26× December: wedding part I

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Am nächsten Morgen wachte Paul auf und lächelte mich fröhlich an. Als wir Frühstücken wollten, ließ seine Miene mir mit Sorge bescheinen. Seine Mimik zeigte mir Traurigkeit und vielleicht lag auch ein bisschen Spannung dabei.

„Ich hab vergangene Nacht von uns geträumt, Veira."
„Was hast du den geträumt, dass dir dies im Gesicht geschrieben steht?" wollte ich neugierig wissen.
„Wie ich mich damals dir gegenüber benahm." stockte er auf einmal heraus.

Skeptisch sah ich kurz auf meine Hände, die mehr Geheimnisse in sich trugen wie mir schien. Jedoch von diesem Tag bis zur eine Nacht vor der Hochzeit, bei der ich bei Emily schlief,gab es keine weiteren Zwischenfälle. Sam schlief im Gästezimmer von Paul, während Letztere im großen Bett alleine schlafen musste. Das Wolfsmädchen brachte mir einen Gute-Nacht-Tee und beschloss mir auch ein Bad einzulassen mit verschiedenen wohltuenden Kräutern, die meine Haut und mein Körper entspannen lassen würden.

Ohne Umweg nahm ich das Bad und hörte entspannende Musik, während Emily in der Küche noch Obst zurecht schnitt und sie mir auf den Küchentisch hinterließ. Sie war wie eine Mutter und sie wäre bestimmt eine noch bessere Mutter für ihre Kinder. Lächelnd schlummerte ich mich in das warme Wasser und genoss die Gerüche von Lavendel, Abendblume und Kamille. Ich kam allmählich herunter und die mühevolle Arbeit der letzten Monaten schienen nicht ganz von mir abfallen zu wollen. Wahrscheinlich würde es sich legen, wenn ich... ich hatte ganz vergessen, dass ich niemand hatte, der mich zum Altar führte. Mit einem Mal bekam ich wieder Grübelgeflechte auf meiner Stirn und ich seufzte muffelig aus.

Emily klopfte in diesem Moment und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich lächelte und wunderte mich schon über ihre Zuvorkommenheit, als ich eine feine roséfarbene Strähne durch die Tür hindurch schimmern sah. Augenverkurbelnd schüttelte ich meine Hände, damit diese von ihr ablassen konnte.

„Meine Eltern sind nicht mehr unter uns, Emily. Ich habe vergessen jemand für diesen Part zu erfragen."
„Mach dir keine Gedanken. Ich habe mich darum gekümmert."

Ich konnte ihr aufmunterndes Lächeln durch die verschlossene Tür hören.

„Danke, Emily."

Beruhigend ließ ich mich schließlich von der Wanne ab und verließ nach einer Stunde das Badezimmer. Zusammen mit Emily aß ich das Obst und trank den Tee. Wir sprachen über alles, aber nicht mehr groß über die Hochzeit. Sie gab mir zu verstehen, dass sie sich um eine Dinge mehr bemühte und sie hoffte, dass es mich mit Freude erregen würde. Sie hatte auch seit einigen Wochen mein Handy bei sich, immer wenn sie etwas wissen musste. Sie wollte eine Bildergalerie erstellen, deswegen nahm sie auch mein Laptop mit den alten Bildern von Paul und mir heraus.

Eine Stunde vor der Hochzeit sah meine Gefühlswelt wieder anders aus. Ich saß mit Emily, Bella und Leah in dem kleinen stickigen Raum und versuchte meine sorgenvolle Miene zu verstecken. Immer wieder ging ich zum Fenster öffnete dies und wenige Minuten schloss ich diese wieder. Frisur, Make Up und das Kleid saßen perfekt. Die Gefühle schnürten mich ein und ich glaubte, es würde mir übel sein. Bella, die aus ihrer Starre erlöst wurde und öfter mit Jacob herumwanderte, genoss diese Szene immer wieder. Anscheinend lenkte sie sich so von ihren eigenen Problemen ab. Jacob liebte sie. Sie liebte ihn nur als Freund. Ihr Herz würde wohl immer Edward gehören und das war gut so, schätze ich.

Bella übernahm die Ankleide und bemühte sich für aufmunternde Worte. Leah genoss die Zeit der Zweisamkeit, während die mir die Frisur herrichtete. Sie band mir die Haare locker zur Hochsteckfrisur. Der Seitenzopf flochtete sie mir angenehm mit Perlenschmuck zum Hinterkopf, worin sie diese mit dem Dutt verband. In diesem Dutt ließ sie den Hauch des Schleiers betten. Und Emily schminkte mich dezent. Sie wusste, lieber dezent als übertrieben. Sie wusste, dass nur sie an mein Gesicht durfte und ich ihr vertraute. Nicht, dass ich Bella oder Leah nicht vertraute, allerdings würde ich Bella als wenig kreativ und geschickt ansehen und Leah... Ja, Leah würde ich wohl auf die selbe Stufe stellen, auch wenn sie Bella nicht besonders mochte. So verzweifelt ihr Herz dennoch an der Prägung von Sam.

Die Quileute sowie die Campbells verlangten bei der Hochzeit immer ein Ritual. So musste ich mir selbst etwas Altes, Neues, Geborgtes und Blaues finden. Jacob brachte mir die Ohrringe von meiner Mutter, die sie einst zur ihrer eigenen Hochzeit trug und ich ließ dies als alt durchgehen. Die Ohrringe waren aus reinen Perlen, wie die in meinem Haar. Von Embry bekam ich ein selbst-geschnitzten Armschmuck, der aus Holz und Perlen bestand und darin schmückte sich ein heulender Wolf. Lächelnd nahm ich dies als Neues an und bedankte mich bei ihm ausgiebig. Von der Frau des Pfarrers, die meine Tante war, bekam ich fünfzig Dollar. Ihre Bemerkung darauf schien mich stutzig zu machen.

„Keine Sorge, deine Mutter hatte dieses Geld nicht gebraucht. Bei den Campbells wird dies am Tag der Hochzeit gegeben, als etwas Geborgtes; als Notlösung in letzter Minute." zwinkerte sie mir entgegen.

Tante Moria war wohl nicht lange unter Menschen gewesen. Lächelnd dankte ich ihr und fand dies als gut, so musste ich nicht mehr nach etwas Geborgtes suchen.

„Hast du schon etwas Blaues, Süsse?" fragte nun Emily nach.

Ich schüttelte meinen Kopf. Sie war auch die Einzige, die von dem Geldschein wusste. Leah, Bella und Emily grübelten in der letzten halben Stunde herum. Ehe sie was fanden, wurde die Tür aufgerissen.

„Ladys, ich möchte Euch bitten auf Eure Plätze zu gleiten. Die Braut sollte sich noch einmal um ihre Rede kümmern." lächelte Seth herein und zwinkerte sie an.

Als die Frauen heraus wanderten, zog ich mir meine champagnerfarbenen Pumps anziehen und die Rede in Ruhe verinnerlichen. Doch daraus wurde nichts mehr, den die Tür wurde ein zweites Mal geöffnet.

„Und bereit?" hörte ich die männliche Stimme, die mich wohl nun zum Abholen kam.

Ich hing mich an ihn ein, seufzte ein letztes Mal, ehe er mich aus dem Raum zur Kirche geleitet. Von Innen hörte ich bereits das sanfte Einsetzen der Orgel. Rasch sah ich Jacob an und vergaß all meine Sorgen. Auch vergaß ich in diesem Zusammenhang etwas Blaues miteinzubringen.

„Hast du alles? Rede, Kopf und Herz?" wollte er noch einmal wissen.
„Ja, ich hab alles. Nur, bitte, lass mich nicht im Stich."
„Werde ich nicht,..."

Er kam mir nah an mein Ohr und flüsterte zwei Wörter hinein, ehe er die Tür öffnete.

„Veira Lahote."

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt