45× March: Red Riding Hood

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Teil 2

Eine Frau mit tief geschnittener Kapuze wartet in Mitten des leerstehenden City Hall Subway Station auf die nächste Bahn

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Eine Frau mit tief geschnittener Kapuze wartet in Mitten des leerstehenden City Hall Subway Station auf die nächste Bahn. Ohne auf die vorbeifahrende Bahn zu achten, die immer mal wieder eine Schleife entlang fuhr, sah sie auf ihren bedeckten Arm. Seufzend schloss sie ihre Augen und öffnete diese schnell klimpernd. Ihre Augen verfärbten sich dadurch. Ihre Pupille schimmerten in einem dunklen braun und nur die Umrisse veränderten sich schlagartig zu rot oder schwarz. Ihre schwarzen Runen schimmerten nun mehr in einem bleichenden Ton und das schien Angst in ihr auszulösen. Ihre einzig gebliebene Hochzeitsrune ihrer einstigen Liebe, die auf dem Herzen schien ebenso erloschen zu sein, als die auf ihrem Arm. Es war traurig, dass sie mit ihrem neuen Leben einiges durchstehen musste.

Hinter ihrem blutroten Umhang erkannte niemand die blutunterlaufenen Augen, die sie immer wieder in letzter Zeit trug. Seufzend setzte sie sich auf eine Bank in diesem verlassenen Untergrund und wartete. Auf wen sie wartete, wusste sie genau. Er war der Einzige, der ihr je loyal zur Seite stand. All die Jahre existierte diese Gabe und er nahm sich ihr an. Mit munteren Schritten betrat er den versperrten Bereich in mitten der überfüllten Stadt. Selbst in der Nacht schienen die Menschen nie schlafen zu wollen. Mit einem Lächeln auf den Lippen und schwarzen Pupillen wandte er sich dem Trubel ab. Ein Brief ereilte ihm auf eine Mission, die er wohl zügig abbrach und seinen Begleiter alleine ließ:

»Mein wertgeschätzter Vampir, ich grüße Euch aus der Ferne. Wenn Ihr diesen Brief erhalten habt, so werde ich wohl weiter gezogen sein. Ich werden dennoch unter dem Blutmond in der Stadt, die niemals schläft sein, an einem Ort, der so einsam und doch so besucht ist. Im tiefen der Dunkelheit erwarte ich Euch in zügigen Tempo.«

Nach langer Zeit war er sich absolut sicher, dass sie ihn geschrieben hatte. Sie, die für Tod gehalten wurde. Sie, die für ihn nie wirklich aus dem Koma je zurückgekehrt war. Als sie ihn zum ersten Mal wieder trafen, war es keine persönliche Begutachtung, eher eine Erzählung seitens seines Meisters. Dennoch musste er sie nach langer Zeit wieder sehen. Seine Mission lag weit in den Gebirgszügen des Himalayas und er wäre wohl in ihrem sibirischen Standort eher gewesen, als an ihrem Aktuellerem. Schneller glitt er die Stufen herab, bis er auf der anderen Seite des Untergrundes herauskam. Weit und breit; niemand zu sehen. Nur eine Gestalt mit rotem Umhang. Ein Rot, welches er all die Jahre nur zu gut kannte. War es ein Symbol? Ein Rot, welches nur in den Irden seiner Meute lag. War es eine Drohung?

„Rotkäppchen, meine Liebe, was verschafft mir die Ehre Eures Briefes?“

Sie wandte sich nicht zu ihm, lauschte seine Schritte, die ihr näher kamen. Sie hatte vor Jahren in einem fremden Land gelebt und auch dort ihre Gabe kennen gelernt. Verborgen vor jenem, die ihr diese Gabe raubten. Nur sie fand dieses Land, in dem sie willkommen geheißen wurde. Jedoch verlor sie immer wieder Tränen seit sie erwachte. Sie schlief, hieß es. Sie schlummerte im Koma, sagte man ihr. Doch in jener Zeit hatte sie Kontakt mit anderen, ihres Gleichen. Sie fand eine Möglichkeit mit ihren Eltern zu kommunizieren. Er setzte sich neben ihr und beobachtete ebenfalls den Zug, der immer wieder eine Schleife fuhr.

„Wieso treffen wir uns ausgerechnet hier in der Nacht, wenn oberhalb ein Buffet aufgetischt wird?“ murmelte der Mann mit einem griechischen Dialekt.

„Ach, Demetri, Ihr schuldet mir ein Leben, welches angemessen ist. Habt Ihr vergessen, was Ihr mir angetan habt?“ forderte die junge Frau das Schicksal heraus.

„Meine Liebe, wie kann ich Euch um Vergebung bitten?“

„Wenn es soweit ist, lass ich es dir wissen. Doch zunächst müssen wir einen Plan hegen, wie es zu Eure Vergebung kommen könnte.“

Scharf sog der Vampir Luft durch seine Lunge und seufzte wie ein Teekessel aus. Mit einem Lächeln quittierte sie sein Verhalten, legte eine Hand auf seine und küsste ihn zärtlich.

„Rotkäppchen...“ sprach er verträumt, ehe sie sich von ihm löste.

„Demetri, als ich im Koma lag, wohnte ich als Prinzessin in einer märchenhaften Hölle. Sie glich fein und rein. Nur, wer Vergebung suchte, wer am Tag hinarbeitete, wer in der Nacht litt konnte seine Prüfung für ein besseres Leben im Himmel in meinem Palast absolvieren. Mein Vater und meine Mutter erschienen mir in diesem Traum. Ich glaubte, dass sie mich auf eine Prüfung vorbereiten wollten. Meine ganz persönliche Prüfung.“

„Was genau, meint Ihr damit?“

„Ich brauche Euch, Demetri, für meinen finalen Schlag. Ich brauche Euch und Eure Gabe um mein Ziel voranzubringen. Einst nahm ich mir das Privileg ihn fortzuschicken und nun bereue ich, dass ich je ging. Meine Gabe verfluchte meine Vergangenheit, je mehr ich mich nicht lieben konnte. Er konnte es dennoch selbst mit der Gabe. Doch wieder einmal hatte ich ihn fortgejagt.“

„Dann sucht ihn auf, wie beim letzten Mal!“

„So einfach ist das nicht, mein Teuerster. Ich setzte meine Gabe kontrolliert ein und zwang ihn mich zu vergessen. Ich löschte seine Erinnerungen an mich, seine und denen, die mich je zu kennen wagten.“ abermals klang ihre Stimme wehleidig.

„Warum habe ich Euch dann nie vergessen?“ wollte er dann doch diskret wissen.

„Weil ich es nur bei Paul anwandte. All jene, die mit ihm Kontakt hätten, würden mich in Vergessenheit geraten.“

„Also hast du deine Fädchen auf Wanderschaft geschickt?“

Sie nickte mit ihrer Kapuze und zittrig lag ihre auf seine Hand.

„Sie würden mit der Zeit verblassen, und an Macht verlieren. Dennoch wird in ihnen ein Loch sein, welches sie nie zu stopfen wagten. Eine kleine Art von Demenz.“

„Was genau ist dein finaler Stoß?“ fragte der Volturi zwiegespalten.

„Ich werde jegliche Magie aus der Welt eliminieren. Nie wieder wird die Magie die Welt in Chaos versinken lassen. In einer Welt ohne Wölfe, ohne Vampire, ohne Gaben. In einer friedlichen Welt, in der alle zusammen leben, mit lebhaften Diskussionen, zielgerichteten Kompromissen und wertschätzenden Vertrauen füreinander.“

Seine schwarzen Augen starrten sie nur gebannt an. Als hätte sie ihm eine Geschichte über ein Mythos erzählt. Nie im Leben konnte er ihre Worte für wahr erachten. Sie war nicht immer so.

„Ich bin für diese Aufgabe geboren und deswegen wollten mich in Volterra eine Menge Vampir Tod sehen. Ich wurde ein allerletztes Mal gebissen. Zu einem weiteren Mal wird es nie wieder kommen.“

„Wer hatte dich beim ersten Mal gebissen?“ verlangte Demetri zu wissen.

„Das bleibt ein Geheimnis, bis zu jener Sekunde, wenn auch ich dich von mir fortjage.“

Sie stand auf und streckte ihre Hand nach seiner aus. Er ergriff diese und folgte ihr im raschen Tempo. Schweigend liefen sie die Stufen herab, ehe sie inne hielt, sich die Zunge lasziv über die Lippen schweben ließ:

„Doch heute Nacht werden wir ein bisschen Spaß haben!“

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt