25× November: paul and veira encounter

378 11 0
                                    

Nach einigen stressigen Monaten rückte der Tag der Hochzeit immer näher. Paul und ich erstellten immer wieder eine Checkliste für spezielle Zeiträume um uns Abhilfe zu schaffen. Erledigungen, wie: Hochzeitstermin und allgemeinen Rahmen zur Trauung festlegen, Gästeliste erstellen sowie eine gute Räumlichkeit finden, gewisse Unterlagen verstauten wir in einem Ordner. Wir entschieden uns auch gegen einen Hochzeitsplaner und versuchten das Beste aus dem allem zu machen. Wir hatten Freunde, die wir einbinden konnten. So wurden auch schon die Einladungskarten verschickt und etliche Antworten kamen auch zurück.

Die Anmeldung zur standesamtlichen Trauung ließen wir am Samstag, den achten Dezember für uns beanspruchen. Hierfür war nur ein Kaffeestunde heran hängend, da die größere Feier erst am zehnten sein sollte. Wir hatten uns für einen Pfarrer entschieden, der aus dem Hause Campbells kam  und von Kanada eingeflogen kam. Er verstand alles wirklich perfekt zu machen.

Die Wahl der Trauzeugen für Paul waren Jared sowie Paul, während für mich nur Emily und Bella zur Debatte standen. Sie übernahmen auch die Vorbereitungen zur Junggesellenabschied, die wir nicht in Seattle feierten, sondern am Hafen der Quileute Marina. Sie übernahmen auch den Termin zur Probeessen und halfen uns bei schwierigen Entscheidungen zum Thema: Kindermenü, Tischkarten, Blumenschmuck und Ablauf des Menüs.

Unsere Flitterwochen buchten wir auf der Insel Madeira. Vier Wochen lang nur Paul und ich. Vier Wochen lang nur Geflitter, Gekicher, Gekuschel und hemmungslosen Sex. Wir hatten sogar für die auswärtigen Gäste Schlafmöglichkeiten im Angebot und diese lag neben der Feierlichkeit. Die Trauzeugen übernahmen den amüsierenden Teil des Abends, daher ließ ich mich in dem Punkt ausscheiden.

Während sich Bella mit Edward einging und ihre Freunde fast zu vergessen schien, bemühte ich mich um einen guten Kontakt zu jeden. Ich versuchte auch jeden auf seiner Weise in den Vorbereitungen einzuschließen. Emily kümmerte sich um die Blumen, die wie ich mir als Deko vorstellte aus roséfarbenen Chrysanthemen, rosafarbenen Pfingstrosen sowie weißen Lilien bestand. Jeder dieser Blumen hatte eine andere Bedeutung und nicht umsonst waren sie alle meine Lieblinge. Die Chrysantheme zierte die Wahrheit und ein langes Leben aus, während die Pfingstrose die Kraft der Heilung in Kraft setzt um jegliche Art von Verletzungen – sei es körperlich oder seelisch – heilte. Die Lilien strahlten majestätisch, wahrhaftig sowie ehrenhaft durch die Räumlichkeit.

Mein Brautstrauß richtete sich nach den fröhliche orangenen Gerbera und schönen gelben Callas. Der Strauß verdeckte den Griff, da die Efeuranken elegant hinabgleiten. Das Brautkleid lag über der rechten Schulter und befand sich aus Satin mit Blumen-Applikation und Herz-Ausschnitt in Champagner.

Es war alles nahezu perfekt, wäre die Tatsache nicht gewesen, dass Bella von Edward verlassen wurde und Sam sie in einen abgelegenen Wald aufgefunden hatte. Rasch kam mir der Gedanke wieder zurück, dass ich diese Szene nie miterleben wollte und dennoch erahnte. Seit diesem Vorfall wurde Bella noch introvertierter und schien niemand mehr an sich heran zu lassen. Selbst Charlie war wenig von diesem Benehmen angetan. Oft trug er dieses Verhalten ins Reservat, wenn er sich mit Billy traf. Und über Billy kam es von Jacob zu mir. Vielleicht war ich auch einfach zu vorsichtig, aber sie hatte es sich für richtig beansprucht mit einem Vampir zusammen zu sein. Ich verstand Bella sehr gut. Ein Vampir schien perfekt zu sein. Die makellose Haut. Die Sprache, wie aus einer anderen Zeit. Das Benehmen, das schon lange ausgestorben sei. Ich kannte einen Vampir, aber nie glaubte ich, dass er zu mehr wie Begierde fähig sei.

Zügig widmete ich diese Gedanken ab und lenkte mich mit der Umstellung ab. Paul lag immer noch schlafend im Bett und grunzte vor sich hin. Lächelnd fiel mir etwas ein. Ich kam seinem Ohr sehr nah und flüsterte ihm liebevoll hin, dass ich gerne seine Frau sein würde. In diesem Moment merkte ich wieder diese roséfarbenen Fäden, die sich an seinem Kopf befestigten. In diesem Augenblick sah ich all seine Gedankengänge. In weniger als einer Minute konnte all sein Leben erblicken. Was er sich je dachte? Was er je tat? Seine Begründungen und vor allem seine Bewegungen? All das war mir teilweise bekannt, aber die zwei Jahre in denen ich mich von ihm distanzierte, lag die schwerste Zeit über ihn. Mehr als ich glauben konnte. Paul liebte mich wirklich und auch wenn er sich noch nicht geprägt hatte. Ich hoffte innig, dass es auch mich treffen würde. Egoistisch veranlagt war ich nicht, aber ich liebte Paul und niemals könnte ich es verkraften ohne ihn leben zu müssen.

Der Anfang unserer Geschichte lag wohl tiefer als es sein sollte. Ich kam erst neu an die Schule und war bemerkenswert schüchtern. Ich kannte nicht viele Leute; nur Jacob, Embry und Quil. Schon damals hatte ich mit Embry viel Zeit verbracht und jeder glaubte, wir würden gut zusammen passen. Aber für mich war dies nie ein Gefühl, welches ich damit verband. Für Embry würde ich immer nur eine Freundschaft empfinden. Mit ihm könnte ich Bäume oder Pferde stehlen. Mit ihm würde ich all die Situationen brechen können. Mit ihm war alles so einfach. Ich wunderte mich nahezu, warum er sich auf mich prägen konnte. Keiner seiner Familie gehörte so richtig zu diesen Quileute-Stamm. Als ich schließlich von Paul angesprochen wurde, schuf ich in mir das Verlangen, ihn sofort küssen zu müssen. Ich hatte mich in seinen braunen Augen versunken und sah ihm beim Sprechen jedes Mal auf die Lippen. Ich verstand seine Worte. Ich war von Anbeginn der Zeit in ihn verliebt. Er bemühte sich für einen eigenen Kontakt mit mir. Er schrieb mir nachmittags nach der Schule immer von selbst. Wenn er mit Grandma Ruth oder mit seinen Freunden unterwegs war, sei es im Urlaub oder in irgendeiner Freizeitgestaltung rief er mich an und erkundigte sich, wie es mir ginge. Er sagte oft, dass er sich mit mir treffen wollte und dennoch sagte er auch immer ab. Entweder ging es ihm nicht gut oder er wurde in der Werkstatt nicht fertig. Und jedes Mal hatte ich mein Outfit wieder ausgezogen und in den Schrank gehängt. Dennoch verging kein einzigen Tag an dem ich ihn nicht liebte.

Eines Abend – es war Anfang November – wollten wir uns in einem Jugendtreff in Forks treffen. Er kam mit seinen Freunden und ich versuchte mit Embry hinzugehen. Weil Embry und ich nur Freunde waren, beschloss er mir Mut auszusprechen.

'Veira, zeig ihm, was du fühlst, gehe hin und küsse ihn.'
'Das sagst du so leicht.'

Ich trank mein Bier aus und verschlug mich auf die Toilette. Kaum einige Sekunden später schrieb mit Paul, dass er nun anwesend sei und sich fragte, wo ich anzutreffen wäre. Ich hatte ihn mein Aufenthaltsort gesagt. Ich glaubte nicht, dass er warten würde und dennoch als ich mich mit abgetrockneten Händen aus der Toilette kam, stand er weiter weg vor mir. Ich seufzte damals noch ein allerletztes Mal aus und kam auf ihn zu. Meine Hände legten sich wie von selbst auf seine Schultern, ehe ich ein schüchternes 'Hey' aussprach und ihn zu mir herunter zog. Meine Lippen legten sich auf die seine und anstatt sich zu distanzieren, erwiderte er diesen Kuss für eine kurze Zeit. Stirn an Stirn standen wir schließlich da und sahen uns nur an.

'Tut mir leid.'

Er schüttelte seinen Kopf und lächelte mich sanft an.

'Eine solche Begrüßung erwartet man nicht so oft.'

Die ganze Nacht blieb er bei mir. Wenn ich einige Meter von ihm weg stand, zog er mich wieder zurück. Wenn ich mein Handy bei mir trug, so hatte er das eine Mal das Gerät abgenommen, mich an sich gezogen und ein Foto geschossen. Wenn ich ihn einmal ansah und auf meine Lippe biss, so erregte es ihm. Allerdings auf Ende des Abends fand ich Embry nicht mehr, welcher meine Haustürschlüssel mitgehen ließ. Mürrisch kam ich zu Paul, der mich zu sich brachte. Ich war verliebt in ihn, so dass ich mit ihm unsere erste aber chaotische Nacht verbrachte. Seit daher war Paul distanzierter mit mir und ich wusste einfach nicht, was ich falsch gemacht hatte? Ich hatte ihn nie auf irgendwelcher Art verletzt. Nicht wie er es tat. Dennoch versuchte ich mein Glück mit ihm zu sprechen. Doch er ließ diese Versuche immer abblocken. Ich ließ dies ruhen und weinte heimlich über diese Einsamkeit. Bis ich ihn zwei Monate später wieder traf und ihn vollkommen neutral ansprach. Er hätte sich wieder umdrehen können, er tat es allerdings nicht. So genoss ich das Gespräch und seine Stimme zu hören, bis er mir sagte, dass ich ihm mehr bedeuten würde als diese Wette den Anschein machte.

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt