52× March: i just died in your arms

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*Veiras Sicht*

'Deine Eltern und der Mann dort sind nur der Anfang etwas mächtigeren. Solange Ihr nicht an euch selbst glaubst, so werdet Ihr nie die Macht bezwingen können. Ihr müsst fliehen, wenn ich es Euch sage! Hört mich an, rennt solange Eure Beine Euch tragen können!'
Abermals schienen meine Gedanken quer zu liegen. Unwillkürlich hüpfte ich unter die Dusche und brachte mich wieder auf Vordermann. Auch wenn ich in Schockzustand handelte, achtete ich genauso auf mein Aussehen wie normal. Ich reinigte mich mehrmals von dem Schlamm und dem Dreck auf meiner Körper. Rasch trocknete ich mich ab und verarztete die Wunde. Ich zog die gemütlichsten Klamotten an, ehe ich das Taxi bereits vor der Tür stehen sah. Die blutige Kleidung stopfte ich in ein Müllsack und versuchte diese zwischen hier und meiner Heimat verschwinden zu lassen. Aus diesem Grund stopfte ich auch diesen Sack noch in meinen Koffer.
Vor einigen Stunden kam ein Schüler aus meiner Privatschule zu mir an meine Wohnung, wollte mit mir sprechen, versprach mir die Wahrheit zu sagen und doch konnte er es nicht. Zu schnell verfing ich mich in Fäden des Nebels. Zu schnell verwickelte ich mich in einen Strudel aus dem ich nicht mehr herauskam. Die Tränen rannen mir über das Gesicht und ich versuchte all das zu verdrängen. Ich rannte um mein Leben; Jahr für Jahr.
'Alec, wohin? Wohin soll ich rennen?'
'Dorthin wo Euch niemand finden wird.'
Der junge Mann setzte mir einen kalten Kuss auf die Stirn, ehe ich seine roten Augen direkt vor meinen sah. Schluckend verstand mein Herz bevor mein Kopf einsetzte, was das bedeutete.
'Vor mir – vor uns – müsst Ihr Euch nicht fürchten. Es gibt meines Gleichen, die werden immer nach der Eure Macht dursten und erst ruhen, wenn sie dein Blut ausgelöscht haben. So bitte, wenn ich Euch sage, dass Ihr rennen sollt, so macht das!'
'Kann ich Euch vertrauen?'
Alec sah mich lächelnd an, küsste mich kurz auf dem Hals und biss mit einem Elan hinein. Schmerzen folgten mit einen Hauch Nässe. Bei ihm trieben es die Tränen heraus und er wusste, dass er das Weinen verlernte. Je länger er lebte.
'Bringt das alles zu Ende. Ein Leben als Vampir war früher eine Strafe, wie mein menschliches Leben. Doch je mehr ich trinke, desto mehr vergesse ich meine guten Seiten. Je länger ich lebe, desto mehr verlange ich nach einem Leben. Verdammt bis in die Ewigkeit mit einer Gabe, die nichts Gutes aufruft. Veira Seraphine Campbell, bring das bitte zu Ende!'
Mit offenen Mund stand ich wimmernd vor ihm und sah direkt in seine Augen.
'REEEENNN!'
Mit einem Affenzahn legte ich einen Sprint hin und rannte in Richtung meiner Wohnung. Der Mann, der im Wald spurlos verschwunden war, rief nicht mehr. Alec sah mir hinterher und streckte seine Hände nach mir aus. Sein dunkle Gabe folgte mir, sollte es nur als Antrieb nutzen. In seinen Augen zeigten sich Tränen der Angst.
Am Hals blutend packte ich wie in Trance meinen Koffer. Realitätsfern steuerte ich jede Ecke meiner kleinen Wohnung an und sammelte unbewusst die kostbarsten Dinge ein. Immer wieder kamen die Erinnerung hervor, die ich versuchte mit aller Gewalt zu unterdrücken. Ein verzweifelter Mann blutüberströmt am Abend in mitten eines Waldes. Ein verstörter Blick, der mir mehr verriet als das unkontrollierte Zittern seines Körpers. Ein versuchter Hilferuf, den ich nachgehen wollte ehe er in der Dämmerung verschwand. Skeptisch und dennoch neugierig rannte ich der Spur hinterher, die viel zu schnell für einen Menschen sein musste.
'Ihr müsst fliehen, wenn ich es Euch sage!'
Es waren Schrei zu hören; unüberhörbare Schreie. Schüttelnd ließ ich die Erinnerungen aus meiner Gegenwart verdrängen, ehe sie mich noch mehr in Angst und Schrecken setzten. Hatte mich nicht der Mieter auf solche Vorkommnisse hingewiesen? Irgendwo in meinem Kopf wusste ich diese Antwort bereits, allerdings wollte es in diesem Moment nicht auftauchen. Daher versuchte ich weiterhin mich mit Packen abzulenken. An Schlafen dachte ich nicht und versuchte auch schon am Flughafen an Tickets zu kommen. Glücklicherweise schienen die Nachtflugbeliebtheit stark zurückgegangen. Bei diesem Vorfall wunderte es mich nicht im Geringsten. Ohne wieder daran zu denken, schloss ich meinen Koffer und legte den Schlüssel auf die Kommode ab.
'Rennt solange Eure Beine Euch tragen können!'
Abermals schienen meine Gedanken quer zu liegen. Unwillkürlich hüpfte ich unter die Dusche und brachte mich wieder auf Vordermann. Auch wenn ich in Schockzustand handelte, achtete ich genauso auf mein Aussehen wie normal. Ich reinigte mich mehrmals von dem Schlamm und dem Dreck auf meiner Körper. Rasch trocknete ich mich ab und verarztete die Wunde. Ich zog die gemütlichsten Klamotten an, ehe ich das Taxi bereits vor der Tür stehen sah. Die blutige Kleidung stopfte ich in ein Müllsack und versuchte diese zwischen hier und meiner Heimat verschwinden zu lassen. Aus diesem Grund stopfte ich auch diesen Sack noch in meinen Koffer.

So fing meine Geschichte an und endlich fiel der Schock von mir ab. Ich erkannte die Wahrheit hinter der Situation, die für mich damals so verschreckend wirkte. Meine Gedanken brachten mich zum Flughafen zu dem einzigen Menschen, der mir immer wieder Halt bot, der mich nahm wie ich war.
„Paul!“ seufzte ich in Gedanken.
Im Unterlid kamen Tränen auf. Meine Mundwinkel bebten und auch meine Hände bildeten sich zu Fäusten. Ich spürte eine Hand auf meine Schulter, ehe ich ruckartig umwandte.
„Mia!“ stellte ich rasch fest.
„Deine Begleiter sind auf dem Deck. Ich dachte, du würdest erst einmal nur mit mir darüber reden. Es tut dir noch immer an, dass du Paul immer wieder den Rücken kehren musst. Was hast du geplant, dass das nicht mehr vorkommt?“
„Das Ende von all dem. Ein Happy End für uns alle. Für dich, dass du wieder auf das Land darfst. Für Skadi, dass sie niemand mehr verschreckt mit ihrer Wutattacken. Für Alec, der nicht mehr ein Teil der Ewigkeit sein möchte. Und für Demetri, der sich wieder in seine Heimat zurück sehnt. Er würde lieber ein Mensch bleiben, als ein Vampir zu werden.“
„Und was möchtest du, Cherry?“
Mia sah aus wie Sam; nur in weiblich. Sie sah mit meinen dunklen Augen jemand an und erkannte sofort seine tiefsten Fälle.
„Ich möchte ein Ende mit Paul. Ein bis ans Ende aller Tage. Und irgendwann neben ihn einschlafen; für immer. Aber erst wenn wir alt sind und wir reichlich Enkelkinder davon trugen. Ein Happy End, welches wohl ein Traum bleiben wird.“
„Wieso?“
„Weil solange ich auf dieser Welt bin, wird die Magie immer fortan schreiten.“
„Heißt, dass du sterben musst...“
Die Braunhaarige lehnte sich zurück in die Kissen und sah mich neutral an. Vorwurfsvoll betrachtete sie ihre Gedanken neu.
„Und um das zu erreichen, was muss geschehen?“
„Bella muss eine Allianz mit den Wölfen und den Vampiren abhalten. Auch wenn es niemand von ihnen passen würde.“
„Wie willst du das hinbekommen?“
„Durch ihre Tochter. Jake wird sich auf sie prägen. Niemand darf sie anfassen.“
„Ausgeklügelter Plan, exzellent, nur wie wollen wir die andere Front angetanzt kommen lassen?“
Mia wirbelte mit ihrer Hand und verlangte die Antwort nicht sofort. Sie stand auf, brachte mir eine Gefäß und lächelte mir freundlich zu.
„Trink, meine Liebe.“
„Was ist das?“
„Rum. Es hat den besten Seemännern den Verstand gekostet, und doch Einigen mehr die besten Ideen einfallen lassen.“ zwinkerte sie mir entgegen.
So trank ich das bittere Zeug im Ganzen hinab und verzog dabei die Miene.
„Sie werden denken, dass das Kind eine Unsterbliche ist.“
„Und Volturis mögen keine gebrochene Regel.“ fügte nun auch Demetri hinzu.
Seine Augen leuchteten in einem seltsamen Rot.
„Deswegen brauchst du mich auch, um sie zu verraten.“
Unangenehme Stille kehrte ein, ehe er sich zu mir gesellte, in dem ich ihn dazu verleiten ließ.
„Demetri, du wirst eine besondere Schachfigur für mich sein. In all dem Trubel werden Caius, Alec und du mir die Einzige bringen, die ich angreifen würde.“
„Was um Volturi Willen willst du und vor allem Wer ist die Person?“
„Athenodoras Tod, natürlich. Sie ist die Mörderin meiner Eltern, fast auch meinetwegen. Wie dumm konnte ich nur nach all der Zeit sein.“

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt