19× December: Silvester

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Seine Blicke fixierten die meine. Sein Körper zog sich straff an. Seine Beine stellten sich zur Abwehr hin, so als fürchtete er einen plötzliche Attacke aus dem Nichts von Paul. Kichernd in meine Hand sah ich ihn weiter an. Ich ließ nicht locker um zu verstehen, was er mit diesen Äußerungen bezweckte.

„Ich konnte es mir nicht heraussuchen, Veira. Und allein die Tatsache, dass du dich ein zweites Mal für Paul entschieden hast, lässt mich die Vermutung erahnen, dass ich in deinem Leben nur ein Freund bleiben werde. Das ist gut so, denn solange ich dir als Freund nützlich sein werde, kann ich damit leben.“ verriet Embry seine Situation.
„Seit wann?“
„Seit ich dich an jenem Abend in den Armen von Paul erkannte.“
„Die besagte Partynacht, in der ihr extra für mich nach Seattle gefahren seid?“ vervollständigte ich mein Wissen.
„So ist es.“

Nach kurzer Zeit kamen wir bei den anderen an. Während sich Embry zu den freudigen jungen Männern mit den Feuerkörpern gesellte, stellte ich mich zu Emily, die ihr Blick in Richtung Insel hielt.

„Er hat es dir endlich gestanden, hmm?“
„Woher?“
„Ich hatte das Gefühl, dass in seiner Distanz mehr steckt. Allerdings hatte ich mir lediglich erhofft, dass es nur eine ganz normale Liebe damit zu tun hegte. Dennoch bin ich stolz, dass er nicht nur mich als Mitwissende auserkoren hat.“ zwinkerte sie mir entgegen.
„Veira?“

Rasch wandte ich mich herum und fiel in die Arme von Paul.

„Ja, Paul!“

Lächelnd zog er mich in einen Kuss hinein. Einmal wollte ich mich von ihm lösen, damit ich die Feuerwerkskörper in die Luft schießen lassen sah, doch er ließ mich in diesem zurück gleiten. Mit einem Grinsen zog er mich enger an sich, was er sonst nur machte, wenn ihm die Situation von Bedeutung war. Als die ersten Raketen in den Himmel gejagt wurden, beschloss Paul noch nicht einmal da seine Lippen von meinen zu befreien. Nicht, dass es mir was ausgemacht hätte, aber war er es nicht, der die Knaller besorgt hatte mit dem Begleitschutz von Sam? Und jetzt wollte er nicht mehr? Argwöhnisch verzog ich im Kuss mein Gesicht und sortierte meine Gedanken wieder um.

„Leute, ihr könnt allmählich aufhören. Es ist doch schon Neujahr.“ lachte Jacob und Jared herbei.

Paul ließ von dem Kuss ab. Stirn an Stirn spürten wir unsere Nähe. Sein Atem lag auf meiner Nasenspitze. Seine Augen geschlossen. Seine Lippen halboffen, kurz vor einem leisen Haucher.

„Gesundes neues Jahr, meine Liebe. Zwei Jahre habe ich wieder darauf warten müssen und jetzt da du wieder hier bist, werde ich dich nicht mehr gehen lassen. Solange ich lebe, werde ich dir treu sein. Solange ich lebe, werde ich dir Liebe schenken. Solange ich liebe, werde ich dich beschützen – bis in den Tod.“
„Paul, versprich nichts, was du nicht halten kannst.“ flüsterte ich zurück.
„Ich werde dir alles versprechen, was sein muss, bis du meine Frage mit einem einfachen Ja beantwortest.“
„Versprechen nützen nichts, wenn man nicht auch danach handelt?“ wisperte ich ihm entgegen.

Zügig wandte er sich ein Stück von mir ab. Ich richtete meine Augen zu ihm, und blickte in seine braunen Augen.

„Fünfzig Monate sind wir nun - ohne dieser langen Pause - zusammen. Diese kleine Pause hat mich nur mehr daran erinnert, wie sehr ich dich für deine Person liebte. Ich hätte alles Geld der Welt abgelehnt, wenn ich mit dir zusammen sein können. Als ich dich zum ersten Mal sah, glaubte ich erst, du wärst Puppe, die mir verfallen werden würde. Du hast dich als anders entpuppt. Ich war von Anfang an, ehrlich zu dir. Ich hab dir von meinen Gedanken erzählt und ohne mich rechtfertigen musste, hast du meine Fehler angenommen. All die Blicke galten ab den Zeitpunkt dir. Deine grau-blauen Augen zierten das Kühle in deinem roten Hitzkopf.“

Er küsste mich erneut und legte meine Hände in seine.

„Fünfzig Monate, die mir alle durch den Kopf schießen, wenn ich nur mit dir Zeit verbringe, wenn ich jeden Morgen mit dir in meinem Bett aufwache und es ist genau, dass was ich versuchte all die Wochen vor dir fern zu halten. Mein Plan stand sicher. Während du mir den schönsten Adventskalender anfertigtest, arbeitete ich genau auf diesen Moment hin.“

Er küsste meine Stirn und drückte meine Hände sanft zusammen. Unsere Augen wichen nicht voneinander ab.

„Eines Tages werde ich nicht mehr in der Lage sein dich laut genug zu fragen. Ich möchte verdammt sein, wenn ich jede Minute durchplane und den perfekten Zeitpunkt übersehe. Daher möchte ich nicht einfach ein Plan verfolgen, sondern dir alle Zeit der Welt schenken und wir müssen uns auch ab sofort nicht zu beeilen. Den eines der schönsten Dinge des Lebens sind die gemeinsamen Erinnerungen und dies ist der Lohn.“

Argwöhnisch betrachtete ich erst einmal diese Szene. Als er sich jedoch niederkniete, riss ich meine Augen auf und realisierte die gezündeten Raketen nicht mehr. Alles war still und ich lauschte nur sein Lächeln und seine darauffolgenden Worte, die mit einer Leichtigkeit gesprochen wurde.

„Am heutigen Tag fühle ich mich sicher wie noch nie zu vor. Früher als ich dich frisch als Freundin hatte, versuchte ich meine Unsicherheiten zu verdecken und bot dir Gründe mir nicht zu vertrauen. Ich wusste und verstand nicht, was ich für dich empfand. Nun, ist es anders. Die Worte wirst du heute nicht hören, doch als Beweis meiner Zuneigung wirst du meine Frage mit Ehrgefühl hören.“

Kurz und ohne meiner Interesse nahm er eine Hand von der meinen und steckte dies in seine Hosentasche.

„Wie viele Frauen auf der Welt bringen mir derartige Gefühle? Liebes, ich plane es niemals herauszufinden. All die Blicke mit dir an meiner Seite, die ich anderen Frauen gelten lasse, so mehr bekomme ich die Bestätigung hierfür: Du bist die Liebe meines Lebens. Wenn du nie wieder Heim gekommen wärst, wenn ich alles verloren hätte und wenn ich all meine Sünden im Fegefeuer bereinigen hätte müssen, so erklingt mein Herz, den so Etwas bedeutet ihm nichts. Ich habe dich. Das einzige Mädchen um auf die Knie zu fallen. Nichts würde jemals besser sein, als der Tag… Möchtest du mich heiraten?“

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt