir das erste mal da gewesen waren, hatte man uns gut gemustert. "Folgt mir bitte. Ich zeige euch wo ich wohne.", sagte Kiran und bahnte sich einen Weg durch die Massen. Ich gruppierte mich mit Sy'kira und Mintox zusammen, während Dael stolz Kiran und Vesara nachging. "Was machen wir eigentlich mit den Drachen?", fragte ich, als ich bemerkte, dass Clatox, Unos und Tequinta uns nicht folgten. Sy'kira drehte ihren Kopf in meine Richtung und wollte es mir erzählen, doch Mintox hatte sich zuerst eingeschaltet. "Unos und die anderen beiden wissen was zu tun ist. Sie werden einen ruhigeren Platz ausserhalb der Stadt suchen und warten. Kein Grund zur Besorgnis, Freundin, sie sind sich das gewohnt.", erklärte mir Mintox monoton. Ich wollte ihn noch fragen, ob das wirklich eine gute Idee sei, jedoch hörte ich schon wie Dael uns rief. Sy'kira ging voraus, dicht gefolgt von Mintox und mir. Die Menge hatte sich gespalten seit Dael durchgegangen war. Wir liefen vom Marktplatz weg und bogen in eine Strasse ein. Es tummelten sich überall Leute mit Körben voller Früchte, Getreide oder sonstiges Essen. Es musste wohl die Kaufstrasse gewesen sein, die sehr bekannt durch die Vielfalt der Handelsgüter war. Die meisten Leute kamen wohl aus Fuchsfeld, denn sie hatten ja alle Fuchsohren und einen flauschigen Schwanz. Jedoch konnte ich auch Leute aus dem Reich der Elfen sehen, die rasch Handelsgüter kauften und über die Strasse eilten. Es war allgemein ein grosses Treiben, weshalb man uns nur geringe Beachtung schenkte. Ich konnte sogar Leute sehen, die aus Wolfenburg stammen mussten. Ich betrachtete die einzelnen Läden genau beim Vorbeigehen. Die Wahren waren auf Decken am Boden präsentiert. Ich konnte Fisch, Fleisch, Früchte und natürlich Getreide erkennen. Andere Dinge wie Pilze konnten auch nicht fehlen. Die Läden waren allesamt geschmückt mit Laternen aus den buntesten Farben. Sobald es Abend wurde, musste es dort wunderschön sein. Gasthäuser aus denen unbeschreiblich leckerer Geruch kam befanden sich direkt neben den einzelnen Bars und Imbissbuden. Ich konnte auch Waffenstände und Kleiderläden finden. Plötzlich bogen wir links in eine Seitengasse ab und entfernten uns somit der Kaufstrasse. Die Gasse war ziemlich eng, sodass wir in einer Reihe nacheinander gehen mussten. Mintox ging hinter mir während Sy'kira vor mir war. Schlussendlich gelangten wir in eine Nebenstraße, in der nur noch kaum Leute waren. Die Häuser hatten mehrere Haustüren, weshalb ich annahm, dass es sich um Mehrfamilienhäuser handeln musste. Die meisten hatten kleine Vorgärten in denen Blumen blühten, oder in denen Gemüse heranreifte. Es gab Nummern an den Häusern wie zum Beispiel 33c. Die Türen hatten verschiedene Farben, aber ich konnte sehr häufig dunkelgrün ausmachen. Die Häuser selbst waren aus Ziegeln und hatten überall Kletterpflanzen, wie etwa Efeu, die sich um sie ranken. Sy'kira hatte schon ein inniges Gespräch mit Vesara begonnen, aber ich schenkte dem nur wenig Beachtung. Ich war damit beschäftigt die Strasse genau zu mustern. Die Strasse war gepflastert und einige Steine hatten sich schon gelockert. Hin und wieder konnte ich Unkraut zwischen den einzelnen Steinen erkennen. Der Schatten viel über die Strassen, da die Sonne sich hinter grösseren Gebäuden befand. Vesara bog durch ein Gartentor ein und lief zur Haustür mit der Nummer 24. Sie kramte aus einer kleinen Seitentasche in ihrem Kleid, einen eisernen Schlüsselbund hervor und schloss die weinrote Tür auf. "Nun tretet schon ein.", sagte Vesara mit einem warmen Lächeln. Kiran trat ein gefolgt von Dael, Sykira, Mintox und schliesslich mir. Die Wände waren geschmückt von einer gelben Tapete. Es hingen Bilder in den schönsten Farben an den Wänden. Der Eingang war recht schmal, jedoch hatte eine hölzerne Kommode immer noch Platz. Ich konnte eine violette Vase mit roten Rosen darauf erkennen. Kiran verliess den Eingangsbereich und bog links in einen grösseren Raum ein. In der Mitte des Raumes stand ein hölzerner Tisch mit Stühlen drumherum und einige Meter daneben musste sich die Küche befinden. "Nehmt doch am Tisch platz.", bot uns Vesara lieb an. Kiran ging zum Tisch, zog einen Stuhl hervor und liess sich auf ihm fallen. Ich lief ebenfalls zum Tisch und setzte mich auf einen Stuhl. "So das hier ist mein Zuhause. Nicht sehr gross, aber es reicht findet ihr nicht auch?", sagte er ein wenig sarkastisch. Er schaute dabei ziemlich intensiv Dael an, als ob er von ihm einen Kommentar erwartet hatte. Dael bemerkte Kirans warnenden Blick und wendete sich Vesara zu: "Sie haben es wirklich niedlich eingerichtete Vesara. Es ist sehr angenehm hier zu sein." "Oh. Finden Sie das wirklich? Danke, solch ein Kompliment von einem Prinzen zu bekommen ist eine Ehre.", meinte Vesara glücklich und ein wenig verlegen. "Oh bitte, nennen Sie mich beim Vornamen.", antwortete Dael, während er seine Hand angewinkelt zur Brust hob. Triumphierend schaute Dael wieder zurück zu Kiran, der vor Wut schon fast brodelte. Ich konnte ihn murmeln hören: "Schleimt sich dieser Schnösel doch tatsächlich bei meiner Mutter ein." Er legte seine Ohren genervt an seinen Kopf an. Als alle Platz genommen hatten gesellte sich nun auch Vesara zu uns. "Können wir Pasta essen, Mama?", fragte Kiran mit einem breiten Lächeln. Seine Mutter gab ihm zum Einverständnis ein Nicken. Kiran schien sich über diese Antwort sehr zu freuen, denn ich konnte seinen flauschigen Fuchsschwanz hin und her wedeln sehen. Wir redeten eine Weile nur wild durcheinander, bis sich Sy'kira vom Tisch erhob und zu Vesara in die Küche wanderte. Sie flüsterte ihr etwas zu und als Vesara ihr mit einem Lächeln Antwort gegeben hatte, zeigte sie mit dem Finger in einen anderen Raum. Sy'kira bedankte sich und lief in die Richtung, in die Vesara gezeigt hatte. Einige Sekunden später seit sie in diesem Zimmer verschwunden war, hörte ich ein unterdrücktes Lachen. "Oh nein bitte nicht.", hörte ich Kiran neben mir sagen, als er erschrocken vom Tisch auffuhr. "Schaut mal was ich gefunden habe!", rief Sy'kira enthusiastisch, während sie ein dünnes Heft in der Luft rum wedelte. "Fass das nicht an!", schrie Kiran. Er sprang zu Sy'kira und schlug ihr das Heft aus der Hand. Es fiel zu runter und rutschte einige Meter über den Boden, bis es kurz vor mir stoppte. Ich nahm es in die Hand und las laut vor: "Kirans Tagebuch" Ich konnte erkennen wie Kiran rot im Gesicht wurde. Dael stand ebenfalls auf und lief hinter mich, um über meine Schulter ins Heft zu sehen, welches ich aufgeschlagen hatte. "Oh ho! Ich hatte mich erschreckt, da Lilly mich an den Ohren gezogen hatte.-", las Dael vor, wurde aber durch Kiran unterbrochen. "Lies nicht weiter ich meins Ernst!" Auf Daels Gesicht machte sich eine Grinsen breit. "Wer ist den Lilly?", sagte er, während er versuchte sich ein Lachen zu unterdrücken. Dael nahm mir nun das Heft aus der Hand und las weiter: "Ich kämpfte mit Leyano zusammen, denn er ärgerte mich immer. Dann rutschte ich ihm Sand aus und wir fielen beide um. Und dann hatte ihn geküsst bleh! Ich hasste ihn doch! Ich will vor Scham sterben!", als Dael das laut gelesen hatte, begann er zu lachen und hielt sich den Bauch. "Das war nicht witzig! Ausserdem war ich da sieben Jahre alt!", verteidigte sich Kiran. Auch Sy'kira brach in schallendes Gelächter aus. Sogar ich verklemmte mir ein Lachen. Mintox war immer noch auf seinem Platz und schmunzelte. "Warte, nur damit ich das richtig verstehe, haha. Dein erster Kuss war mit einem Jungen und sogar mit einem den du hasst?!", sagte Dael unterbrochen von seinem eigenen Lachen. Vesara gesellte sich zu uns und meinte kichernd: "Ich kann mich noch gut an diesen Tag erinnern. Kiran ist damals weinend nach Hause gekommen und hatte es mir erzählt." "Meine Güte! Bitte! Dann war halt mein erster Kuss der schlimmste meines Lebens! Ich geh jetzt in mein Zimmer!", rief Kiran und stapfte wütend die Treppen hoch. Ich sah auf dem Schneidebrett von Vesara eine Tomate, was mich an Kiran erinnerte, der momentan die selbe Gesichtsfarbe hatte. "Die Pasta kocht im Wasser. Wollt ihr noch mehr Geschichten vom kleinen Kiran hören?", fragte uns Vesara immer noch kichernd. Wir setzten uns wieder hin und hörten ihr gespannt zu. "Also ein mal, als Rin noch in meinem Bauch war, hatte mich Kiran mit seinen vier Jahren gefragt, warum ich denn so dick sei, worauf ich ihm geantwortet hatte, dass er bald Geschwister hätte. Als er das hörte begann er zu weinen und fragte mich, ob er mir denn nicht genug sei. Ich fragte wie er auf sowas komme und er meinte, dass ich einen neuen Kiran machen würde und ihn dann ersetzte. Ich fand das damals total witzig.", erzählte sie uns. "Oder ein Mal, als Rin fünf war, kam sie mit etwas hinter ihrem Rücken nach Hause und wollte es uns vorstellen. Kiran hatte grosses Interesse. Rin meinte er solle die Augen schliessen, was er auch tat, aber als er die Augen öffnete, befand sich eine Schlange in seinen Händen. Er schrie wie am Spiess und rannte weinend zu mir in den Garten. Rin war schon immer ein sehr neugieriges Mädchen und sie hatte auch sehr selten Angst vor irgendetwas.", sie erzählte es uns mit einem Lächeln, doch ich konnte in ihren Augenwinkeln eine kleine Träne erkennen. "Ich denke die Pasta ist jetzt bereit", damit erhob sie sich vom Tisch und ging in die Küche. Sy'kira und Dael sprachen noch aufgeregt, doch ich hörte wie sich ein Schlüssel im Haustürschloss drehte. "Ich bin wieder da, Schatz.", sagte eine tiefe männliche Stimme. Wir verstummten und warteten darauf, dass der Fremde ins Zimmer kam. Ein Mann mit hoher Statur betrat erstaunt den Raum. Er hatte dunkelbraune Haare, und wie alle anderen in Fuchsfeld, Fuchsohren und Schwanz. "Wer-", begann der Mann, als er uns sah, doch wurde durch Vesara unterbrochen: "Wir haben überraschend Gäste bekommen, Schatz." Sie ging auf den Mann zu und umarmte ihn, während sie "Willkommen zurück.", flüsterte. "Das ist mein Ehemann, Tirrin.", stellte Vesara ihn uns vor. "Wo ist Kiran?", fragte Tirrin verwundert. Vesara zeigte mit einer Handbewegung zu den Treppen. "Achso. Nicht schon wieder.", fluchte Tirrin. Er holte Luft und rief: "KIRAN! KOMM SOFORT RUNTER! ES IST NICHT ANSTÄNDIG, SEINE GÄSTE WARTEN ZU LASSEN!" seine Stimme dröhnte durchs gesamte Haus, dass ich sogar befürchtet hatte es würde einstürzen. Ich hörte Schritte von Oben und dann tauchte Kiran auch im Türrahmen auf. Tirrin lächelte: "Endlich. Lass uns jetzt essen." Er nahm ebenfalls am Tisch platz und Vesara ging in die Küche um das Essen zu bringen. "Wodurch haben wir denn die Ehre euch zu empfangen?", fragte  Tirrin freundlich. Diesmal antwortete ich: "Wir sind Freunde von Kiran und wollen im helfen Rin wiederzufinden." Er blickte erstaunt zu Kiran. "Kiran, du hast mir nie erzählt, dass du Freunde ausserhalb von Fuchsfeld hattest.", meinte er verwundert. Kiran schaute etwas genervt zur Seite und sagte: "Wir haben uns erst kürzlich getroffen." Vesara stellte eine Schüssel mit Pasta und einer orangen Sauce auf den Tisch. Kirans Ohren schnellten in die Höhe und wir alle sahen ihm an, dass er sich riesig über das Essen freute, auch wenn er versuchte es zu verstecken. Mir fiel auf, dass wir uns noch gar nicht Tirrin vorgestellt hatten. "Ich bin übrigens Zalma. Und das Mädchen rechts von mir ist Sy'kira.", stellte Sy'kira und mich freundlich vor. Mintox tat dasselbe: "Ich heisse Mintox." Auch Dael fühlte sich angesprochen, doch er wurde von Kiran vorgestellt: "Der Schnösel dort heisst Dael." Dael schenkte Kiran nun einen genervten Blick, den Kiran ignorierte. So weit ich es deuten konnte, war er eingeschnappt. Vesara schöpfte mir eine grosse Portion auf den Teller, den sie ebenfalls aus der Küche mitgebracht hatte. Die orange Sauce roch nach Safran und Curry. Kiran begann hastig zu essen und auch Mintox nahm den ersten Bissen. Seinem Gesichtsausdruck konnte man zwar nichts ansehen, doch ich bemerkte, dass es ihm schmeckte. Ich nahm nun auch die Gabel und probierte. Es war eine Sensation von Geschmack, die in meinem Mund entfacht wurde. "Schmeckt's?", fragte uns Vesara stolz, denn jeder war verstummt und genoss das Essen. "Hervorragend!", versicherte ihr Dael. Auch ich lobte ihre Kochkünste, genauso wie die anderen beiden.

Die Legende von Zalma (IN ÜBERARBEITUNG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt