59× October: homeless

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* Pauls Sicht*


„Paul, du bist heute nicht ganz bei dir, hmm?“

Rachel stand hinter mir, massierte meine Schultern und schien schon seit Langem dort zu stehen. Seufzend legte ich eine Hand auf die ihre und lächelte sanft.

„Hast du was gesagt, Liebes?“ wollte ich neugierig wissen.

„Ja, ich habe dir doch vor Monaten erzählt, dass ich versetzt werden könnte...“

„… nach Florida, oder?“

„Nein, nach Frankreich. Wir wollten doch schon immer nach Europa.“

„Ach, stimmt, das andere F-Wort.“ entschuldigte ich mich, in dem ich sie auf die Hand küsste.

„Schon vergeben. Du wolltest dir Gedanken machen, ob du das möchtest?“

„Würdest du das den wollen?“ gab ich die Frage zurück.

„Du weißt, wie gerne ich überall anders sein würde, als wie hier!“

„Du hast recht, aber bei mir ist es nicht so einfach.“

„Ich weiß, Paul, deine Arbeit ist dir sehr wichtig und du hast da gute Aufstiegsmöglichkeiten, aber ich dachte nur, dass wir auch mal was aus unserem Leben machen sollten; mehr als La Push, mehr als das Reservat. Fernab von all der Erinnerung.“

„Bis wann musst du Bescheid wissen?“

„Ich sollte morgen mit meiner Planung beim Chef vorstellig werden!“

Ich nickte ihr diese Aussage ab und sagte ihr zu. Was sollte ich auch machen? Sie ist meine Prägung und ich würde ihr nie einen Gefallen ausschlagen können. Freudestrahlend umarmte sie mich, verließ das Wohnzimmer und telefonierte im Nebenzimmer. Ihre Stimme erhöhte sich, als sie ihrer Freundin diese Neuigkeit erzählte. Ich selbst kannte diese Freundin aus ihrer Arbeit nicht, nur Gutes schien ich von ihr zu hören. Ein erstickendes Gefühl kam von der Magengrube auf, trank ein Wasser und es schien immer noch nicht besser zu sein.

„Baby, ich geh zu Sam.“ lächelte ich, küsste sie während sie weiter telefonierte.

Abermals seufzte ich als ich aus dem Haus ging. Meine Großmutter, meine allerliebste Omi verstarb auch vor etlicher Zeit und wurde nicht – wie ihr Willen – hier beerdigt sondern an dem Ort, an dem meine Eltern zufrieden miteinander lebten. Embry und mich ließen sie hier und kamen kaum einmal vorbei oder melden sich gar nicht mehr so oft. Als der Wind von der Küste ins Gesicht gezogen kam, erahnte ich etwas in der Luft liegend. Vielleicht wartete ich mein ganzes Leben auf diesen einen Moment, in dem ich mich auf jemand prägen würde. Doch alles schien banal zu sein, als ich vor einigen Monaten ein Mädchen bei Embry auf den Schoss sitzen sah und ich glaubte sie kennen zu müssen. Alles schien überflüssig zu sein, als ich in diesen Augenblick, das Gefühl der Eifersucht zu mir kehrte. Eifersüchtig war ich bei Rachel nicht, da ich wusste, dass sie mich liebte. Hatte ich in all der Zeit meiner Arbeit als Detektiv etwas Wichtiges übersehen? Charlie konnte mir das immer gut erklären. Seit ich jedoch selbstständig in La Push meine Wache hatte, konnte ich ihn nicht immer fragen. Charlie kam zwar oft zu Besuch um nach Jacob und Billy zu schauen, aber auch Bella kam so oft wie es geht vorbei. Ihr Bauch wuchs heran, und sie schien zu schwächeln. Die Flitterwochen schienen keine Wochen vergangen zu sein. Und ihr Bauch schien sich schon ziemlich gewölbt zu sein.

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt