23× May: puzzle of my life

428 12 0
                                    

Im März legte sie diese Art der Distanz zu mir ab, die immer noch wegen meinem Verhalten vor dem Haus des Alphas stattfand. Es glich mir wie eine Konsequenz, weil ich sie a) nicht einweihte, b) nicht mit involvierte und c) nicht vertraute. Sie weinte sich verzweifelt in den Schlaf. Ich vermutete, dass sie an eine mögliche Hochzeit zweifelte, weil meine Worte zu unangebracht waren. Ich hätte wissen müssen, dass sie mir folgen würde. Sie gab zu schnell bei, als ich sagte, ich komme später wieder. Sie teilte auch nicht mehr das Bett mit mir, stattdessen nahm sie lieber den harten Platz auf der Couch oder im Gästebett auf sich. Sprechen taten wir beide auch nur wenn Grandma anwesend war. Wenn sie auf der Couch einschlief, gab sie meist den Grund an, dass sie es nicht mehr ins Bett geschafft hätte, weil sie müde war. Komischerweise war der TV aus, immer wenn ich sie ins Bett transportierte und dieses Gerät war so alt, dass es keine automatische Abschaltung gab. Besser ging es mich, wenn ich sie im Gästebett aufgefunden hatte, dennoch ging auch hier immer ein Schwung schlechtes Gewissen ein. Was so ein weibliches „Schon gut" heißt, durfte ich nun die letzten Wochen mit Fleiß und Mühe ertragen.



Umso mehr freute es mich, als Emily mir sagte, dass sie letztens zur Kleideranprobe gewesen sei. Und Veira würde noch ein passendes Kleid suchen müssen. Sie hatte diese gewisse Vorstellung und sie würde mich wohl bis an jenem Tag im Winter überraschen wollen. Das Datum für die Hochzeit verkündete sie mir an jenem Abend im April als sie vom Einkaufen heimkehrte.



„Ich würde gerne an einem Montag heiraten, Paul."


„Wieso an einem Montag?"


„Es ist nicht nur der Anfang einer Woche sondern der Anfang eines gemeinsamen Lebens." verriet sie mir lächelnd.


„Und welches Datum würde dir taugen?"


„Der zehnte Dezember?"



Ich hatte nichts gegen das Datum. Auch wenn es noch einige Monate ins Land ziehen mussten, bis sie mir endlich als Frau gehörte. So musste ich innerlich schmunzeln, als ich bemerkte, dass es nur noch acht Monate zur Hochzeit war. Emily und sie genossen die Planung der Hochzeit und ich ließ alles ihren Vorstellungen entsprechen. Hier und da gab ich auch meine Meinung zu, allerdings hatte ich zu den meisten Themen nichts einzuwenden. Allein ihr strahlendes Gesicht fand ich als Glückseligkeit.



Im Mai machte sie sich große Sorgen um Bella, da sie einfach verschwand. Sie hatte sich auch nicht von ihr verabschiedet, so als wäre sie nicht mehr Herr ihrer Lage, umschrieb Veira ihre Gedanken. Im Nachhinein schien auch Jacob sich auf ihre Sorgen einzubringen. Er suchte oft das Gespräch zu Veira. Dementsprechend befand ich mich zu jener Zeit oft bei Sam. Schließlich waren auch Jared und er meine Trauzeugen. Ich wollte ebenso wie Veira alles perfekt haben. Deswegen suchte ich mit ihnen zusammen mein Anzug aus und versuchte in dem Chaos zwischen dem Verschwinden von Bella, der Freizeitgestaltung von Veira mit Embry und dem Trubel für die Hochzeit nicht irgendwann die Übersicht zu verlieren.



Emily und Bella schrieben die Einladungen, die mir nicht ganz entfallen sind. Zwei Einladungen sollten nach Italien verschickt werden. Ich konnte mir nur vorstellen, dass sie Freunde dort hatte, die sie zurücklassen musste. Oder musste ich auch auf einen ehemaligen Geliebten aufpassen? Sie schwor mir, dass sie mit niemand außer mit mir hatte. Allerdings ging sie auch einst mit Embry ziemlich weit. Nachdenklich beäugte ich diese Einladungen und warf sie in den Postkasten. Ich wollte herausfinden, um welche Art Freunde sich hierbei handelten. Zu neugierig erachtete ich diese mysteriösen Einladungen.



Als Bella wieder auftauchte, schien sie im Krankenhaus aufzuwachen. Veira schien nicht das verlangen zu haben, sie zu besuchen. Stattdessen beäugte sie diese Situation distanziert, wenn Jacob von ihren Verbesserungen berichtete. Einmal verschwand auch sie aus diesem Raum und kam irritiert wieder. Der Zustand von Veira wurde schlimmer. Sie wirkte erschöpft, müde und zerrissen.



„Was ist los, Veira? Seit Tagen bist zu so verstreut." gab ich meine Meinung kund.



Es war mitten in der Nacht als ich wach wurde und sah, dass sie noch immer an einem Buch saß. Seufzend blickte sie mich aufmunternd an und strich mir sanft durch das Gesicht. Die Beziehung schien nahezu perfekt zu sein. Die Bettgeschichte war ebenso faszinierend. Allerdings blieben die Gespräche momentan weit auf der Strecke.



„Die Situation mit Bella macht es unmöglich zu verdrängen, was vor meinen Augen deutlich gezeigt wird. Edward ist nicht gut für sie. Allgemein gesehen, wenn er sie verlassen würde..."


„Gibt es einen Grund deiner Unterstellung, Liebes?" versuchte ich aus ihr schlau zu werden.


„Paul, sein Clan und er selbst sind kalte Wesen, die, die ihr auf natürliche Art und Weise jagen solltet. Und mit ihnen sind Feinde ins Land gekommen, die ich nicht kenne, dennoch fühle ich mich in Gefahr."


„Von was sprichst du?"



Sie legte das Buch weg, seufzte abermals ehe sie mich ansah und gequält lächelte.



„Es sind Jäger in dieses Land gekommen. Sie töten aus Spaß. Sie versuchen die Aufmerksamkeit einer Familie auf sich zu lenken. Sie werden nicht eher ruhen bis sie dies aufgebaut haben. Ich vermute, sie wollten Bella. Edward schien zur rechter Zeit bei ihr angekommen zu sein..."


„Veira, wie willst du das wissen? Noch nicht einmal Jacob hatte von diesem Ereignis erzählt." wunderte ich mich.


„Ich weiß auch nicht. Es fing im Dezember auf dem Weihnachtsmarkt an. Ich hörte Gedanken über Dinge, die passieren werden. Ich hörte Gedanken über Dinge, die nie ausgesprochen wurden. Es sind immer andere Gedanken, aber zu Beginn entstand diese Verbindungen bei einen der Cullens. Alice hat die Fähigkeit in die Zukunft zu sehen, wogegen Edward die Gabe des Gedankenlesens hat. Ich hörte seine Gedanken."


„Du hast eine solche derartige Gabe?"



Sie nickte und nahm das Buch zu Hand.



„Deswegen versuche ich aus meiner Familie schlau zu werden."



Die Rothaarige zeigte mir den Einband und ich verstand nun, warum sie tagein tagaus dieses Buch las. Die Geschichte der Campbells - von ihren kleinen Abenteuern und ihren uralten Geheimnissen.



„Und nebenbei suchst du mit Embry nach seinem Vater?"


„So ist es und dazu bereite ich auch die Hochzeit vor."


„Eines musst du mir noch erzählen. Wieso bist du eigentlich vor wenigen Wochen aus dem Raum gegangen, als Jacob von Bella erzählte?"


„Dies tue ich immer, wenn die Gabe einsetzt. Ich sehe roséfarbene Fäden aus meinen Fingerspitzen und dann höre ich die Gedanken, die für mich wie Puzzleteile in meinem Kopf zusammengefügt werden. Ich brauche an diesem Zeitpunkt Ruhe um mich wieder zu sortieren. Es lag an niemand. Ich brauche nur Zeit für mich."

Die MarionettenspielerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt