31× December: back to december

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* Demetris Sicht*

Am Tag des Heiligabends nahm ich den Weg zum Haus ihres ehemaligen Freundes ein. Zügig versteckte ich mich im Gebüsch im Garten und beobachtete, wie eine alte Frau mit Gehstock aus dem Haus ging. Ehe die Tür ins Schloss fiel, huschte ich unbemerkt zwischendurch. Noch einmal vergewissernd, dass außer mir niemand mehr vor Ort sein würde, lief ich rasch durch das Haus. Stets bemüht nichts zu verändern. Im Zimmer von Paul angekommen, konnte ich dies nie übersehen, wegen den vielen unzähligen Bildern von Veira und ihm. Sie liebten sich wirklich. Jedes einzelne Bild stammte aus früheren oder dem kürzlich vergangenen Zeiten. Es wirkte auf mich, als wäre die Liebe wie eine Ewigkeit.

Ich zog ihre Kleidung rasch in einen Koffer und versuchte auch ihre zu erwischen. Schließlich kamen die Bilder in eine andere Tasche herbei. Veira wollte dies zwar nicht, aber ich hielt es für das Beste, wenn Paul keinen Beweis an ihre Existenz mehr hatte; laut Caius. Es war auch hier so, dass Caius sie nicht unbedingt als Wache oder Besitz ansah, eher als Hüterin, die ihre Gabe noch nicht anerkannte. Caius sah mehr in ihr und wehe, man sagte etwas darüber. Nach dem Veira verschwand, hatte Aro keine Ahnung um welches Geschöpf Caius trauerte, deswegen ließ er wohl – nach Erzählungen zu urteilen – eine makabere Bemerkung ab. Den wahren Satz würde ich wohl nie erfahren. Daraufhin musste wohl der Finanzvampir aus sich heraus gekommen sein und drohte mit dem Abgang der Volturi, wenn niemand diese Frau finden würde. Seine Frau – Athenodora – fand dies nicht sehr aufschlussreich.

Von allen musste sie gewusst haben, dass Caius sie ihr vorzog. Nur hatte ich bis dahin keinen präsentierenden Beweis für ihre Abneigung gegen Veira. Am Ende der Aufräumphase setzte ich mich erschöpft auf das Bett und spürte bereits hier eine unangenehmes Aufkommen. Ich gesellte mich auf dem Boden und sah hinunter. Dort war ein kleiner Koffer verstaut, den ich wohl gespürt haben musste. Musternd erachtete ich den Koffer und holte ihn kurze Zeit später hervor. Langsam öffnete ich ihn und schon schwang ein metallischen Duft in die Nase. Grübelnd hob ich das Oberteil an und sah eine Plastiktüte. Meine Hände gingen automatisch nach vorne und lagen den Inhalt frei. Waren das nicht Veiras Klamotten, als sie verschwand? Eindeutig, sie trug diese Klamotten in der Schule und wir wollten uns eigentlich am Marktplatz treffen. Sie kam aber nie an. War dies der Grund?

Mein Handy zuckend, schoss ich ein Bild von diesem blutüberströmten Klamotten und schickte dies Caius mit den Worten:

>Was geschah damals wirklich?<

In diesem Moment hörte ich ein Schlüssel in die Tür krächzten, ehe ich den Koffer zurück verstaute und die anderen Sachen in die Hand nahm. In Windeseile zog ich an Paul vorbei, der mein Duft gewittert hatte und ins Schlafzimmer stiefelte. In dieser Zeit konnte ich über alle sieben Bergen verziehen. Im Hotel angekommen, sah ich auf mein Handy und ein eingehender Anruf ertönte.

„Hast du irgendetwas der Gleichen gesehen an ihr; ein Art Bissabdruck?“ sprach er leise und voller Sorge.
„Nicht das ich wüsste, aber… wartet… Sie hatte sich betrunken in ihrem Hochzeitskleid. Ihre eine Schulter war nicht verdeckt und ich glaubte einen abgeheilten Eingriff erblickt zu haben.“ versuchte ich die Zusammenhänge noch einmal Revue passieren zu lassen.
„Egal, wer das war, er wird von mir persönlich zur Rechenschaft gezogen.“

Es fühlte sich in diesem Moment an, als wäre dies eine geheime Mission zwischen Caius und mir. All die Zeit kam mir die Frage nicht auf, aber nun schien sie greifbar Nahe zu sein.

„Weiß Aro von dieser Aufgabe?“ fragte ich höflich nach.
„Natürlich nicht, das muss auf Heimlichkeit beruhen. Ich vertraue in diesem Haus niemand, solange sie ihre Gabe nicht beeinflussen kann.“
„Aber sicher, Sie sollten nur wissen, dass sie wohl öfter ihre Gabe eingesetzt hatte. Wie mir scheint auch an ihrer Hochzeit um zu erfahren, was in dem jungen Mann vorging.“
„Soso, Demetri kehrt zurück. Man verlangt nach dir.“

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt