37× June: the unexpected turn

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Es wurde Nacht. Das Reservat wurde umhüllt durch männliche Schreie, die immer wieder kehrten. Je länger Carlisle in dieser Blockhütte bei ihm stand und an ihm herum experimentierte, verhielt sich jeder ruhig. Niemand machte den Anschein hineinzugehen und nach dem Rechten zu schauen. Billy sah geknickt auf dem Boden und schüttelte immer wieder den Boden. Sam strafte Leah mit Blicken, die ich kaum beschreiben konnte. Paul, Jared, Quil und Seth sorgten sich um den verletzten Jacob. Nur ich konnte diese Situation noch nicht klar schildern.

Ein Stück Übermut und einem Hauch Naivität nahmen den Kreis ein, dem ihn nicht gut tat. Umsorgend schien auch der Blick von Leah zu sein. Schlechtgelaunt wandte ich mein Blick merklich von den Schreien ab und verzog meine Miene kraus.

„Embry, er ist dein Freund, wieso reagierst du nur so?“ strafte mich nun auch Sam.
„Er ist ein Freund, klar. Wäre nicht der Übermut gewesen, käme es gar nicht erst dazu.“
„Es muss nicht gleich gestritten werden. Ich habe ihn etwas Schmerzlinderndes verabreicht. Es wird wegen seiner animalischen Wärme nur für einige Minuten halten, daher würde ich vorschlagen, wer Ideen hätte, nur zu? Ich bin mit dieser Art der Verletzungen überfragt?“ meinte der Blondhaarige, der aus dem Haus trat genant.

Seufzend ballte ich meine Hände zu Fäusten und reagierte auf diese Frage ungezügelt.

„Sie sind Jahrhunderte alt und Sie wissen nichts von dem Heilungsprozess eines Wolfes? Sie leben länger als wir zusammen. Erzählen Sie mir nicht, dass es keine Möglichkeit gibt für eine derartige Verletzung. Sie haben nicht alles ausprobiert.“

Schluckend beschwichtigte Carlisle mein Gemütszustand mit folgenden Worten:

„Es tut mir leid, aber es gibt Dinge, die werden auch in Hunderten von Jahren ungetestet bleiben.“
„Carlisle, mein alter Freund.“

Ein ruckartigen Sprung versetzte uns alle in Schrecken. Carlisle wandte sich an den Sprechenden im Schatten; der versteckt im Schatten der Wälder befand.

„Jahre auf der Erde herumwandernd. Auf die simple Frage nur komplizierte Antworten.“

Mit großen Augen sahen wir in dieselbe Richtung, ehe sich etwas bewegte und eine Gestalt heraustrat. Dieses Wesen trug einen schwarzen Mantel, der seinen kompletten Körper darunter versteckte. Seine Haare färbten sich in einem reinem Blondton. Seine Miene verfinstert zu einem Orkangefühl. Seine roten Augen verrieten, dass er eines seiner Gleichen war.

„Wie? Was macht Ihr hier? Ich hatte Euch hier nicht erwartet?“ kam die unverhoffte Antwort des Vampirs mit goldfarbenen Augen.
„Ich hatte nie gedacht, dass mein Informant die Wahrheit sprach, dass die Cullens sich mit Wölfen gemeinsam gegen Neugeborene kämpfen. Wie ich sehe, sind alle wohlauf.“

Es wirkte auf mich als wäre er nicht alleine hier und sprach seinen letzten Satz keineswegs in unsere Richtung. Carlisle wurde blass um die Nase. Scheinbar war es in seiner Welt ein Verbrechen mit einem Gestaltwandler umherzuirren.

„Und wer sind Sie?“ verlangte Billy fordernd.

Unser Gegenüber lachte spöttisch und dennoch respektvoll.

„Für euch ist es nicht relevant, wer ich zu sein vermag. Für euch ist nur bedeutsam, wer mein Informant sein mag.“ sprach der hellhäutige Vampir wie aus einer anderen Zeit.
„Und wer verriet uns?“ versuchte nun auch Sam herauszufinden.
„Ich!“

Eine weitere Stimme aus dem Schatten hinter dem Eindringling kam hervor. Diese Stimme klang ganz nach… Nein, dass konnte unmöglich sein? Eine Gestalt mit weit ins Gesicht gezogene Kapuze trat neben dem Blondhaarigen und schnaubte ungebändigt. Ihren Kopf streckte sie gen Himmel, ehe die schwarze Haube langsam an ihren Rücken herunter glitt. Mit einem erschrockenen Gesicht blieben wir alle stocksteif stehen. Dieses Wesen, welches die Ähnlichkeit von Veira hatte, trat auf uns zu. Erschrocken waren wir nicht, sie wieder zu sehen, eher wegen ihren Erscheinungsbild. Ihre Augen lagen in einem Bordeauxrot.

„Wie konntest du nur?“ flüsterte nun auch Quil in die Runde.

Sie wandte sich zu ihrem Nebenmann, nickte ihm zu und legte sanft eine Hand auf seine Schulter.

„Es ist ok. Sie werden mir nichts tun. Bleib genau hier stehen und sie werden dir nichts tun, Caius.“

Carlisle wunderte sich über das Benehmen seines Gleichens. Veira kam zu Billy und kniete sich vor seinem Rollstuhl.

„Bitte, erlaube mir, Jacob zu heilen. Ich bin die einzige Möglichkeit ihn ohne Rückstände zu hinterlassen, wieder aufhelfen kann. Bitte, Billy, er ist meine Familie und ich werde ihn nicht zurück lassen.“

Der Vater von Jacob nahm ihre Hände in seine und lächelte mit Tränen in den Augen.

„Ich vertraue dir!“

Lächelnd umarmte sie ihn liebevoll und stand mit erhobenem Haupt auf, ehe sie sich ohne Umschweife in den Türrahmen stellte. Sie schloss ihre Augen konzentrierend und bewegte ihre Finger bedacht und bizarr. Ihr Kopf legte sich weiter in die Schräge.

„Sie sieht aus wie früher; als sie vor einem schwierigen Puzzle saß, oder?“ stellte ich überlegend fest.
„Da hast du irgendwie recht, Embry!“ lächelte Billy zufrieden.

Kurzweilig beobachteten wir, bevor sie sich mit einem Schlag zu uns drehte. Ihre Augen wurden zu einem deutlich helleren Rot. In ihren linken Auge bildete sich sogar ein dunkler Fleck. Die Last von ihren Schultern werfend, ging sie von der Veranda hinab und lächelte munter.

„War nun schwer, die einzelnen Knochen zusammenzufügen...“
„Was um Himmelswillen macht ihr hier?“ kam eine bekannte Stimme hinter ihr hervor.
„Jacob!“ freuten sich alle sehr über seine Genesung.

Veira kehrte wieder zu diesem Caius zurück und nickte, ehe sie sich noch einmal zu uns umwandte. Ihr Blick blieb bei Paul stehen und glaubte in ihren Augen noch etwas wie Trauer gesehen zu haben. Als sie jedoch ihr Blick meine traf, lächelte sie und besah noch einmal prüfend den Nebenmann an, denn es kam mir vor, dass er ein Oberhaupt einer geheimen Vampirorganisation war.

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt