33× June: half a year later

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* Erzählersicht*

Anschmiegsam lag sie kuschelnd auf den Körper des anderen Geschlechtes. Ihre roten verstrubbelten Haare suchten sich Wege von ihrem Körper davon. Schleichend bewegte sie sich im Schlaf von der einen auf die andere Seite. Die Augen friedlich geschlossen, doch konnten die seine sich nicht von diesem Abbild abbringen. Die junge Frau sah noch immer so hübsch und zerbrechlich aus. Nur ist aus dieser kleinen Prinzessin wahrlich eine Königin geworden.

Die junge Campbell lebte nun seit einem halben Jahr aus freien Stücken in Italien und genoss das Leben dort sehr. Die wärmende Sonne, die ihr in Forks de facto fehlte, sowie die lauen Sommernächte verbrachte sie immer wieder mit männlichen Begleitungen. Jeder Einzelne wurde am Ende für den Durst eines Vampirs benutzt. Ihre Haut leuchtete bräunlich von der Sonne. Ihre Augen glänzten immer mehr; je Tag für Tag. Während sie tagsüber sich alleine beschäftigen durfte, bat derjenige, ihr einen Leibgarde zusammenzustellen; diese bestanden aus Alec und Demetri.

Die Zwillingsschwester war kaum davon angetan, als sich Alec bereitwillig für diese Aufgabe meldete. Selbst Demetri schien ihre Anwesenheit für gut zu befinden. Niemand verstand bis dato wieso einige Vampire sich in ihrer Anwesenheit wohlergehen lassen. Niemand würde je verstehen, was die Drei an ihr gebissen hatte. Niemand und nicht einmal die junge Campbell konnte dies erläutern.

Umgeben von Blutsaugern und sie als Mensch lebte in ihren Palast. Mutvoll und wissend ließ sie dies jeden Tag über sich ergehen. Von niemand wurde sie je gebissen, seit sie eine Leibgarde an ihrer Seite hatte, durfte sie sogar nachts durch die Straßen laufen um auf die angesagtesten Feierlichkeiten zu gehen. Als sie wie an vergangenen Abend nur mit einem weißen Tuch umhüllt durch das angrenzende Badezimmer in den begehbaren Kleiderschrank schritt, zog sie sich rasch ein schwarzes Kleid an, welches wundervoll zu ihrem athletischen Körper passte.

Bei der Rückkehr im Zimmer lächelte sie und sprach denjenigen an, der auf ihrem Bett saß und sie musternd beäugte.

„Kann ich so gehen?“

Er nickte wie hypnotisiert.

„Hast du meine schwarzen Pumps gesehen?“ stellte sie eine Frage, die er nie mit einem Ja oder Nein absegnen würde.
„Sind sie nicht im Schrank, hinten links?“

Dieses Mal schüttelte sie ihren Kopf, bedacht darauf, dass er sich selbst ein Bild von der Sache nahm. Wie berechenbar, stellte er sich in diesem Moment hin und schritt an ihr vorbei. Keine Sekunde später stand er mit den erwünschen Schuhen neben ihr. Er reichte sie ihr und sie nahm sie dankend an. Liebevoll streichelte sie seine blasse und makellose Haut, ehe sie den Weg zum Bett auf sich nahm.

„Liebes, ich hoffe es wird nicht wieder so spät.“ hörten ihre Ohren seine Worte.
„Dir würde eine solche Party mit Sicherheit auch gefallen. Und ich werde mitgehen, wenn du gehen willst.“ lächelte sie ihn mit dem Hundeblick an.
„Wieso kann man dir nichts abschlagen?“ versuchte der Blondhaarige seine Gegenüber zu verstehen.
„Ich weiß nicht, für gewöhnlich wirkt meine Masche nicht.“
„Für gewöhnlich bin ich auch nicht ans Rad der Zeit gebunden.“

Als er schließlich für diese Feierlichkeit zusagte, nahm er sich der Verantwortung an. Demetri und Alec hatten für jenen Abend Zeit sich Abhilfe für ihren Hunger zu suchen. Während der Dritte sich selbst bereit erklärte sich zu opfern. Der Abend sah wie für Veira typisch aus: Sie betrinkt sich, tanzt mit Kerlen, schleppt sie ab und am nächsten Abend werden sie vermisst gemeldet. Jedoch konnte derjenige sie niemals für so gerissen halten. Sie sah so friedlich aus, wenn sie schlief. Wenn sie für einige Stunden ihre Augen schloss, sah sie aus als wäre sie so unnahbar. Wenn sie für einige Stunden friedlich schlummerte, wusste er, dass nur an diesem Ort Ruhe herrschte.

Wie gerne würde er auch wieder träumen? Doch dies konnte er nicht; er war verdammt ein blutsaugendes Monster ohne Seele zu sein. Wieso hatte sie sich vor einem halben Jahr für das Leben hier im Palast entschieden? Wieso entschied sie sich für ein Leben im Halbschatten, wenn sie doch ein Leben in der Sonne vorziehen könnte? Wieso lag sie nun neben ihm, während sie ihre Freunde vermisste? Hatte er ihr etwa die Wahl abgenommen oder irgendwer anders? Ruckartig bewegte sich Veira und schnurrte etwas für einen Menschen undeutliches. Allerdings konnte er es auffassen, als würde sie sagen wollen, dass er nicht so viel denken sollen.

„Ich kann es nun nicht nachvollziehen.“
„Ich habe mich für euch entschieden, reicht dir der Gedanke nicht.“ gähnte sie in das Kissen hinein.
„Du lebst nun seit sechs Monate hier bei uns. Vor wenigen Monaten warst du noch glücklich in Amerika. Was ist passiert?“

An ihren Augenlidern konnte ihr Begleiter sehen, dass sie die Augen verdrehte. Ehe sie ihre Finger ausstreckte und er ein unangenehmes Gefühl auf der Schläfe spürte. Rasch wich er von ihr ab, bevor er verstand, dass es sich hierbei um ihre Gabe handelte, fiel er rückwärts vom Bett heraus.

„Ihr habt mir keine Wahl gelassen.“

Ein zweites Mal fühlte der Mann ein unangenehmes Eindringen in sein Kopf, ehe er Bilder wie Filme in seinen Gedanken abspielen sah. Er und seine Brüder im Geiste standen in einer dunklen Ecke und berieten sich, wie der Feind des Clans ausgelöscht werden würde. Der Feind wollte Informationen rauben um die Schwäche der Volturis weiter zu verbreiten. Hinter einem Gitterzaun lief ein junges Mädchen vorbei, beim Erkennen entglitt ihm das Gesicht.

„Einen kurzen Moment...“ hatte er einst gesagt.

Seine Brüder sahen in die Richtung, in der, der Blondhaarige ging und lächelten.

„Veira, wie nett, dass man sich auch wieder trifft.“
„Anscheinend bist du immer noch in Volterra.“ nahm nun auch der Stillere das Wort an sich.
„Wonach suchst du mitten in der Nacht?“ verklagte nun auch das erste Oberhaupt.
„Ich bin auf der Suche nach Caius. Ich muss mit ihm sprechen; alleine.“

Das Wort 'Alleine' ließ sie absichtlich hinten herausfallen. Schnell nahmen Aro und Markus ihre Beine in die Hand, bevor auch Felix und Demetri verschwanden. Von Felix mürrisch und freundlich von Demetri wurde sie besehen. Die Rothaarige winkte ihm herzlich zu.

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt