50× December: The fast return

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»Deine Fäden sind mächtiger geworden, meine Prinzessin.«

Die junge Frau erkannte die Stimme von der sie sich abwandte, als sie den Thronsaal eintrat. Sie wollte nicht diejenige sein, die ihr immer wieder vor die Füße fiel. Sie erkannte sie deutlich, als wäre es erst gestern gewesen.

»Am Anfang trugen sie nur rosé und wie ich sehe habt Ihr sie um zwei erweitert.«

»Warum verhöhnt Ihr meine Tochter?«

»Vater, es ist in Ordnung.«

Die Rothaarige wandte sich zu der Seele und erkannte auch diese Erscheinung augenfällig. Die Schwester von Caius; was führt sie hierher?

»Die selbe Frage, die ich wohl auch Euch stellen dürfte… Nach so langer Zeit sehen wir uns in dem Reich in der ich gefangen bin… Veira, hört nicht auf das, was Euer Vater sagt. Er versteht Eure Kraft nicht und möchte, dass es von niemand erachtet wird. Er möchte, dass du an die zweifelst. Unkontrollierte Magie ist Macht, die Fremde leichter beeinflussen können als die Besitzer selbst. Kehre zurück auf die Erde und wählt Euren Gegner gut aus. Weder die Volturi, noch die Wölfe sind Eure Feinde. Es ist die höhere Macht, die Euch irgendwann in die Knie zwingt.«

»Hört, hört und das von einem kleinen zerbrechlichen Mädchen.« höhnte ihr Vater mit zerbissenem Gesicht.

Rosé stand für die Gedanken, Lavender für die Verbindung zu anderen Genträgern und Blau für den inneren oder äußeren Frieden. Rose erwachte zum ersten Mal am Weihnachtsmarkt, den Ersten in Port Angeles. Blau erweckte sich zum ersten Mal an ihrer Hochzeit, womöglich weil sie daran dachte, dass ihr etwas Blaues fehlte und an der Zusammenführung zweifelte. Lavender kam kurz vor ihrem derzeitigen Dasein, als sie zum ersten Mal auf Florentyna traf.

»Wie viel Fäden gibt es?« warf ich nun in die Runde

»Zehn, meine Teuerste, die ersten drei Fäden sind einfacher zu handhaben. Die anderen sieben werden wohl mehr Erfahrung brauchen. Ich, persönlich, kam nur in die Versuchung der ersten vier. Der wichtigste Faden für Euch, meine Prinzessin, ist wohl der Allerletzte: schwarz, wie die Nacht, schwarz, wie das Eure Herz zur dieser Zeit. Erst wenn Ihr all das erfüllt, werdet Ihr Eure wahre Erscheinung kontrollieren können.«

Ihr Vater kehrte die Treppe herab, nahm sein Schwert in die Hand und durchschnitt damit ihren Hals. Erschrocken wich die Rothaarige von ihm weg und hielt ihre Hand vor dem Mund. Mit großen Augen konnte sie dem Gesehenen nicht trauen.

»Hör nicht auf dieses Geschwätz. Du wirst nicht böse werden und...«

»Vater, erzähl mir die Wahrheit, wieso musstet ihr wirklich fliehen?«

»Das können wir dir nicht erzählen, Liebes!«sprach nun ihre Mutter auf den Thron

»Deswegen musste eine arme Seele sterben, um die Wahrheit nicht ans Licht kommen zu lassen.«

»Alles zur seiner Zeit!« bekräftigte nun der König seine Worte.

»Nein, niemals. Ihr würdet mich sterben lassen, und selbst da würdet ihr mir nichts von dem allen sagen. Ich habe zu euch aufgeblickt. Ich habe euch vergöttert. Mutter, ich wollte im Herzen immer so rein sein wie du es immer schientest. Vater, ich wollte immer Hoffen und Glauben wie du, aber all das war eine Illusion zu jenem Schicksal, welches mich erwarten würde. Wenn die Magie mein Schicksal ist, dann soll es so sein, aber ich werde nicht mitansehen, wie ihr Blutsverwandte umbringt; nur um die Wahrheit zu vertuschen. Ich stehe direkt hier. Ich habe ihre Worte mitangehört und dennoch...«

Die junge Frau schrie durch den Saal, rannte danach mit verlorenen Tränen heraus und sprang über die Brüstung in die Tiefe der Stadt. Niemals hätte sie ihre Eltern für so schwarz-herzig geglaubt. Ihre Blicke verschwammen. Sie rannte durch die Stadt, die sie immer wieder ansehen wollte; unbeirrt und vollkommen zielstrebig. Sie ließ die Stadt hinter sich und kämpfte sich in die Freiheit. Vor der Schlucht vernahm sie eine ihr bekannte Stimme, die sie wohl in eine Richtung führen wollte. Zwei Soldaten standen dort, die sich den Seelen annahmen, wenn sie herkamen. Sie schlug mit einer Gerissenheit die Soldaten zu Boden; bewusstlos.

„Wie konntest du nur in meine Augen sehen? Du hast dir alle meine Kapitel durchgelesen und keine einzige Seite übersprungen. Du kanntest mich wie noch keine zuvor. Du kanntest die Seiten, die hinunter führten in mein Innerstes, an jenem Ort so kalt und gefühllos vorzufinden war. Ohne Seele schlief mein Geist an jenem eisigen Ort, bis du ihn dort aufgefunden hast und in deinem Herzen eine Heimat beherbergtest. Veira, du hast mich im Inneren geweckt. So rufe ich auch deinen Namen nun und versuche dich aus dieser Dunkelheit zu befreien. Jetzt erst weiß ich, was mir fehlt und ich werde dich dieses Mal nicht einfach verlassen. Ich habe dich nie von mir weg gedrängt. Ich wollte immer ein Teil deines Lebens sein. Jedes Mal wenn es intensiver wurde, bist du weggegangen. Erst mit deinen Eltern und dann das mit deiner Gabe. Erfroren im Innern ohne deine Berührung, ohne deine Liebe, Liebling. Nur du bist das Lebende unter all dem, was ich kannte. Es scheint, als habe ich tausend Jahre geschlafen. Muss meine Augen für alles öffnen. Ich werde dich hier nicht sterben lassen und wenn es einen Gott gibt, so werde ich alles daran setzen, dass du wieder bei mir bist. Ich liebe dich, Veira Lahote. Ich liebe dich wirklich so sehr. Ich bitte dich darum, löse deine Fäden und kehre zu uns zurück.“

Mit großen Augen hörte sie zum ersten Mal seine wahren Gefühle und es machte ihr zugleich Angst, dass sie sich gegen ihn entscheiden musste. Durch das auftauchen von Florentyna wurde ihr bewusst, warum sie nicht im Koma bleiben durfte. So viel Zeit vergangen und doch wurde jeden Tag mehr bestätigt, was sie so lange verleugnet hatte.

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt