9x October: the end before we'd begun

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Der Augenblick der Erregung schien dahin. Paul dachte nach, ob er öffnen oder gar widersetzen sollte. Skeptisch besah ich mich die Szene, ehe ich im Schlafzimmer verschwand. Zügig kleidete ich mich wieder an um keine Überraschungen zu ereilen, wenn doch jemand Unerwartetes vor der Tür stehen würde. Schließlich klingelte Ruth nicht bei ihrem eigenen Haus, außer sie hätte es angesagt. Dahingehend schien Paul nicht ganz astrein zu sein. Keine Minute später öffnete sich die Tür, schloss sich rasch. Das Zimmer wurde von Demjenigen durchwühlt. Die Kleidung am Leib kam er auf mich zu, küsste mich flüchtig und kniff mir in den Hintern.

„Heute Abend Runde zwei bei dir?“ wollte er genüsslich und flüchtig wissen.
„Wer ist das?“ fragte ich ohne auf seine Frage zu reagieren.
„Nur ein paar Freunde, die mich Besuchen wollten.“
„Spontan? Aber es ist nicht dieser Louis?“ richtete ich meine Frage entrüstet heraus.

Er nahm mein Gesicht in seine beiden Hände, hob meinen Kopf empor, so dass ich ihn ansehen musste.

„Nein, bitte, bleib kurz hier. Ich kümmere mich darum. Und ja, sie sind spontan zu mir gekommen.“
„Paul.“ biss ich mir auf die Unterlippe.
„Vei, es ist nicht Louis oder gar Nicolas. Ich habe neue Freunde gefunden.“
„Die, du mir nicht vorstellen willst, weil...“

Ohne auf seine Reaktion zu warten, riss ich die Tür unbekümmert und vollends getrieben auf. Ein weiterer Blick in gen Wohnzimmer fiel mir auf, dass dort ein junger Mann saß. Seine Haare färbten sich in der selben Schwarz wie die der anderen Quileute-Bewohner. Seine Haut trug auch dieselbe gebräunte Wirkung wie bei den anderen. Mein Gesicht entglitt ins Maßlose als ich erkannte, dass Sam auf der Couch vor mir saß. Sein Blick galt auch mir und er entschied sich kurzzeitig für ein Pokerface.

„Ist das der Grund, warum du öfters außerhalb von La Push aufhältst?“ wollte Sam unbeirrt wissen.

Paul trat neben mir und nickte zustimmend. Gequält lächelte er auf und sah mich mit verdrehten Augen an. Sollte wohl soviel heißen, dass unser Geheimnis wohl nicht mehr länger eines war.

„Und Sie müssen Sam sein? Paul hatte mir früher schon von Ihnen berichtet.“

Ich platzierte mich neben dem Neuzugang und reichte ihm die Hand, ehe ich mich vorstellte.

„Mein Name ist Veira Campbell.“
„Oho, etwa nicht diese Veira?“

Mit einem überprüfenden Blick beäugte er Paul und bekam nur ein bestätigendes Nicken zurück.

„Paul hat nichts erwähnt, das Sie wieder zurück sind.“ bemerkte der Schwarzhaarige an.
„Er wollte, dass ich mich erst einlebe und...“
„Sie gehen aber nicht auf unsere Schule, oder?“

Ich schüttelte den Kopf und lächelte ihn brav entgegen.

„Sie können mich auch gerne Dutzen. Ich bin viel jünger als Sie.“ bestätigte ich ihm.
„Gut, das gilt auf Gleichberechtigung. Also gehst du auf die Schule der Bleichgesichter?“ forschte er nach.
„Richtig.“

Er beließ die weiteren Fragen über meine Person und wandte sich an Paul.

„Soll ich später wieder kommen?“
„Sie wollte sowieso gleich gehen.“

Mit einem haschenden Blick auf den Schwarzhaarigen im Türrahmen, erkannte ich, dass er das ernst meinte. Irritiert stand ich auf, wollte mich auf den Weg zu meinen trockenen Klamotten machen, als ich eine große Hand auf meinem Handgelenk zu liegen kam.

„Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“ zwinkerte er mich amüsierend hinzu.

Als ich nach einigen Stunden des Wartens auf den Bus in meinem Zimmer ankam, zog ich ein Gesicht wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Meine Klamotten waren durchnässt und meine Laune am Tiefpunkt aller Gefühle. Mürrisch über das ungezügelte Verhalten von Paul und dem erfrierende Gefühl am ganzen Körper gesellte ich mich in die Badewanne. Immer wieder schweifte ich zu dem Tag zurück und hätte mir innerlich eine verpassen können. Wer war erst seit einigen Wochen wieder hier? Wer genoss seither die Zweisamkeit mit demjenigen, den sie verlassen musste? Wer konnte das Gefühl der sexuellen Leidenschaft nicht widerstehen? Leider war ich diejenige, die sich diese Dinge zuzuschreiben hatte. Es war durchaus klar, dass er mich vor seinen neuen Freunden nicht annahm. Oder waren wirklich andere Zeiten gekommen? Nur noch mehr garstig kam ich aus der Badewanne und umwickelte mich mit allem wärme-spendenden Materialien.

Am Ende der Umhüllung sah ich aus wie ein Eskimo, allerdings schwitzte ich noch bevor ich irgendwelche frierenden Gefühlsaufwallung hatte. Mein Magen knurrte, worauf ich mir eine Pizza bestellte. In den Regen hinaus wollte ich dann doch nicht mehr. Zwischen der Bestellung und der Ankunft schrieb ich meine Hausaufgaben fertig und verpackte diese in meine Handtasche.

Die Tage wurden seltsamer als sie vorher. Paul meldete sich kaum bei mir. Dafür hing Bella öfter bei mir ab. Die Blicke zwischen dem Klassenkamerad entfiel mir genauso wenig wie die Tatsache, dass Bella, dieselben Anzeichen aufwies. Mit musternden Ansicht beobachtete ich die ganze Familie. Spätestens als Bella in diesem Verkehrsunfall auf dem Parkplatz hätte ums Leben kommen sollen, war dieser komische Kerl schneller als jeder schauen konnte bei ihr. Noch konfuser wurde es als sich herausstellte, dass der Kerl, der keine für gut beachtete öfter mit ihr ausging. Selbst ihre ach-so-tollen-Freunde wirkten skeptisch auf dieses Unterfangen zu sein. Jessica schien dies jedenfalls zu gefallen, so zeigte Mike ihr mehr Interesse. Eric fand sowieso eher ein Gefallen an die taffe Angie. Und Taylor? Ja, der Taylor genoss das Singleleben in vollen Zügen; nachdem seine Freundin Chloe sich für ein Auslandsjahr meldete und schlussendlich entschied die Trennung einzureichen.

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt