Erstaunt riss ich die Augen auf, denn all diese Briefe waren an mich adressiert.
Sofort schwirrten mir sämtliche Fragen durch den Kopf...Warum hat Mom sie mir nicht gegeben?
Was verheimlicht sie vor mir?Ich verließ das Arbeitszimmer mit den Briefen, um sie in meinem Zimmer zu lesen.
Ich setzte mich auf das Bett und atmete einmal tief ein, bevor ich zum ersten Brief griff und diesen öffnete. Ohne dabei eine große Sauerei zu veranstalten, brach das Siegel, welches aus rotem Wachs bestand und holte den Inhalt aus dem Umschlag heraus.
Das Briefpapier war edel verziert und dicker als normales Papier, jedoch fühlte es sich seidig weich an.
Noch ein letztes Mal strich ich über die Verzierungen, bevor ich zu lesen begann.Meine über alles geliebte Tochter Katherine,
Ich weiß nicht, wie alt du bist, wenn du das hier liest, aber du musst wissen, ich liebe dich von ganzem Herzen, selbst wenn ich nicht bei dir bin.
Du fragst dich vielleicht, warum ich euch damals verlassen habe. Es ist eine komplizierte Geschichte. Doch wenn du dich dazu entschließt, mit mir Kontakt aufzunehmen, möchte ich dir alles aus meiner Sicht erzählen.
Du musst wissen, ich denke jeden einzelnen Tag an dich und hoffe, dass das Schicksal uns irgendwann zusammenführt.
In ewiger Liebe,
dein VaterIch war wie erstarrt.
Mein Dad hatte uns verlassen, als ich noch im Mutterleib meiner Mutter herumhüpfte.Der Grund dafür war eine andere Frau...
Seit ich diese Info von meiner Mutter erhielt, galt er für mich als tot.Sie war immer der Meinung, dass ich zu hart zu ihm sei. Das habe ich nie verstanden, denn Mom wurde immerhin von ihm verlassen. Warum nahm sie ihn dann auch noch in Schutz!?
Wut braute sich in mir zusammen.
Zum einen, weil mir die ganze Geschichte mit der Vergangenheit zu schaffen machte, zum anderen, weil ich mir sicher war, dass Mom von den Briefen wusste.Ich musste mich unbedingt bei jemandem auskotzen. Und wo geht das besser als bei seiner besten Freundin?
Meine beste Freundin Jessy ist nicht nur eine Freundin und Schwester für mich, nein sie ist meine Seelenverwandte.Wir kennen uns seit unserer Geburt und haben beinahe alles zusammen gemacht. Unsere Eltern verstanden sich auch gut, deshalb machen wir fast immer einen gemeinsamen Familienurlaub. Zusätzlich habe ich bei Jessys Familie ein zweites Zuhause gefunden, ebenso wie sie bei uns.
Ohne meine beste Freundin und meine Zweitfamilie wäre ich aufgeschmissen.Ich öffnete unseren Whatsappchat und begann zu tippen:
K: EXTREM-NOTFALL!!!!!
Keine zwei Sekunden später war sie online...typisch für sie!
J: Was ist los???? Alles Ok??
K: Nein...meine Mom hat Briefe von meinem Dad versteckt.
Die waren alle an mich adressiert!!J: WAAAAAAAAS!? Warum tut sie sowas?
K: K.p. sowas kann sie doch nicht verschweigen!
J: Ich kann verstehen wenn du sauer bist. Ich wäre mega wütend wenn meine Eltern sowas mit mir abziehen würden!
Julien ist übrigens auch geschockt...Genauso wie Jessy gehört mein bester Freund Julien zu meiner Familie. Er und Jessy sind seit zwei Jahren zusammen. Wobei das Lustige an der Geschichte ist, dass sie sich als Kinder nicht ausstehen konnten.
Das Leben macht halt, was es will.Jedenfalls war ich froh, Julien die Story nicht noch extra erzählen zu müssen, da ich echt kein Nerv dafür gehabt hätte.
K: Ich weiß nicht was ich jetzt machen soll
J: Rede am besten mit ihr. Vll gibt's eine einfache Erklärung Julien ;)
K: Hmmm, du hast Recht...danke euch :D
J: Ach immer doch Schatzi Jessy ♡
In dem Moment hörte ich Geräusche von unten, die darauf hinwiesen, dass Mom gerade nach Hause gekommen war.
K: Mom ist grad heimgekommen
J: Klärt das am besten sofort
K: Ok
J: Viel Glück. Du schaffst das schon
K: Danke. Bis morgen ihr beiden
J: Bis morgen (auch von Julien)
Ich verließ den Chat und legte die Briefe in einem Haufen auf den Schreibtisch. Schon kommt Mom freudig ins Zimmer hineingestürmt.
"Ich hab Japanisch dabei" Sie kam auf mich zu, um mich zu umarmen doch ich blockte ab.
So aufbrausend wie ich im Moment war, fiel ich sofort mit der Tür ins Haus.
"Warum hast du das mit Dads Briefen verschwiegen?", rief ich wütend.Ihre fröhliche Stimmung umging förmlich in den Keller...bye bye gute Laune... und ihr Blick verdunkelte sich.
"Du darfst mir keine Vorwürfe machen."
"Ach und warum nicht?", gab ich trotzig zurück.
"Es war nur zu deinem Schutz."
"Aber warum willst du mich vor Dad schützen? Sollte es nicht lieber meine Entscheidung sein, ob ich Kontakt zu ihm habe oder nicht?"
Von Wort zu Wort wurde ich lauter, bis ich mir die Seele aus dem Leib brüllte.
Die Augen meiner Mutter füllten sich mit Tränen. Sie antwortete nicht. Sobald ich mich ausgefüllt hatte standen wir uns schweigend gegenüber. Die Minuten verstrichen und keiner von uns wagte auch nur einen Mucks.
Irgendwann ergriff ich nun wieder das Wort."Warum hat uns Dad verlassen?" Ich gab nun nicht mehr als ein Flüstern von mir.
"Er hat uns nicht verlassen." Sie schluchzte.
"Und was dann? Er ist wohl kaum auf 17-jähriger Geschäftsreise", meinte ich sarkastisch.
Sie überging meine Frage.
"Kathy, alle Dinge in deinem Leben geschehen aus einem bestimmten Grund. Das ist der Lauf der Dinge."
Ihre klugen Weisheitssprüche könnte ich nicht länger ertragen.
"Mom, auch wenn ich nicht mehr herumschreie, bin ich dennoch sauer. Ich möchte jetzt bitte alleine sein, ich brauche Zeit um das zu verarbeiten."
Sie nickte langsam, drehte sich um und ging bedrückt aus dem Zimmer.
Erschöpft ließ ich mich ins Bett fallen und zog mir anschließend die Decke bis zum Kinn hinauf.Aus irgendeinem Grund beschäftigte mich der eine Satz meiner Mutter.
Was meinte sie damit, dass Dad uns nicht verlassen hatte?
Ich schob den Gedanken kurzerhand beiseite und massierte meine Schläfen aufgrund meines dröhnenden Kopfes.
Als der Schmerz nun endlich nachließ, war ich auch schon eingeschlafen.
◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇
Hallöchen😊
Dadurch, dass das 1. Kapitel so kurz war habe ich beschlossen noch ein zweites hochzuladen.
Bis dann
_summergirl_2001🌹
DU LIEST GERADE
The Royal Family ~ Lasst das Chaos beginnen | ✓
Teen Fiction„Endlich hatte ich das fehlende Stück in meinem Herzen gefunden." Die 17-jährige Kathy findet durch Zufall zu ihrem Vater, der sie vor ihrer Geburt verlassen hat. Sie erfährt, dass sie ihm doch nicht so egal ist, wie sie immer geglaubt hat. Dabei be...